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Pommes und Schnitzel, Stolz und Vorurteil

Von Sagwas-Redaktion / 22. November 2013
picture alliance / Shotshop | Markus Mainka

Text und Filme sind im Rahmen des Seminars „Interkulturelles Berlin – Reportagen mit und ohne Hintergrund“ der Friedrich-Ebert-Stiftung im November 2013 entstanden. In diesem Seminar haben 18 junge Studierende und Medienschaffende Reportagen über das interkulturelle Zusammenleben in Berlin erarbeitet. Die Filme und Texte werden in loser Folge auf www.sagwas.net veröffentlicht und zur Diskussion gestellt.  Melisa […]

Text und Filme sind im Rahmen des Seminars „Interkulturelles Berlin – Reportagen mit und ohne Hintergrund“ der Friedrich-Ebert-Stiftung im November 2013 entstanden. In diesem Seminar haben 18 junge Studierende und Medienschaffende Reportagen über das interkulturelle Zusammenleben in Berlin erarbeitet. Die Filme und Texte werden in loser Folge auf www.sagwas.net veröffentlicht und zur Diskussion gestellt. 

Melisa mag Kartoffeln, noch lieber Pommes. Ömers Leibspeise ist Wiener Schnitzel. Wie geht das bitte zusammen? Türken und Kartoffeln und Schnitzel? Melisa und Ömer, die Herausgeber des deutsch-türkischen Magazins renk sitzen in einer Bar in Berlin Prenzlauer Berg. Was genau auf sie zukommt, wissen sie nicht. Ein Interview, ja, aber dass sie nun Pappschilder hochhalten sollen, auf denen Begriffe wie „stolz“ oder „deutsch“ stehen, das finden beide anfangs gewöhnungsbedürftig.

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„Wir neuen Deutschen“: So heißt ein aktuelles Buch dreier Autorinnen mit „Bindestrich-Identitäten“, die für DIE ZEIT schreiben. Deutsch-türkisch, deutsch-polnisch, deutsch-vietnamesisch sind Begriffe, die für sogenannte hybride Identitäten stehen, die heute in Deutschland selbstverständlich sind. Auch auf die mehrmalige Nachfrage hin, woher jemand denn jetzt wirklich komme, lassen sich viele Befragte nicht aus der Ruhe bringen. Dortmund. Und am Wochenende geht‘s auf die türkische Hochzeit nach Istanbul, wo die neuen Deutschen so selbstbewusst auftreten, als hätten sie ihr Leben lang nichts anderes getan als auf Tischen zu tanzen. Ja, das geht beides! Menschen mit einer Bindestrichidentität tanzen auf zwei Hochzeiten, sie sind natürlich und sicher in zwei Kulturen, in zwei Welten. Wenn man Glück hat, entsteht daraus etwas Neues, eine dritte Identität, so wie bei Melisa und Ömer.

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„Ich finde“, sagt Ömer, „die Deutschen können ruhig etwas stolzer sein.“ Stolz ist wichtig, Ömer erzählt, ein älterer Deutscher, den er einmal getroffen habe, meinte, Stolz, das könne Deutschland von den Türken lernen. Melisa ist stolz auf renk., ihr Magazin. Und das kann sie auch sein. In renk. zeigt sich deutsch-türkische Identität. Nach Integration oder Herkunft fragt niemand, renk. ist selbstverständlich deutsch-türkisch. Punkt. Die Themen sind Kunst, Kultur, Design, darunter so verrückte Dinge, wie ein deutsch-türkisches Metal-Festival, aber auch liebevolle Geschichten über ganz normale Menschen.

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Melisa und Ömer halten weiter wacker Pappschilder hoch. Sie reden über Türken, Deutsche, Deutsch-Türken, Stolz und Vorurteile. Niemand muss sich bloß eine Identität ankleiden, man nimmt sich, worauf man Lust hat; bei Ömer und Melisa kommen Eigenschaften aus zwei Kulturen zusammen und die beiden machen etwas Neues und Eigenes daraus. Zum Glück lassen sie uns mit renk. daran teilhaben.

von Philipp Fritz, Eva Karatairi und Marta Gartmann

Eine Antwort zu “Pommes und Schnitzel, Stolz und Vorurteil”

  1. Von Sven am 3. Dezember 2013

    Ich finde es spannend und eigentlich ist genau das die Grundlage, um endlich das nationale Denken zu überwinden. Wir sind alle Menschen, eine Nationalität haben wir uns selbst gegeben, obwohl das gar nicht nötig wäre. Seltsamerweise ist uns Abgrenzung aber verdammt wichtig.

    Stolz kann man übrigens auch sein, wenn es keine Nationalitäten gibt. Auf Nationalitäten kann man nämlich nicht Stolz sein, weil man sie sich nicht aussuchen kann, man wird hinein geboren. Aber man kann Stolz sein auf Dinge, die man erreicht hat. Über Aufgaben, die man gemeistert hat, oder die man vielleicht sogar nicht gemeistert hat, woraus man ja auch lernt.

    Nationalitäten sind etwas künstliches und sie müssen nicht aufrecht erhalten werden. Als Mensch sucht man sich die Orte und die Netzwerke, in denen man sich wohl fühlt und diese können sich durchaus überschneiden.

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