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ProGerecht, nicht nur erneuerbar

Von Daniel Donath / 30. September 2024
Credit picture alliance / Fotostand | Fotostand / Lammerschmidt

Der Energiewandel kostet viel Geld und wird oft als sozial ungerecht empfunden. Doch noch viel schlimmer wird es kommen, wenn die Energiewende verpasst wird.

Krisen, Kriege, Pandemie – zahlreiche Hiobsbotschaften der vergangenen Jahre haben die Menschen hierzulande verunsichert. Besonders, weil diese Entwicklungen bereits wirtschaftliche Auswirkungen haben. Viele befürchten, in die Armut abzurutschen, wenn Inflation und Energiepreise weiter steigen.

Der Klimaschutz hat es in dieser von Abstiegsängsten geplagten Zeit nicht leicht. In Kommentarspalten, Leitartikeln und Talkshows wird die Energiewende von manch einem gar als Übeltäterin für verlorenen Wohlstand ausgemacht. Was dabei allerdings aus dem Blick gerät: Auch eine verpasste Energiewende wird in der Zukunft unseren Wohlstand bedrohen. Sie tut es schon jetzt.

Bis zum Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine war Deutschland abhängig von günstigem russischen Erdöl und Erdgas. Anstatt massiv in den Ausbau alternativer Energiequellen zu investieren, wurde billig bei Russlands Präsident Wladimir Putin eingekauft. Es ist eben auch dieser langjährigen Abhängigkeit von Wladimir Putin geschuldet, dass nach Kriegsbeginn, als man nicht mehr an Moskaus Nadel hängen wollte, die Preise in die Höhe schossen. Hätte die Bundesrepublik frühzeitig den Ausbau der erneuerbaren Energien vorangetrieben, wäre der Abschied von russischen Rohstoffen 2022 wohl bei weitem nicht so schmerzvoll gewesen. Die Leidtragenden waren am Ende neben der Wirtschaft vor allem die finanzschwachen Haushalte, die Deutschlands Sucht nach billigen fossilen Rohstoffen auch mit ihren Ersparnissen begleichen mussten.

Grüne Energie ist günstiger

Nun heißt es: aus den Fehlern lernen, sich nicht wieder auf unberechenbare Autokraten verlassen und vor allem nicht nur kurzfristig denken. Denn langfristig gesehen ist Strom aus grünen Energien zudem günstiger als aus fossilen Brennstoffen. Eine Studie des Fraunhofer Instituts zeigte: Photovoltaik und Windkraft an Land sind die günstigsten Energielieferanten. Im Vergleich dazu kostet Strom aus Kohlekraftwerken deutlich mehr.

Natürlich wird die Energiewende erstmal hohe Kosten verursachen. Für den Staat und jeden Einzelnen. Große Teile des deutschen Stromnetzes müssen umgebaut werden. Um die Versorgung sicherzustellen werden zudem Wasserstoffkraftwerke benötigt. Wichtig ist, dass dieser notwendige Wandlungsprozess für ärmere Bevölkerungsschichten sozial verträglich gestaltet wird. Der Staat sollte hier je nach individuellen Bedürfnissen finanziell unterstützen und somit die Akzeptanz des Wandels fördern. Denn es sind Investitionen, die dafür sorgen werden, dass die Bundesrepublik die Hoheit über die eigene Energiesicherheit ein Stück weit mehr in der eigenen Hand behält und ihren Beitrag zum Klimaschutz leistet.

Alle in den Energiewandel mit einbinden

Um dieses große Ziel zu erreichen, muss die gesamte Gesellschaft mit ins Boot geholt werden. Erst wenn es für Menschen bezahlbar und möglichst einfach wird, bei Gebäudewärme, Konsum und Mobilität auf klimafreundliche Alternativen umzusteigen, wird deren Akzeptanz zunehmen. Mit Hilfe von Balkonkraftwerke und Bürgersolaranlagen können schon jetzt einkommensschwächere Personen in grüne Energie investieren und selbst regional Strom produzieren. Trotzdem muss die Politik hier noch mehr auf einfach zugängliche Fördermittel setzen und bürokratische Hürden abbauen. Dann kann Energiewandel sogar Spaß machen.

Das zeigen beispielsweise sogenannte „Energiegemeinschaften“ wie in Österreich. Einwohnerinnen und Einwohner aus Städten, Gemeinden und Ortschaften können sich zusammenschließen und beispielsweise auf Dächern von Sporthallen oder Lagerhallen gemeinschaftlich in Solaranlagen installieren. Sie können den Strom dann entweder selbst nutzen oder ihn an die umliegenden Wohnungen und Häuser verkaufen. Das stärkt erwiesenermaßen das Gemeinschaftsgefühl und die Akzeptanz von erneuerbaren Energien.

Und das wird nötig sein. Wenn jetzt nicht gesamtgesellschaftlich der Klimaschutz in den Vordergrund gerückt wird, werden die Folgen des Klimawandels in naher Zukunft auch international noch größere soziale Verwerfungen erzeugen, als es der Energiewandel jemals vermag. Denn es sind meist nicht die wohlhabenden Teile einer Bevölkerung, die die Folgen des Klimawandels am eigenen Leib ertragen müssen. Wer viel Geld hat, kann vor Dürren, Fluten und Hochwasser fliehen und sich im Notfall eine neues Zuhause aufbauen. Wer kein Geld hat, dem bleibt nur die eine Heimat.



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