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Arbeitslos in den Niederlanden: Erst die Arbeit, dann das Geld

Von Andrea Lindner / 31. März 2015
Andrea Lindner

Arbeitslos auf Kosten des Staates leben? Nicht in den Niederlanden! Dort heißt es Work First. Neben der Teilnahme an sozialen Events müssen Arbeitslose sofort mit der Jobsuche beginnen oder arbeiten, bevor sie Arbeitslosengeld bekommen. Ein Konzept, das funktioniert.

In den Niederlanden soll Work First Arbeitssuchende möglichst schnell wieder ins Berufsleben integrieren. Das Mittel: Der Arbeitslose muss selbst Leistung erbringen, um staatliche Unterstützung zu erhalten. Er muss sich also selbst bemühen – und zwar sofort.

Zu streng? Vielleicht. Aber diese Methode beruht auf der Erkenntnis, dass bloßes Warten auf das passende Arbeitsangebot nichts bringt. Außerdem lässt sich der Traumjob leichter aus einem Arbeitsverhältnis als aus der Arbeitslosigkeit heraus realisieren. Deswegen müssen Arbeitssuchende entweder sofort einen Job annehmen oder mit der Arbeitsuche beginnen.

Nicht nur warten

Das Programm der niederländischen Sozialämter geht ungewöhnliche Wege. Statt zu Hause zu sitzen, sollen Arbeitslose am Leben teilhaben und sich engagieren. „Soziale Aktivierung“ nennt sich das. So gibt es Laufgruppen und Kaffeekränzchen, um das Sozialverhalten in der Gruppe zu stärken.

Aber davon ist noch lange nicht die Miete bezahlt. Wer Geld vom Staat haben will, muss mehr tun. „Iedereen werkt mee“ – „Alle arbeiten mit“ lautet die Devise der Sozialämter.

Wer sich beim sogenannten Institut für Arbeitnehmerversicherungen (UWV), vergleichbar den deutschen Jobcentern, meldet, wird erst einmal zur Stellenvermittlung geschickt. Dort gibt es Angebote für Jobs, die schon am nächsten Tag angetreten werden können. Diejenigen, die nicht sofort in einer regulären Stelle untergebracht werden können, landen in einer Werk Akademie.

Austausch zwischen Arbeitslosen

Jeder Arbeitslose muss acht Wochen an diesem Projekt teilnehmen und an vier Tagen die Woche für vier Stunden nach geeigneten Stellen suchen – unter Anleitung von Experten und Coaches und im ständigen Austausch mit anderen Arbeitssuchenden. „Die Tipps von anderen Bewerbern können sehr hilfreich sein“, sagt Dirk Vink, der Erfinder der Werk Akademie. „Deshalb ist der Austausch zwischen den Teilnehmern bei uns ein wichtiges Element. Die Coaches halten sich eher zurück, helfen aber beim Optimieren der Lebensläufe oder motivieren, wenn es nötig wird.“

Dirck Vinck
Dirck Vinck setzt auf das Konzept seiner „Werk Akademie“ bei der Arbeitssuchende im Mittelpunkt stehen und selbst nach Lösungen suchen. (Foto: Werk Akademie)

Dirk Vink, ehemaliger Beamter in einem niederländischen Sozialamt, verbreitete den Work First-Gedanken im Jahr 2000 in den Niederlanden. Vink entwickelte daraus ein eigenes Konzept, die Werk Akademie, das er seitdem Sozialbehörden in ganz Europa als freier Berater anbietet.

Eines seiner ersten Projekte startete Vink in Zutermeer, einer kleinen Gemeinde bei Den Haag. Hier läuft seine Werk Akademie besonders erfolgreich. 80 Prozent der Teilnehmer können nach den acht Projektwochen erfolgreich in einen neuen Job starten. In den Niederlanden setzen mittlerweile fast alle Gemeinden Vinks Work First-Konzept um.

