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Ins Netz gegangen

Von Janna Degener-Storr / 20. Juni 2018
picture alliance / Zoonar | Svyatoslav Lypynskyy

Es ist 2018 und Frauen sind am Arbeitsplatz nach wie vor benachteiligt. Frauennetzwerke bieten ihnen in Analogie und als Gegenpol zu den „Old Boys Networks“ die Möglichkeit, sich zu solidarisieren.

Manche Frauen treffen sich einfach zum informellen Kaffeeklatsch in der Kantine oder zu Hause. Andere gründen ein Netzwerk, geben diesem einen Namen und erheben Mitgliedsbeiträge. Wie auch immer die Struktur aussieht – Networking gilt als Schlüssel zum Erfolg und ist damit gerade für diejenigen Frauen interessant, die im Schnitt in manchen Branchen unterrepräsentiert sind, weniger Führungspositionen innehaben und schlechter bezahlt werden als Männer.

Der Nutzen von formellen Frauennetzwerken, wenn es darum geht, sich gemeinsam für politische Ziele wie Chancengleichheit einzusetzen, liegt auf der Hand. Denn natürlich finden große Organisationen wie die „Business and Professional Women“ oder der „Verband deutscher Unternehmerinnen“ in politischen Diskussionen eher Gehör als einzelne Stimmen unorganisierter Arbeitnehmerinnen. Und das wissen auch Vorgesetzte, weshalb manche ihre Mitarbeiterinnen sogar dabei unterstützen, sich mit anderen zu vernetzen.

Was bringt’s?

Aber profitieren Frauen von dem angepriesenen fachlichen oder persönlichen Austausch, den viele Vereinigungen ihnen bieten? Lernen sie hier Kolleginnen und Mentorinnen kennen, mit denen sie gemeinsam Projekte verwirklichen und die sie bei Vorgesetzen und Kunden weiterempfehlen? Eine Studie des Beratungsunternehmens D&I Strategy and Solutions, die mit 1700 Teilnehmern in 58 Ländern durchgeführt wurde, kam zu dem Ergebnis, dass solche Netzwerke den beruflichen Aufstieg von Frauen nicht nur nicht unterstützen, sondern ihn sogar blockieren. „Grund dafür sind unzureichende Ausstattung, mangelnder Rückhalt in der Organisation und eine Erwartungshaltung, der die Netzwerke kaum gerecht werden können“, heißt es in dem Bericht zur Studie „Frauennetzwerke aus neuer Perspektive“.

Dass Frauennetzwerke nicht alle Schwierigkeiten der Gleichstellungspolitik aus dem Weg räumen können, leuchtet ein. Um überhaupt etwas erreichen zu können, müssen sie nicht nur gesellschaftlichen Rückhalt finden, sondern auch finanziell ausreichend ausgestattet sein. Anders gesagt: Wer sich in solche Netzwerke einbringt, muss zunächst investieren. Zeit und Energie, vielleicht auch Geld und Know-how, um – vielleicht – später einmal davon zu profitieren.

Hinzu kommt ein anderes Risiko. Obwohl Gleichstellung als geförderte politische Zielvereinbarung offiziell von Abteilungs- und Unternehmensleitungen wohl eher selten in Frage gestellt werden dürfte, können Frauen niemals wissen, was einzelne Entscheidungsträger in ihrem Betrieb oder ihrer Organisation wirklich von einem Engagement in geschlechterspezifischen Netzwerken halten. Womöglich gibt es ja tatsächlich Frauennetzwerke, deren Mitglieder sich eher gegenseitig bemitleiden als bestärken?

Wo bleiben die Männer?

Ob gut oder schlecht, klar ist, männliche Skeptiker haben meist keine Möglichkeit, sich ein eigenes Bild von diesen Netzwerken zu verschaffen, weil die Frauen unter sich bleiben wollen. Schließlich sind informelle männlich-dominierte Netzwerke, die in der Arbeitswelt eine wichtige Rolle spielen, für Frauen gleichermaßen unzugänglich. Das lässt Kritiker aber selten verstummen.

Noch spannender wird es, sollte ein Arbeitgeber gar an der Gründung und Durchführung von Frauennetzwerken beteiligt sein und Ressourcen dafür zur Verfügung stellen, um Frauen aktiv zu fördern. Benachteiligt er dadurch die männlichen Kollegen, die aufgrund ihres Geschlechts von diesen Gruppen ausgeschlossen sind? Irgendwie schon. „Allerdings ist die unterschiedliche Behandlung laut dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz durchaus erlaubt, wenn dadurch bestehende Nachteile z.B. aufgrund des Geschlechts beseitigt oder ausgeglichen werden oder präventiv gar nicht erst entstehen sollen“, so Rechtsanwältin Asma Hussain-Hämäläinen.

Trotzdem schadet es nicht, sich als Frau zu überlegen, welchen Nutzen ihnen bestimmte Netzwerke bieten, bevor sie sich darin engagieren. Gleichgesinnte finden sich vielleicht bereits im Büro nebenan. Wenn aber Frauennetzwerke einen angenehmen Austausch, hilfreiche Anregungen und Motivation bringen, spricht nichts dagegen, sich zu vernetzen. Statistik hin oder her.

2 Antworten auf „Ins Netz gegangen“

  1. Von ottomann am 20. Juni 2018

    Was eine Scheißseite ist das hier eigentlich?

    1. Von Christa Roth am 27. Juni 2018

      Das hier ist eine Diskussionsplattform. Mit Netiquette. „Scheißseite“ ist deshalb – sagen wir – im Ton vergriffen. Betrachten Sie diesen Kommentar also als gelbe Karte.

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