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Die Rettung der Welt

Von Sagwas-Redaktion / 7. Dezember 2012
picture alliance | CHROMORANGE / Walter G. Allgöwer

Wittibreut, ein Dorf in Oberbayern bei Marktl am Inn, wo der Papst geboren wurde. Endlos schlängelt sich der kleine Weg vom Ortsausgang durch dichten Wald. Dann liegt da ein alter Einsiedlerhof in einer Lichtung. Pferde, Hund und Katzen streunen herum. Hühner, Hahn und zwei große Pfauen leben hier. Eine Münchner Psychologin hat sich an diesem […]

Wittibreut, ein Dorf in Oberbayern bei Marktl am Inn, wo der Papst geboren wurde. Endlos schlängelt sich der kleine Weg vom Ortsausgang durch dichten Wald. Dann liegt da ein alter Einsiedlerhof in einer Lichtung. Pferde, Hund und Katzen streunen herum. Hühner, Hahn und zwei große Pfauen leben hier. Eine Münchner Psychologin hat sich an diesem Ort ihren Traum verwirklicht.

Auf der hölzernen Veranda sitzt ein großer, schlanker Mann in der Wintersonne. Er hat lange Haare und einen Bart. Er trägt eine weiße Hose und weißes Hemd. Karl Dangullier, 57, war einmal ein erfolgreicher Medien-Unternehmer in München. Er hat in Deutschland die ersten Werbefilme für McDonalds gedreht.

Er war reich.

Er hat alles verschenkt.

„Ich habe losgelassen“, sagt Karl und dreht sich eine Zigarette. „In weiser Einsicht, dass sich jetzt die Welt des Schenkens auftut. Dass jedem, der gibt, auch wieder gegeben wird.“ Es sei wie eine innere Stimme gewesen. „Gib und geh, verschenke dahin, wo du von Herzen gibst.“ Zwei Millionen Mark waren das damals, 1989. Karl gab Freunden, Kindern. „Dann kamen aber viele, die noch mehr wollten. Oder die mich sogar bestohlen haben. Aber wir werden uns alle in der Fülle wieder sehen, und dann wird niemand mehr etwas brauchen. Wir sind doch schon im Garten Eden“, sagt Karl.

Er ging mit ein paar Freunden nach Sizilien. „Eine enorme Reise, und doch war alles geregelt“. Dann habe ihm wieder diese Stimme gesagt, er solle in den „Engelgarten“ gehen. So wurde er in Münchens Englischem Garten in den Neunziger Jahren bekannt als der „Jesus vom Monopteros“, benannt nach dem Rundtempel dort. Einmal hat er in dem Film „Das weiße Rauschen“ mit Daniel Brühl tatsächlich Jesus gespielt.

Heute zieht er herum zwischen Chiemsee, Königsee, Schlossß Neuschwanstein und einem Ort im Allgäu Namens Betlehem. Alles, was er besitzt, passt in einen Handkarren. Schlafsack, Zelt, Bücher, ein Clownskonstüm. Damit spielt er für die Kinder. Wäre er in Indien geboren, würde man ihn einen „Sadhu“ nennen, einen heiligen Mann, der sich der Askese verschrieben hat.

Karl Danguillier prophezeit der Menschheit bald „einen Quantensprung“ und die Lösung der Krise. „Der Weg in die Wirklichkeit zeigt eine Welt voller Früchte, voller wirklichen Wachstums“. Ein „Wir-schaffens-Wunder“, nennt er das. Denn der Fortschritt habe uns vom eigenen Inneren entfernt und uns gezeigt, was Raubbau erzeugt. „Es ist doch soviel Geld da“, sagt Karl, man müsse es nur anders verteilen.