Dieses Konzept unterschiedet sich stark von den gewöhnlichen Prozessen in einem Jobcenter. „Ich wollte nach einer Lösung suchen, bei dem der Bewerber im Mittelpunkt steht und selbst die Lösung findet“, erklärt Vink. „Ich war es leid, den Menschen die Jobs auf dem Silbertablett servieren zu müssen. Das bringt doch nichts.“

Vink fiel auf, dass es in den Ämtern – nicht nur in den Niederladen, sondern auch in Deutschland – oft erst einmal ums Geld geht. Sind alle Anträge korrekt ausgefüllt? Wie viel steht dem Arbeitslosen zu? Bekommt er überhaupt Arbeitslosengeld? So dauert es oft ein halbes Jahr, bis die Arbeitslosen wirklich mit der Jobsuche beginnen. „In den Werk Akademien geht es sofort darum, wieder einen Job zu finden. Das ist das Wichtigste“, sagt der Berater „Die ganzen anderen Probleme lösen sich dann oft von selbst.“

Jung und Chef – ein außergewöhnliches Projekt

In Work First-Projekten geht es immer darum, dass der Bewerber in Bewegung bleiben muss. Wenn es mit Plan A nicht klappt, muss Plan B her. In Amsterdam gibt es ein Projekt, das den Work First-Gedanken noch weiter spinnt: Jong en Boss (Jung und Chef). Das Motto: „Finde ich keinen Job, gründe ich eben mein eigenes Unternehmen!“

Die Jugendarbeitslosigkeit in den Niederlanden ist mit 9,7 Prozent im europäischen Vergleich (21,9%) relativ niedrig. 50 Millionen Euro investiert die Regierung jährlich in Projekte, um jungen Menschen gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu bieten.

168.000 Euro davon fließen direkt in das Amsterdamer Projekt Jong en Boss, das junge, arbeitslose Amsterdamer dabei unterstützt, ihr eigenes Unternehmen aufzubauen. „18 Wochen lang tüfteln 180 Jungunternehmer mit kreativen Ideen unter Anleitung von Trainern daran, ihre Ideen zu Geld zu machen“, sagt Projektleiter Hilbrand Bruinsma. „Sie erarbeiten Businesspläne und bekommen alles nötige Wissen für das eigene Unternehmen mit auf den Weg.“

Das Projekt kann bereits viele Erfolge verzeichnen: Beispielsweise ein Fashion-Portal, bei dem jeder Selbstentworfenes verkaufen kann oder eine syrische Übersetzerin, die sich vor lauter Aufträgen nicht mehr retten kann. „Außerdem sind ein Tattoo-Shop und ein Gemüse-Laden aus dem Projekt hervorgegangen“, sagt Bruinsma.

Mehr Teilzeit

Nicht alle jungen Menschen haben die Chance, an solch einem Projekt teilzunehmen. Manche fühlen sich von der Regierung alleingelassen und wissen trotz guter Ausbildung nicht mehr weiter. Daan van de Klooster ist einer von ihnen. 2011 schloss er sein Kunststudium ab. Er war ehrgeizig, begeistert und wollte arbeiten. Aber niemand wollte ihn arbeiten lassen. „Ich habe bestimmt 20 Bewerbungen pro Woche geschrieben. Aber ich hatte keine Chance“, erinnert sich der 28-Jährige. Also musste er beim UWV Sozialhilfe beantragen.

Aber den Bijstand bekommt man, wie oben schon erwähnt, nicht ohne weiteres. „Neben unzähligen Bewerbungen musste ich verschiedene kurzfristige Jobs annehmen. Wenn man einen Job nicht machen möchte, werden die Leistungen gekürzt.“

Das ist die Kehrseite des Work First-Prinzips. Dadurch gibt es in den Niederlanden viele Menschen, die nur in Teilzeit arbeiten oder einen Job nur für ein paar Wochen oder Monate ausführen. So arbeitete Daan in einer Psychiatrie und in einer Schule.

