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10 Jahre sagwas – jung, kreativ, kontrovers!

Von Christa Roth / 7. September 2021

Eine ganze Dekade liegt hinter uns und wir sind produktiver denn je – dank Euch! Auch wenn wir uns und Euch aufgrund der Coronavirus-Pandemie nur eingeschränkt dafür feiern können, wollen wir dieses Jubiläum wenigstens zum Anlass nehmen, einen Blick zurückzuwerfen auf das, was unser kleines Onlineportal in Sachen Debattenkultur bislang geleistet hat.

Wir müssen schon unverbesserliche Optimisten sein, um angesichts der aktuellen Krisen die Hoffnung nicht zu verlieren: unzählige Naturkatastrophen infolge des Klimawandels, das beängstigende Afghanistan-Desaster, die anhaltende Corona-Pandemie, eine schwächelnde Europäischen Union auf der einen und erstarkter Rechtspopulismus auf der anderen Seite und, als wäre das nicht genug, Demokratie-Verachtung im In- und Ausland… Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen. Doch wenn Ihr glaubt, die Risiken und Gefahren waren noch nie so häufig und alarmierend wie heute, dann erinnert Euch an das Jahr 2011!

In Europa wütete die Finanzkrise, die die Union an den Rand des Scheiterns brachte, viele Menschen verunsicherte und nicht wenige tatsächlich verarmen ließ. In vielen Staaten Nordafrikas und Vorderasiens begannen die Menschen, sich gegen Willkür, Bevormundung und Unterdrückung aufzulehnen. Der sogenannte Arabische Frühling entfaltete seine Blüte, wurde aber bald blutig niedergeschlagen. Währenddessen geschah im japanischen Fukushima eine Nuklearkatastrophe, die verdeutlichte, welche Bedrohung eine Hochtechnologie mit sich bringen kann. Die deutsche Bundesregierung unter Kanzlerin Angela Merkel (CDU) beschloss daraufhin – zum zweiten Mal – den Ausstieg aus der Atomenergie.

Zu einem Ausstieg der anderen Art kam es dann auch: Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) trat infolge der Plagiatsaffäre von seinem Amt zurück. Ihm folgten weitere Plagiatsfälle und Rücktritte. Das Vertrauen ausgerechnet in jene Menschen, die uns durch die Krisen führen sollten, war ebenso tief erschüttert wie der Glaube an einen funktionierenden Staatsapparat. Mit anderen Worten, die damalige Lage hätte nicht angespannter sein können, auch weil es neben politischen und gesellschaftlichen Kontroversen vielfach zu privaten Verwerfungen kam.

Gemeinsam streiten, nicht gegeneinander

2011 war aber auch das Jahr, in dem wir mit einem neuen digitalen Projekt die öffentlichen Diskussionen in andere Bahnen lenken wollten: Das war die Geburtsstunde von sagwas. Zwar konnte sich der Rechtspopulismus in Deutschland erst 2013 als Partei organisieren und 2014 für Demonstrationen „besorgter Bürgerinnen und Bürger“ herhalten, doch das Gift der Hassrede war längst verabreicht. Ob Verunglimpfung progressiv denkender und vor allem linker Akteur*innen oder Infragestellen demokratischer Prinzipien, immer ging es darum, unsere Gesellschaft zu spalten. In dieser Situation haben wir unsere Plattform gestartet, um klipp und klar zu sagen: Debatte ja, Diskriminierung nein!

Mehr noch:

  • Mit Eurer Unterstützung wollten wir eine Streitkultur pflegen und fördern, die unverzichtbar für eine freie und vielfältige Gesellschaft ist.
  • Mit Euch zusammen wollten wir Debatten führen, die kontrovers, aber von Respekt des Anderen und seiner bzw. ihrer Meinung geprägt sind.
  • Mit Euren Ideenvorschlägen wollten wir eine Fülle an Themen angehen, die nicht nur uns, sondern Euch auf dem Herzen liegen.
  • Und gemeinsam mit Euch wollten wir jenen Menschen eine Stimme geben, die benachteiligt sind und keine einflussreiche Lobby haben: Obdachlosen, Geflüchteten, Menschen mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen und jungen Menschen, denen es in unserer älter werdenden Gesellschaft zunehmend schwer gemacht wird, ihre Interessen durchzusetzen.

All das sollte mit Hilfe digitaler Formate geschehen, um für die aus unserer Sicht wichtigen Informationen im Netz Interesse zu wecken und allen frei zugänglich zu machen, um Bildung und Austausch ermöglichen.

Wir konnten in den vergangenen 10 Jahren viel ausprobieren und gestalten. Darum blicken wir stolz auf diese Zeit, auf sorgsam recherchierte Artikel, meinungsstarke Auseinandersetzungen und vor allem auf Euch! Ihr habt sagwas durch Euer Engagement als Autor*innen, Eure Neugierde als Leser*innen und Euren Einsatz als Teilnehmer*innen in all diesen Jahren kritisch und inspirierend zugleich begleitet. An dieser Stelle: Danke dafür!

Damit wir mindestens weitere 10 Jahre jung, kreativ und relevant bleiben, liegt es nun an Euch, uns mitzuteilen, wie ihr das vergangene Jahrzehnt mit sagwas erlebt habt. Welche Thematik, welches Format hat Euch begeistert? Aber auch: Was wünscht Ihr Euch für die Zukunft von sagwas?

Uns sind Euer Feedback, Eure Vorschläge und Ideen heute noch genauso wichtig wie am ersten Tag. Denn unser diesjähriges Jubiläum ist für uns alles andere als ein Anlass, sich zufrieden zurückzulehnen. Wir wollen weiter mit Euch Debatten und Interviews führen, Videos drehen, Podcasts erstellen und Veranstaltungen organisieren. Lasst uns gemeinsam dafür streiten, dass die Gesellschaft, in der wir leben, bunt und der Zukunft zugewandt bleibt! Am Ende kommt es darauf an, dass wir alle auf unsere Weise eintreten für Meinungsfreiheit, Menschenwürde und ein friedliches Miteinander. Unser Projekt bleibt eine Aufforderung an uns alle, nicht leise und zurückhaltend zu sein, sondern unser Stimmen zu erheben: Sagt was!

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