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Wie wird man eigentlich Videokünstler:in?

Von Candida Deutschbein / 29. April 2025
picture alliance / Caro | Eckelt

Über das Leben von Cauleen Smith gibt es viel zu berichten. Vor allem aber, dass Aufklärung zu ihrer Kunst unbedingt dazugehört, wie sie sagt.

“Alles, woran ich arbeite, ist ein Angebot. Meine Arbeit ist ein Beitrag zu der Geschichte der Diaspora schwarzer Menschen und ein Beitrag über unsere Kraft, uns neu zu erfinden, zu überleben und die Kraft, uns fortzupflanzen.“ So die Künstlerin Smith in einem Interview für den Heinz Award for the Arts 2022. Diesen gewann sie mit Vanessa German für ihre experimentellen Filme und Installationen.

Cauleen Smith ist eine Künstlerin, die ihr Leben der Filmemacherei und der Darstellung von People of Color gewidmet hat. Mit ihren Multimedia-Kreationen setzt sie sich mit ihrer eigenen Identität auseinander und klärt über die Unterdrückung der Schwarzen Bevölkerung Amerikas auf. Über Smith wird gesagt, dass ihre kreativen Werke ausdauernd und intensiv seien. Ohne eine Sekunde zu langweilen, obwohl ihre Filme in der Regel von Musik und einer hypnotischen Stimme begleitet werden. Aber wer ist die Videokünstlerin Cauleen Smith wirklich?

Wie Cauleen Smith die wurde, die sie ist

Geboren wurde sie am 25. September 1967 in Riverside, Kalifornien, USA. Smiths Eltern arbeiteten beide als Sozialarbeiter:innen und zogen aus ihrer Heimat Tennessee an die Westküste. Smith schloss ihr Studium 1991 an der San Francisco State University mit einem Bachelor of Arts in Film ab. Während ihres Studiums entdeckte sie ihre Liebe für das bewegte Bild. Während der 1990er arbeitete Smith für die Haight Ashbury Free Clinic, einer Anlaufstelle für kostenlose Gesundheitsversorgung. Dort hörte sie von jungen schwarzen Männern, die ermordet oder verhaftet wurden. Zugleich sah sie in der Klinik viele junge afroamerikanische Mädchen (einige unter zehn Jahren), die schwanger waren und in einem System lebten, das mehr gegen als für sie arbeitete. Männer, die Täter waren, wurden als Opfer dargestellt wurden, während Mädchen die gesamte “Schuld“ für die Situation alleine tragen mussten.

Der Frust über gesellschaftliche Zustände wie diese zeigt sich in ihrer späteren Arbeit. Neben ihrer eigenen Identität als Schwarze in den USA beschäftigt sich Smith darum oft mit der Position anderer junger afroamerikanischer Frauen. 1990 veröffentlichte sie den Kurzfilm „Daily Rains“. Laut der Plattform letterboxd.com ist er „ein maßvolles, poetisches Werk, das die Mikro- und Makroaggressionen junger schwarzer Frauen direkt anspricht.“ Dem folgten Filme wie „Chronicles of a Lying Spirit“– eine Collage aus Bildern und Textfragmenten ihres Alter Egos, ihrer persönlichen Geschichte als afroamerikanische Künstlerin. 1994, noch während ihrer Zeit an der University of California, arbeitete sie an ihrem Film „Drylongso“.

Filmemacherin Cauleen Smith (Foto: Franzos/ IFFF)

Der Film war ihr Durchbruch und etablierte sie als Profi in der Filmbranche. Der Film spielt in Oakland, Kalifornien, und handelt von den Themen Rassismus, Gleichberechtigung und Identität. Das Wort Drylongso entstammt einem Dialekt: Gullah. Eine Kreolsprache, die von den Gullah, einer afroamerikanischen Gemeinschaft in den Küstenregionen von South Carolina und Georgia, gesprochen wird. Der Film handelt von der jungen Kunststudentin Pica, die Polaroidfotos von jungen afroamerikanischen Männern macht. Sie versucht, einen Beweis für deren Existenz zu sammeln, da sie glaubt, dass diese Gruppe ausstirbt. Der Film wurde auf vielen nationalen und internationalen Filmfestivals gezeigt und gewann zahlreiche Preise, wie zum Beispiel den Silver Armadillo des SXSW Film Festivals.

Während der Corona-Pandemie veröffentliche Smith eine Reihe an digitalen Kunstwerken über Instagram. In einem Interview beschreibt sie es als ungerecht, wie die amerikanische Regierung das Wohlergehen der Wirtschaft dem Schutz ihrer Bürger:innen vorziehe, da insbesondere die sowieso schon diskriminierten und unterdrückten Bevölkerungsgruppen schwer mit dem Virus zu kämpfen hätten.

Am Ende ein Feuer

In unserem Interview zu ihrem neuesten Werk „All the money“ erzählt sie, dass sie die Chance für das Projekt bekam, als ihre langjährige Bekannte Camae Ayewa (bekannt unter dem Künstlernamen Moor Mother Goddess) sie bat, ein Video zu dem gleichnamigen Song ihres Albums „The Great Bailout“ zu drehen. Auch wenn sie einige Teile herausschneiden musste, ist Smith froh, dass sie den Schlussteil behalten hat. „Denn das Feuer, das am Ende den Bildschirm erhellt und die Bilder in Asche verwandelt, ist mein Lieblingsteil.“ Auf die Frage, ob weitere Musikvideos in Frage kommen, antwortet sie: „Ich genieße es, wenn ich so viel kreative Freiheit habe wie hier. Ich finde, dass es den Prozess in eine Kollaboration zwischen Ton und Bild verwandelt, was Filmen generell echt gut gelingt.“

Insgesamt ist Cauleen Smith eine Künstlerin, die ihre Kreativität nutzt, um auf Themen aufmerksam zu machen, die ihr am und vielen anderen schwer auf dem Herzen liegen. Ihr ist wichtig, sich für andere afroamerikanische Bürger:innen einzusetzen und die Zuschauer:innen über Themen wie Feminismus aufzuklären. Eines der bedeutendsten Themen für Cauleen Smith ist Macht und wie sie – anders als Kunst – meist gewaltsam ausgeübt wird. In ihren eigenen Worten: “Die Kraft der Kunst entstammt der Fähigkeit, dich ohne Macht zu beeinflussen. (…) Sie breitet sich aus, bis die Menschen von selbst zu ihr kommen.“

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