Von 2011 bis 2013 war Daan mit einigen kleinen Unterbrechungen arbeitslos. Eine harte Zeit für ihn: Er wurde depressiv. Er ging in Therapie, durfte aufhören, exzessiv Bewerbungen zu schreiben. Bald ging es ihm wieder besser. „Ein Sozialarbeiter brachte mich dann auf die Idee, doch noch eine neue Ausbildung zu starten, um mehr Chancen zu haben. Das habe ich dann gemacht“, erzählt Daan. Seit September 2013 arbeitet der junge Holländer nun als Uhrmacher. „Natürlich ist es nie leicht, eine gute Stelle zu finden. Aber alles ist besser, als Sozialhilfe empfangen zu müssen“, meint Daan. „Das Geld reicht gerade so zum Überleben. Aber ich möchte leben!“

Bijstand in den Niederlanden

Was bei uns Hartz IV ist, heißt in den Niederladen WWB. Wie in Deutschland steht jedem Menschen dieses Geld zu. Die Höhe des Bijstands hängt von der jeweiligen Lebenssituation ab. Der monatliche Betrag für eine kinderlose Person, die alleine wohnt, liegt bei 651,99 Euro, deutlich über dem deutschen 399 Euro-Satz. In den Niederlanden bekommen Arbeitssuchende die Wohnung allerdings nicht vom Amt bezahlt.

Der Bijstand wird in den Niederlanden alleine von den Kommunen – auch finanziell – getragen, während man in Deutschland noch darüber streitet, wer Hartz IV-Empfänger betreuen soll. „Die Gemeinden zahlen die Sozialbeiträge – sie haben dafür ein festes Budget“, erklärt Berater Vink. „Durch die dezentrale Organisation klappt das besser als in Deutschland.“

Das bedeutet eine große Verantwortung und auch großen Druck für die Kommunen. Aber diese haben so auch wirklich ein Interesse daran, die Menschen so schnell wie möglich wieder in die Arbeitswelt zu bringen. „Sie können es sich schlichtweg nicht leisten, zu viele Arbeitslose zu haben“, sagt Vink.

Vink ist überzeugt: Die Deutschen können noch viel von den Niederländern lernen. Er selbst ist mit seiner Work First-Mission bereits seit acht Jahren auch in Deutschland unterwegs. In hundert von insgesamt 400 Jobcentern war er schon – seine Methode kam überall gut an.

Vink sieht noch viel Handlungsbedarf: „Das Sozialamt ist ein Geldautomat und es geht viel um Politik, dabei sollten die Menschen im Vordergrund stehen. Mir kommt es leider oft so vor, als ob Regeln, Strukturen und Gesetze in Deutschland wichtiger sind.“

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Arbeitslosigkeit

Laut Eurostat liegt die Arbeitslosenquote in den Niederlanden derzeit bei 7,1 Prozent, ein geringer Wert im Vergleich zum gesamten Euroraum (11,6 Prozent). 2008 gab es in den Niederlanden nur 3,8 Prozent Arbeitslose.

Mindestlohn

In den Niederlanden gibt es den gesetzlichen Mindestlohn für Arbeitnehmer ab 23 Jahren und den gesetzlichen Mindestjugendlohn für Arbeitnehmer unter 23 Jahren. Für einen Arbeitnehmer ab 23 Jahren beträgt der Bruttomindestlohn bei Vollzeitbeschäftigung 1.501,80 Euro.

14 Antworten auf „Arbeitslos in den Niederlanden: Erst die Arbeit, dann das Geld“

  1. Von Anika am 31. März 2015

    Das klingt nach einem guten Modell für Deutschland, diese sozialen veranstaltungen. Ist doch oft zu lesen, dass Arbeitslose auf dem Sofa versauern.

