I’ll be back: Nach dem Abgang ist vor dem Comeback
Abgang von Ferdinand Piëch, eine Ära geht zu Ende. Oder doch nicht? Große Persönlichkeiten kehren immer zurück. Denken Sie mal an Jesus von Nazareth – oder an David Hasselhoff.
Große Ereignisse erfordern noch größere Stilblüten: „Das Golfsrudel“, „Ënde“, oder „Wolfsburgunfrieden“ – so lauten Schlagzeilen aus den vergangenen Tagen. Ferdinand „Benzin im Blut“ Piëch tritt vom VW-Aufsichtsratsvorsitz zurück und die Autofahrernation Deutschland befürchtet schon die Wolfsburger Götterdämmerung. Das Ende des Patriarchen also? Mitnichten!
Denn abgeschrieben werden darf heute niemand mehr, nach dem Abgang wird längst am Comeback gefeilt: A-ha gehen auf Revival-Tour, bald schon gibt’s neue „Full House“-Folgen auf Netflix und selbst der HSV trifft wieder das Tor. Gerechnet haben mit all dem nur wenige, gewollt haben es noch weniger. Aber wenn wir ganz ehrlich sind: Insgeheim lieben wir solche Geschichten doch. Wir wollen, dass der aufgequollene David Hasselhoff nochmal von der großen Freiheit singt. Heimlich kaufen wir uns Karten für das Oli P.-Konzert. Und eigentlich warten wir immer noch auf die Rückkehr von Karl-Theodor zu Guttenberg.
Wir lassen uns mittreiben auf dieser Comeback-Welle, die alles und jeden wieder ans Ufer schwemmen kann: Vinyl-Platten, den Topfschnitt und sogar Eurodance. Wer kehrt als nächstes zurück: Christian Wulff? Papst Benedikt? Wieso also nicht bald auch Ferdinand Piëch?
Genug Zeit für seine Rückkehr hat er zumindest: Der durchschnittliche DAX-Aufsichtsratsvorsitzende ist 69 Jahre alt, knapp ein Zehntel der Konzernaufseher hat zwischen 71 und 80 Jahre auf dem Buckel. Da sollte auch bei Piëch mit 78 noch genug Saft im Tank sein – und vielleicht auch das ein oder andere Ass im Ärmel.
Immerhin hält er knapp 6,7 Prozent der Volkswagen-Stammaktien und kann Konzernchef Winterkorn damit noch ordentlich auf die Bremsklötze gehen. Und er hat auch schon klare Vorstellungen, wie es an der Konzernspitze weitergehen soll: „Hauptsache nicht Wolfgang Porsche“ – sein Cousin wohlgemerkt. Wer außer Piëch sollte den Laden auch sonst zusammenhalten?
Die einzige Frage ist also: Wann startet die große „Tiger im Tank“-Revival-Tour? Vielleicht schon am 5. Mai, bei der Hauptversammlung von VW: Dort kann er als Anteilseigner noch einmal auftrumpfen. Und wir? Wir dürfen uns alle dabei in den Armen liegen und an seine größten Hits denken: den Aufstieg zum Audi-Chef, die Rettung des VW-Konzerns in den 90ern, das „Ein-Liter-Auto“. Kinder, das war unsere Zeit! Denn das ist doch der wahre Grund für die Comeback-Schwemme: Unsere Idole erinnern uns an einfachere, bessere Tage – wir waren jung, dumm und wir fuhren Volkswagen.
Das ist gut. Bitte mehr davon, liebe sagwas Redaktion.