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Erfolgreich mit dem Pippi-Prinzip

Von Dorit Kristine Arndt / 10. Juni 2015
picture alliance / Geisler-Fotopress | Dave Bedrosian/Geisler-Fotopress

Inszenierung ist alles. Ob im Elmauer Naherholungsurlaub oder bei den Geldproblemen der Fifa: Politiker, Ganoven und Medien wissen, wie es geht.

Schön hübsch auf der Alpenwiese präsentieren sie sich: Die Staatschefs des G7-Gipfels posieren harmonisch zwischen Pusteblumen vor feinster Bergkulisse. Sie sind weit weg. Sicher abgeschottet in den Bergen, abgehoben vom Volk.

In Sotschi war das noch ein Unding. Als dort Demonstranten an den Rand der Zivilisation verschickt wurden, haben sich unsere Politiker aufgeregt. Jetzt ist es anders. Jetzt ist das Naturschutzgebiet, wo sonst der Steinadler seine Kreise zieht, gerade recht für Weißbier und warme Worte. Hier kann getrost ohne Russland über die Ukrainekrise geredet werden und ohne China über das Klima. Der Blick ist so schön.

Scheinheiligkeit scheint Trumpf, bigottes Verhalten gerade gut genug – auch bei der Fifa. Gerade erst vor einer Woche verkündete Blatter „let’s go Fifa“ und ließ sich zu einer fünften Amtszeit wiederwählen. Er da oben, so wollte er Fußballfans und Bürger wohl glauben lassen, schwebe über den Dingen – er habe mit Korruption nichts zu tun. Der Medienberater der Fifa sah sich und die Fifa gar selbst als Geschädigte.

Auch viele Medien sind in der Heuchelei geübt. Sie zeichnen nur ein halbes Bild und blenden Unliebsames bewusst aus: Sie schimpfen über den Fifa-Sumpf, fragen zur besten Sendezeit, wie schmutzig denn das Geschäft mit dem Fußball sei.

Nicht thematisiert wird dabei freilich, dass ARD und ZDF den Sumpf oder jedenfalls die Fifa und die nächsten beiden Weltmeisterschaften – 2018 in Russland und 2022 in Katar – mit insgesamt 432 Millionen Euro unterstützen und ganz nebenbei auch kräftig an der Ausstrahlung von Fußballevents mitverdienen. Den Öffentlich-Rechtlichen sind diese Fußballspektakel erstaunlich viel an Gebührengeldern wert. Da kann einem der Geldbeutel schon mal die Flatter machen.

„Ich mach mir die Welt, widdewidde wie sie mir gefällt“: Die Zeile aus dem Kinderbuch-Klassiker von Astrid Lindgren scheint Konjunktur zu haben. Das populäre Lied beschreibt die Handlungsmaxime und das Lebensmotto von Pippi Langstrumpf.

Schmiergeld-Sepp hat es scheinbar perfekt umgesetzt – doch nun ist ihm seine Selbstherrlichkeit auf die Füße gefallen. Auch Merkels Harmoniebilder werden schnell vergilben.

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