    1. Von Santomio am 17. Dezember 2017

      Wegen Menschen wie dir Frage ich mich ernsthaft.. was in ihren hohlen Köpfen herum düstert..

      1. Von Christa Roth am 17. Dezember 2017

        Bitte höflich bleiben!

    2. Von Lili am 3. Juli 2019

      Es gibt aber auch genug Menschen die krank sind und einfach nicht mehr dürfen so wir mein Papa der darf nix mehr da er Krebs hatte und ich darf auch nicht weil ich auch erkrankt bin

  2. Von Sven am 1. April 2015

    Hach, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Es gibt in den Niederlanden also zwei verschiedene Mindestlöhne, einen für Menschen unter 23 und einen für Menschen über 23. Irgendwie scheint die Diskriminierung von jüngeren Menschen Methode zu sein, warum eigentlich? Zahlen junge Menschen weniger für Miete? Zahlen junge Menschen weniger für Strom oder für Lebensmittel? Brauchen sie weniger, um ihre Bedürfnisse zu stillen? Oder ist ein junger Mensch es der Wirtschaft einfach schuldig, für weniger Geld zu arbeiten? Aber ich weiß, dass war nicht das Thema.

    Aber dazu komme ich jetzt. Ich weiß nicht, ob es wirklich so ein gutes Modell ist auf die Menschen einen ständigen Druck aufzubauen, es ist in Deutschland kein gutes Modell und es ist in den Niederlanden kein gutes Modell. Ich weiß nicht, ob Menschen, die darin etwas positives sehen, schon mal den Druck erleben mussten. Ich weiß nicht, ob diese Leute wissen, wie lähmend es sein kann, wenn nicht sichergestellt ist, dass die Miete gezahlt ist oder für das Essen gesorgt ist. Sicher ist es okay, dass die Menschen dort sofort Arbeit angeboten bekommen und positiv ist auch, dass diese Arbeit einen Mindestlohn einbringt, aber das rechtfertigt noch lange nicht, die Menschen immer und immer wieder an den Rand der Existenz zu bringen.

    Soziale Integration hingegen ist super. Dazu müsste in Deutschland aber erst einmal damit aufgehört werden, gegen Erwerbslose zu hetzen. Dazu müsste aufgehört werden, dass Versagen alleine beim Erwerbslosen zu suchen und ihn dadurch auszugrenzen und in die Isolation zu verbannen. Wenn Erwerbslose immer wieder hören, dass sie selbst Schuld sind, dass sie nicht gut genug sind, dass sie Versager sind, dann glauben die das auch irgendwann und ja, dann verliert ein Mensch auch die Motivation und irgendwann auch die Hoffnung.

    Modelle, die durch Druck und mit der Drohung funktionieren, einem die Existenz zu nehmen, wenn einer nicht so „Funktioniert“, wie er soll, sind unmenschlich. Das gilt für das System in den Niederlanden, wie auch für das System in Deutschland.

    1. Von Jeeyla am 3. September 2019

      Bravo, du schlägst den Nagel aufn Kopf 👍

    2. Von Carstino am 14. Mai 2022

      Stimmt, der Druck macht keine glücklichen Menschen und keine glückliche Gesellschaft. Auch wenn jeder etwas anderes darunter versteht und oftmals Angst hat für andere etwas zahlen zu müssen: Das bedingungslose Grundeinkommen könnte man so sinnvoll gestalten, dass das Glück dazugehört.
      Als Krankenkassen, Sozialversicherungen, Gewerkschaften, Betriebsrenten, Steuern, Soli, Verbraucherschutz u.v.m. eingeführt wurden gab es immer wieder tumultartigen Widerstand. So auch jetzt beim BG. Wenn man sich damit beschäftigt (inkl. der Finanzierung) könnte man klüger werden.
      Eine Hörempfehlung: https://www.youtube.com/watch?v=vVwrQS3GhvQ

  3. Von ingrid am 18. August 2015

    Sehen Sie sich bitte auch http://www.independent.co.uk am 17.August 2015:
    ‚ the department for work and pensions admitted making up comments from supposed benifit-claimers that appeared in leaflet about benifit sanctions‘.
    In diesem Artikel wird auch beschrieben dass Sanktionen zu negative Folgen fuehren koennen, wie z.b.
    Obdachlosigkeit.

