ProDer Mix macht es besser
Bei den Olympischen Spielen in Paris treten Mixed-Staffeln in mehreren Disziplinen an. Das verdeutlicht die positive Entwicklung der Spiele zu mehr Geschlechtergleichheit. Gut so.
Mixed-Formate, bei denen Männer und Frauen gemeinsam in einem Team antreten, sind in anderen Sportarten schon lange etabliert. Beim Tennis gibt es beispielsweise seit Jahren die Mixed-Doppel, bei denen die Stärken beider Geschlechter kombiniert werden. Der Reitsport kennt schon lange keine Geschlechtertrennung mehr: Männer und Frauen treten hier seit Mitte des letzten Jahrhunderts gleichberechtigt gegeneinander an. Seit den letzten Olympischen Spielen in Tokio 2021 sind Mixed-Staffeln, unter anderem in der Leichtathletik, fester Bestandteil der Olympischen Spiele. Sie sind ein erster Schritt auf dem Weg zu einem gerechten und inklusiven olympischen Sport.
Das schwächere Geschlecht?
Das vermeintliche Hauptargument gegen Mixed-Staffeln ist, dass Männer und Frauen aufgrund ihrer körperlichen Voraussetzungen, wie etwa der Muskelmasse, unterschiedliche Chancen im Wettkampf hätten. Kritiker sind der Meinung, dass Mixed-Staffeln neben unterschiedlichen Chancen auch die Leistungsunterschiede zwischen Männern und Frauen aufgrund ihrer Geschlechter aufzeigen – und Frauen als das vermeintlich schwächere körperliche Geschlecht den Kürzeren ziehen. Doch oft widerlegen gerade die Leistungen der Frauen diese Vorurteile. Bei den Olympischen Spielen 2021 holte die polnische Läuferin Justyna Święty-Ersetic als dritte Läuferin in der 4×400 Meter Mixed-Staffel einen deutlichen Rückstand von drei Sekunden auf und trug so zum Sieg ihres Teams bei. Das Spannende dabei: Die Runden vor ihr waren aus ihrem Team sowohl ein Mann als auch eine Frau gelaufen. Solche Leistungen zeigen, dass sportliche Fähigkeiten nicht auf geschlechtsspezifische Einschränkungen reduziert werden dürfen.
Strategie und Form sind wichtiger als das Geschlecht
Es wäre zudem falsch, nur über körperliche Merkmale zu sprechen. Der Kern der Mixed-Staffel liegt in der Kombination der komplementären Stärken beider Geschlechter: Männer gelten eher als die stärkeren Sprinter aufgrund ihrer hohen Muskelkraft, Frauen teilen sich ihre Kräfte besser über die Distanzen ein. Geschickte Teamaufstellungen und strategische Planungen können die besten Ergebnisse erzielen – unabhängig von Geschlechterstereotypen. Das Mixed-Staffel-Format fördert die Zusammenarbeit zwischen Männern und Frauen, die gemeinsam trainieren und Wettkämpfe planen. Dies baut die Barrieren ab, die männliche und weibliche Athleten oft trennen. Die Mixed-Staffeln in Tokio 2021 zeigten eindrucksvoll, wie die schnellsten Männer und Frauen der Welt über 400 Meter strategisch zusammenarbeiten, um Höchstleistungen zu erzielen. Während im direkten Vergleich zur reinen Männerstaffel die Frauenstaffel rund 20 Sekunden langsamer ist, ist der Mixed-Wettkampf mit einer Gesamtzeit von drei Minuten und zehn Sekunden nur acht Sekunden langsamer.
Erster Schritt von vielen
Ein weiteres Argument für gemeinsame Wettkämpfe ist die gleiche Bezahlung von Sportlerinnen und Sportlern. Trotz gleicher Leistungen erhalten Frauen in vielen Sportarten nach wie vor weniger Preisgelder und Gehälter als ihre männlichen Kollegen. Alleine die Bezahlung von Sportlern bei und durch die Olympischen Spiele könnte ganze Bücher füllen, jedoch ist die Bezahlung in Bezug auf die Prämien bei den Mixed-Staffeln gleich – ein Ergebnis der Bestrebungen für Geschlechtergerechtigkeit. Schaut man allerdings auf weitere Faktoren wie Werbeeinnahmen, sind es immer noch Männer, die die Topspots innehaben.
Hier könnte Abhilfe schaffen, dass Mixed-Staffeln eine größere mediale Aufmerksamkeit für Sportlerinnen schaffen. Die Berichterstattung konzentriert sich oft auf männliche Athleten, während die Leistungen von Frauen weniger Beachtung finden. Das zeigte sich in der Vergangenheit unter anderem in den unattraktiven Startzeiten. Die mediale Präsenz bei den geschlechtergemischten Wettkämpfen kann dazu beitragen, bestehende Vorurteile abzubauen und das Interesse von Sponsoren zu wecken, die sich bisher hauptsächlich auf Männer fokussieren.
Die Einführung von Mixed-Staffeln bei den Olympischen Spielen ist ein Fortschritt zur Förderung der Geschlechtergleichstellung im Sport. Sie zeigen, dass Männer und Frauen gemeinsam Höchstleistungen erbringen können, wenn sie ihre Stärken strategisch kombinieren. Trotz bestehender Vorurteile beweisen die Leistungen von Sportlerinnen in den Wettbewerben, dass das Geschlecht nicht entscheidend für sportliche Erfolge ist. Die Entwicklung hin zu mehr Mixed-Formaten ist ein wichtiger Schritt, doch es bleibt noch viel zu tun, um echte Gleichstellung im Sport zu erreichen.