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Wenn ich beim BKA wäre …

Von Diana Knezevic / 13. Mai 2015
picture-alliance/ dpa | Tobias Hase

In Berlin wurden wiederholt große Mengen Koks in Bananenkisten bei Aldi gefunden. Von Verkäuferinnen beim Auspacken. Fast könnte man meinen, wir leben in einer Bananenrepublik. Vielleicht brauchen wir gar keine Drogenfahndung und kein Bundeskriminalamt, sondern nur eine kleine Fortbildung für Supermarktpersonal?

Manchmal fragt man sich doch wirklich, wer hier die eigentliche Arbeit der Drogenfahndung macht. Nach 2014 haben schon wieder Verkäuferinnen in mehreren Berliner Filialen eines Discounters Koks gefunden. Das ist mit 386 Kilo und einem Marktwert von über 15 Millionen Euro ein riesiger Erfolg in der Geschichte des Bundeskriminalamtes. Pardon, in der Geschichte von Aldi.

Im vergangenen Jahr waren es 140 Kilo Koks, die in Bananenkisten des gleichen Discounters gefunden worden sind. Da wird der normal denkende Mensch stutzig. Der Wahnsinn hat scheinbar Methode.

Wenn ich jetzt keine langweilige Autorin wäre, sondern Kommissarin beim aufregenden BKA, dann würde ich meine Beine auf den Schreibtisch legen, eine Zigarette anzünden und mal kurz meinen Grips anstrengen. .

Mmh“, würde ich denken, „wenn die Drogenkartelle augenscheinlich auf die Idee gekommen sind, Koks in Bananenkisten zu schmuggeln, dann sollte ich vielleicht verstärkt Bananenkisten observieren? Ich könnte ja,“ so würde ich weiter denken, „mal recherchieren, wo die so herkommen.“

Und dann würde ich mir einen Lieferschein besorgen, den studieren und anschließend ein Auto aus dem Fuhrpark meines Arbeitgebers leihen, um zu diesem Hafen zu fahren, wo die Bananenkisten ihr Ziel erreichen. Vermutlich ist das Hamburg. Somit hätte ich schon mal einen Tagesausflug sicher und könnte zudem auf dem Fischmarkt einen Rollmops käuflich erwerben.

In Hamburg angekommen, würde ich aus dem Auto aussteigen, meine Sonnenbrille auf die Nase setzen und über ein weites Betonfeld zu einem Containerschiff laufen. Ich muss schließlich beobachten, wie der Zoll die ankommenden Bananenkisten in Empfang nimmt und diese nach Schmuggelware durchsucht.

Aha“, könnte ich feststellen, „der Zoll untersucht die gar nicht richtig. Die Kollegen gucken sich von den 10.000 Kisten nur eine Kiste an – und die auch nur im Vorbeigehen. Da liegt also der Hase im Pfeffer beziehungsweise das Koks in den Bananen.“

Natürlich würde ich den hauptverantwortlichen Zollbeamten zur Rede stellen. Ich würde sagen: „Mein Herr, wissen Sie eigentlich, dass wir in Berlin jedes Jahr mehrere hundert Kilo Koks in Bananenkisten bei Aldi finden – und mit wir meine ich nicht uns, sondern völlig unterbezahlte Kassiererinnen, die unseren Job machen!“

Das mag sein“, würde der Zollbeamte antworten, „aber Sie sehen ja, was hier los ist. Wir haben einfach zu wenig Personal, um jede Lieferung gründlich zu prüfen.“

Nun denn“, wäre meine Antwort, „da kann man wohl nichts machen.“ Und so würde ich mich höflich verabschieden, zum Fischmarkt fahren, einen Rollmops essen und wieder zu meiner Behörde zurückkehren, um meinem Vorgesetzten mitzuteilen, dass es unmöglich sei, alle Bananenkisten am Containerhafen zu untersuchen.

Gut“, würde dieser sagen, „das ist nicht weiter schlimm. Wir haben ja die Verkäuferinnen von Aldi als letzte Kontrollinstanz. Fahren Sie doch bitte noch mal zu Aldi und bitten Sie dort um erhöhte Aufmerksamkeit.“

Jawohl, Chef“, würde ich antworten und meinen Auftrag ausführen. Bei der Gelegenheit könnte ich gleich noch einen Wocheneinkauf tätigen. Auf dem Parkplatz von Aldi würde ich wieder aus meinem Auto aussteigen und meine Sonnenbrille aufsetzen. Ich würde zur Kasse gehen und darum bitten, eine Durchsage machen zu dürfen.

Achtung, Achtung“, würde ich durch das Mikro rufen, „an alle Verkäuferinnen: Bitte arbeiten Sie ab jetzt mit erhöhter Aufmerksamkeit und untersuchen Sie alle Bananenkisten wirklich gründlich auf Koks, bevor Sie die Ware aus dem Lager in den Verkaufsraum bringen. Vielen Dank.“

Und dann würde ich der Frau, die mir das Mikro geliehen hat, meine Visitenkarte geben (das habe ich mal so im Tatort gesehen), ihr die Hand schütteln und gehen. Ach nee … Ich muss ja erst noch den Wocheneinkauf tätigen. Danach würde ich erst gehen.

Am nächsten Tag säße ich wieder in meinem Büro und würde eventuell eine Banane essen. Alles, was ich nun noch tun müsste, wäre auf einen Anruf zu warten. Bis die Verkäuferinnen den nächsten Fund vorweisen können. Und dann würde ich RTL kontaktieren, damit die mit vielen Kameras vorbeikommen, um den Fund bei mir in der Asservatenkammer abzuschwenken für die Abendnachrichten.

Mein Leben als Mitarbeiterin des Bundeskriminalamtes wäre zwar ähnlich langweilig wie mein Leben als Autorin, aber ich könnte dank des Supermarktpersonals dennoch gelegentlich Ermittlungserfolge vorweisen.

Aber eines Tages würde meinem Chef vermutlich auffallen, dass man mich gar nicht mehr benötigt, und dem Chef vom Chef würde dasselbe zum Chef einfallen und der Kanzlerin zum Leiter des Amtes ebenso.

Da kann ich mir die BKA-Laufbahn offen gestanden ja gleich sparen. Wenn ich es spannend haben möchte, dann bewerbe ich mich besser direkt bei Aldi. Und wenn ich reich werden wollen würde, würde ich täglich in einer Berliner Aldi-Filiale eine Kiste Bananen kaufen.

2 Antworten auf „Wenn ich beim BKA wäre …“

  1. Von Rosemarie am 13. Mai 2015

    Im Hamburger Hafen können wir dich Drogen Suchhunde einsetzen Ider sprengt das den Etat der Zollbehörden? *ist doch ein sinnvoller Vorschlag oder?

    1. Von San am 21. Mai 2015

      Die sind leider selbst schon auf den Geschmack gekommen und fordern seitdem ihren Anteil am Fahndungs-Erfolg in Naturalien …

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