  4. Von ingrid am 18. August 2015

    Auch the Guardian berichtet an diesem Tag ueber diese Geschichte ebenso wie ueber die Verpflichtung zu einem Bootcamp fuer jugendliche Arbeitslosen, durch die Tory-regierung.Fuer jugendlich Behinderte gibt es auch
    problematische Massnahmen.

    Also kann die Frage sein wo die Grenze in diesem Bereich sind.

  5. Von ingrid am 19. August 2015

    In“The new Statesman“ 19.August 2015 ein Bericht ueber diese Sanktionen-Politik der Britischen Regierung.

  6. Von Soheil am 11. August 2018

    Hallo
    Sie 30 Jahren Quelle mich und ich habe als aushilfe gearbeitet und viel Bewerbungen geschrieben von damals bivor zwei jahren ich alt und 61jahre seit 24 Jahre nehme ich médicamente zur Depression und Angstzustände schlaflosigkeit. Ich will mein recht als Mensch wie niederlande .ich möchte Deutschland wie niederlande eine Grundrente für alle 1200 eure ,was in Deutschland nicht gibt .ich will nicht in das Sozialamt der Rest meines Lebens. Frage ist warum Politiker in Deutschland bringen nicht Grundrente für Menschen wie ich dass alt bin
    Deutschland ist ein Land zu sterben sehen Sie andere Länder Schweiz, England, ostereich,Skandinavien nur hier Deutschland müssen Menschen sich Quellen ich bin psychisch kranker mensch. Ich oder wir wollen unsere recht.ich will keine Sekunde Deutschland bleiben mir reicht es.ich will Grundrente.

