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ProGrünes Gold

Von Yves Bellinghausen / 30. Januar 2018
picture alliance / Zoonar | Eskymaks

Die Legalisierung von Cannabis als Arzneimittel ist menschlich sinnvoll, denn das Gras hilft Kranken. Sie ist aber auch ökonomisch sinnvoll – und das nicht nur in Bezug auf die Medizin.

Es macht entspannt, fördert Appetit und lindert Schmerzen: Cannabis. Dieses Gras kann nicht nur nach Feierabend zur eigenen Belustigung eingesetzt werden, sondern hilft auch im Fall schwerwiegender Krankheitssymptome. Es soll die Beschwerden, die durch Krebs, multipler Sklerose, Tourette, grünem Star oder Aids entstehen, lindern. Das sieht auch der Bundestag inzwischen so.

Dabei ist Cannabis rechtlich gesehen immer noch eine rauscherzeugende Substanz. Der Umgang damit wurde zwar im vergangenen März für medizinische Zwecke gelockert. Doch noch immer sind die Drogengesetze hierzulande restriktiv.

Gefährliches Halbwissen

Auch 63 Prozent der Deutschen halten Cannabis laut einer Umfrage des Sozialforschungsunternehmens Forsa für zu gefährlich, um es zu legalisieren. Knapp ein Fünftel der 18 bis 25-Jährigen hat 2015 angegeben, in den letzten zwölf Monaten Cannabis konsumiert zu haben. Das zeigt zwei Dinge: Zum einen scheint ein Verbot an vielen Leuten ohnehin vorbeizugehen. Auf der anderen Seite scheinen sich viele Bürger gegen eine Droge auszusprechen, mit der sie keine Erfahrung haben. Das ist sehr subjektiv und hilft niemandem.

Was spricht objektiv für oder gegen die Legalisierung von Cannabis? Wagen wir eine ökonomische Betrachtung. 540 Euro monatliche Behandlungskosten veranschlagen die Krankenkassen momentan für die Behandlung eines schwerkranken Patienten mit Cannabis. Das ist Kleingeld im Vergleich zu den Kosten, die chemische Präparate für diese Patienten kosten.

Doch es könnte noch günstiger sein. Dann nämlich, wenn Cannabis nicht durch eine staatliche Cannabisagentur eingekauft und ausgegeben würde, sondern auf einem freien Markt. Dann nämlich, wenn Cannabis legal wäre in Deutschland. Dann könnten Patienten Gras zum Beispiel auch einfach selbst anbauen. Oder sie könnten das Gras legal kaufen – bei mehr als einem Anbieter und damit zu einem fairen Preis.

Mehr noch: Mit der Legalisierung von Cannabis könnte der Staat sogar richtig viel Geld einnehmen. Allein die zu erwartende Umsatzsteuer schätzt Ökonom Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft, auf 350 Millionen Euro pro Jahr. Außerdem könnte der Staat natürlich eine gesonderte Cannabis-Steuer erheben, es würde eine ganze Lieferkette entstehen, neue, einkommenssteuerpflichtige Jobs entstünden – Maximilian Plenert von den Grünen schätzt, dass der Staat etwa eine Milliarde Euro Steuern dadurch einnehmen könnte.

Zusätzliche Einnahmequelle

Der Staat könnte Unsummen einsparen, wenn er aufhören würde, sogenannte Kiffer zu kriminalisieren und Beamte in den Kampf gegen Cannabis zu schicken. Europaweit kostet dieser Kampf ungefähr sieben Milliarden Euro im Jahr. Allerdings sind die genauen Kosten schwer zu ermitteln. Auch die geschätzten Steuereinnahmen sind mit Vorsicht zu genießen, zugegeben. Aber sie geben eine Vorstellung davon, in welcher Größenordnung der Staat und nicht zuletzt die gesamte Gesellschaft von einer Cannabislegalisierung profitieren könnte.

Ist der Preis für die zusätzlichen Einnahmen ein kollektiver Cannabisrausch? Wohl kaum. Zum einen zeigt das Beispiel Niederlande, dass eine regulierte Legalisierung von Cannabis nicht zu mehr Süchtigen führt. Viel wichtiger aber: Die zusätzlichen Milliarden, die der Bund dadurch einnehmen könnte, könnte er – keine Ironie – in die Suchtprävention stecken. In Aufklärung über verantwortungsvollen Cannabiskonsum, in gute Suchtkliniken, in Sozialarbeiter, die riskanten Konsum verhindern können.

Im besten Falle würde die Cannabislegalisierung so zum Nullsummenspiel werden. Kranke Bürger erhielten einen günstigeren und unbürokratischeren Zugang zu einem weiteren effektiven Medikament, das natürlicher ist als vieles, was die Pharmaindustrie sonst zu bieten hat. Und der Staat könnte sich ohne Mehrkosten eine umfangreiche Suchtprävention leisten.

Ob Cannabis nun eine weiche oder harte Droge ist, ihr Rausch nun intensiv oder weniger intensiv ist – geschenkt. Viel wichtiger ist, dass das Verbot von Cannabis willkürlich ist, unnötig Geld verbrennt und die Behandlung einiger Krankheiten sinnlos verteuert. Zum Schaden der Betroffenen.

 

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DEBATTE | Heilendes Hanf, ganz legal?

CONTRA | Gar nicht mal so ungefährlich



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