In seiner Vision des Schenkens vertraut er auf Menschen wie Bill Gates, den Google-Brüdern oder Thorwald Linus. Milliardäre. „Wenn diese und andere nur einen Teil ihres Geldes verschenken, ginge es allen besser.“ Er hofft darauf, dass der Staat den Bürgern ein Grundeinkommen sichert. Unser „Reich tun“ müsse heißen: „Die Kinder sollen Kindergeld bekommen und sagen können: Papa, du musst jetzt gar nicht arbeiten gehen und kannst dich erinnern, wer wir sind, wir Kinder.“

Das klingt verrückt? Es ist gar nicht so abwegig. Selbst gestandene Ökonomen wie der Gründer der Drogeriekette „dm“, Götz Werner, propagieren die Idee eines Grundeinkommens auf der Basis einer Steuerreform. „Fritz Lang hat doch schon 1927 in seinem Film Metropolis gezeigt, wie krank uns das System macht. Wie kann ein Volk frei sein, wo die Menschen von dem Zwang, etwas zu tun, das sie gar nicht wollen, um zu existieren, nicht befreit sind?“ fragt Karl Danguillier.

Er steht auf und verneigt sich zur Sonne. Spielt Mundharmonika, dankt der Schöpfung und freut sich des Lebens. „Loslassen“, das ist seine Glücksbotschaft. „Menschlichkeit, Herzlichkeit, Scherzlichkeit. Auf die Besinnung kommt es an. Dass wir von Hartz IV auf Herz acht gehen. Nicht jeder muss reich sein. Aber Essen haben und Unterkunft und die freie Wahl zu tun, was er gerne machen würde. Der Garten könnte blühen, und wir machen die Erde kaputt mit unserer maßlosen Gier. Aber wir sind in einem Wandel, und dieser Wandel heißt Einsicht“, sagt Karl und schnürt sein Bündel. Morgen will er weiter ziehen. „Yes, we can“. Karl schaut in die Sonne. „Moos hammer genug. Obamaluja“.

Und er ist nicht allein. Unter Milliardären ist Karls Idee vom Verschenken längst en vogue und heisst „The Giving Pledge“:

The Giving Pledge (Englisch für Das Versprechen, etwas herzugeben) ist eine philanthropische Kampagne, die im Juni 2010 von den Milliardären Bill Gates und Warren Buffett gestartet wurde. Im August 2010 versprachen 40 US-Milliardäre, nach Möglichkeit mindestens die Hälfte ihres Vermögens für wohltätige Zwecke zu spenden, darunter unter anderem New York Citys Bürgermeister Michael Bloomberg sowie George Lucas, der Schöpfer der Star-Wars- und Indiana-Jones-Filmreihen. Im Dezember 2010 kamen 17 weitere Milliardäre wie der Facebook-Gründer Mark Zuckerberg und der Investor der Karstadt Gruppe Nicolas Berggruen hinzu. Somit ist die Liste auf 57 Milliardäre angewachsen. Die Initiative sammelt kein Geld der Spender ein, sondern ruft lediglich die Milliardäre dazu auf, das Versprechen abzugeben, einen Teil ihres Vermögens für wohltätige Zwecke zur Verfügung zu stellen. Hierbei kann dies unmittelbar oder erst nach ihrem Tod geschehen. Buffett selbst hatte bereits versprochen, 99 Prozent seines Vermögens wohltätigen Stiftungen zu spenden, den überwiegenden Teil der Bill & Melinda Gates Foundation, die an ihren Einlagen gemessen die bisher größte Privatstiftung der Welt ist.Laut Forbes Magazine leben über 400 Milliardäre in den Vereinigten Staaten, womit sich mit der Giving Pledge im August bereits rund zehn Prozent aller US-Milliardäre zu der Initiative von Gates und Buffett bekannt haben.

PS: Seither geht es allen deutlich besser. Die Welt ist gerettet, der Hunger beseitigt und die Armut besiegt.

Über den Autor:
Helmut Kuhn ist Schriftsteller, Journalist und Schachboxer und lebt in Berlin. Zuletzt erschien sein Roman „Gehwegschäden“ in der Frankfurter Verlagsanstalt.

2 Antworten auf „Die Rettung der Welt“

  1. Von Der Duderich am 7. Dezember 2012

    Das hört sich ja alles ziemlich schön an. Nur, auf die Gönnerhaftigkeit der wahrlich betuchten zu Vertrauen ist für mich der falsche Weg. Auch geht es nicht darum, Geld zu verteilen, sondern Reichtum, denn das ist nicht immer das Selbe…

    Grüße, Duderich

  2. Von Formal Dresses am 7. Dezember 2012

    I

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