    Danke

  7. Von Rolf Ziegler am 24. September 2019

    Ich finde den niederländischen Ansatz gut – so war es in Deutschland doch auch mal gedacht von der SPD mit Einführung von Hartz IV „Fordern und Fördern“ und genau so ist das in den Niederlanden angelegt. Aber in Deutschland ist ein wahnsinnig bürokratischer Akt daraus geworden. Auch dass das in den Niederlanden alles dezentral – also vor Ort in den Kommunen stattfindet, ist doch eigentlich logisch.
    Warum ist das in Deutschland nicht so? Die Arbeits- bzw. Jobcenter in Deutschland sind vor Ort gar nicht richtig in der Kommune integriert. Und deswegen fallen auch so viele Menschen, die wirklich nicht (oder nicht mehr) in der Lage sind zu arbeiten einfach durch das Raster – bestenfalls werden sie zu Dauer-HartzIV-Beziehern, schlimmstenfalls werden sie obdachlos.
    Wenn man es richtig macht (und das wird in den Niederlanden nicht überall – aber vielerorts richtig gemacht – hängt auch immer mit vom Engagement der Kommune ab)), dann kann aus dem „Fordern und Fördern“ wie in den Niederlanden auch ein nahtloser Übergang zur Fürsorge für diejenigen werden, die nicht oder nicht mehr für den Arbeitsmarkt tauglich sind. Die Gründe dafür können vielfältig sein – von Krankheit, Überforderung bis zu leichten bis zu schweren psychischen Problemen. Wenn man sich im Zuge dieser Strategie „Fordern und Fördern“ auch um diese Leute kümmert und diese dabei unterstützt, wieder ganz oder wenigstens teilweise fit zu werden für den Arbeitsmarkt, dann wäre es perfekt. Das hätte auch den Vorteil, dass man schon sehr früh erkennen würde, wenn ein Mensch z.B. psychische Probleme hat – und das werden mittlerweile immer mehr. Das bedeutet, alles was es bei uns gibt an Sozialarbeitern, sozialpsychologischer Dienst bis hin zu den Betreuungsstellen könnten viele Dinge gleich im Anfangsstadium versuchen in den Griff zu bekommen. Ich weiß wovon ich sprechen, denn ich habe einen Sohn, der genau durch dieses Raster gefallen ist und jetzt haben sich seine psychischen Probleme schon so verfestigt, dass es schwer wird ihn da wieder raus zu holen.
    Natürlich gibt es auch Leute, die irgendwann nicht mehr auf dem Arbeitsmarkt integriert werden können. Für die muss es auch eine sozial verträgliche und humane Lösung geben, ohne dass sie sich immer wieder selber drum kümmern müssen. Denn die meisten dieser Leute sind doch gar nicht (mehr) in der Lage ständig neue Anträge auszufüllen bzw. zu beantragen, um zu erhalten, was Ihnen eigentlich zusteht. Da hat der Staat eine Fürsorgepflicht und zwar so, dass keiner wegen des Papierkrams durchs Raster fällt!!!
    Erkläre das mal einem Politiker. Ich habe den Eindruck, die sind völlig überfordert (von den Erwartungen der sie umgebenden Lobbyisten), die haben gar keine Zeit sich mit solchen komplexen Zusammenhängen auseinander zu setzen. Die sind schon so weit von der Wirklichkeit weg, die sehen nur ihre eigene Ebene (Bund, Land, Kommune). Aber es reicht nicht neue Behörden und Bestimmungen zu erlassen und dann immer wieder an deren Unzulänglichkeiten rumzudoktern. Wenn man einfach mal den Menschen in den Mittelpunkt stellen würde, dann würde man automatisch auf die richtigen Lösungen kommen und erkennen, dass vieles einfach nur an der falschen Stelle angesiedelt ist. Das ist überall so – ganz deutlich im Gesundheitswesen und der Pflege und in der Bildung, wir haben nicht zu wenig, sondern alles ist viel zu uneffektiv – aber das führt jetzt zu weit…

  8. Von sagwas-Redaktion am 27. März 2020

    Leider mussten wir erneut einen Kommentar wegen schwerer Beleidigung löschen. Bitte achtet auf Eure Sprache! Sagwas ist keine Plattform für Schimpfworte und die Verbreitung negativer Umgangsformen. Zeigt Respekt für andere und ihre Meinungen! Sagwas lebt von der gegenseitigen Achtung der User, nicht von deren Beleidigung. Nur so sind offene, pluralistische Debatten möglich!

  9. Von Luk am 18. Oktober 2020

    Es gibt Dinge die der Arbeitnehmer nicht beeinflussen kann. Arbeitsplatzverlagerung, Globalisierungsgedanken, Knowledge sharing, Joint venture usw. Nun schöpft fast jedes Unternehmen in 2020 aus dem Topf Kurzarbeitergeld – viele Großbetriebe deren Eigner nicht im Lande sitzen. Stammhaus USA, Betriebe in Europa, Asien und wer weiß wo. Ratten in den deutschen Betrieben bekommen noch aus den HR Abteilungen Tipps und Tricks sich vor der 100 Prozenzlohnleistung zu drücken. Zur Zeit hervorragend mit corona bedingter KA. 20 Prozent muss die deutsche Allgemeinheit tragen damit der Investor aus Amerika sein Geld über Amsterdam aus deutschen Gewinnen einsacken kann. Dann ekelt er in der Zeit noch ältere Arbeitnehmer mit Freiwilligenprogramm aus deutschen Betrieben raus mit gleichzeitigen Neueinstsllungen im fernen Asien. Wer zahlts, alle in der Globalisierung, oder warum gibt es mittlerweile soviel Unmut in der Gesellschaft?

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