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No risk, but fun

Von Manuel Steiger / 31. Juli 2014
picture alliance / Westend61 | Kniel Synnatzschke

Von wegen risikofreudige Jugend: Jobsicherheit ist laut einer Studie oberste Priorität bei der Berufswahl junger Menschen. Deshalb wollen viele Hochschulabsolventen in den öffentlichen Dienst – selbst wenn sie dort weniger verdienen. Cleo Faser hat das, was man landläufig einen perfekten Lebenslauf nennt: Sie hat zahlreiche Praktika bei Banken und in der Automobilbranche absolviert, hat in […]

Von wegen risikofreudige Jugend: Jobsicherheit ist laut einer Studie oberste Priorität bei der Berufswahl junger Menschen. Deshalb wollen viele Hochschulabsolventen in den öffentlichen Dienst – selbst wenn sie dort weniger verdienen.

Cleo Faser hat das, was man landläufig einen perfekten Lebenslauf nennt: Sie hat zahlreiche Praktika bei Banken und in der Automobilbranche absolviert, hat in Berlin, New York und Peking studiert und wird ihren Managementmaster im Herbst vorzeitig und mit besten Noten abschließen. Die größten Unternehmen würden sie mit Handkuss einstellen, aber die 25-Jährige hat anderes im Sinn. „Ich will in den öffentlichen Dienst“, sagt Faser. „Wohin genau, weiß ich noch nicht. Ich kann mir sowohl einen Job in einem Ministerium als auch in einer Stadtverwaltung vorstellen.“

Mit ihrer Berufswahl steht Faser nicht alleine da. Laut einer Onlineumfrage der Unternehmensberatung EY (Ernst&Young) unter 4.300 Hochschulabsolventen nennt ein Drittel der Befragten den Staatdienst als interessanteste Branche. Wissenschaft (19 Prozent), Kultur (17 Prozent) und die Unternehmen der freien Wirtschaft wie Wirtschaftsprüfer (15 Prozent) wurden auf die Plätze verwiesen. Schlusslichter der Befragung sind Banken und Versicherungen mit sechs beziehungsweise drei Prozent.

Studie nicht repräsentativ

Die Umfrage ist nicht repräsentativ, deshalb muss sie vorsichtig ausgewertet werden. Vor allem die Studienberatungen an deutschen Universitäten wollen die Umfrageergebnisse nicht als bare Münze nehmen. Der Career Service der Universität Münster merkt vorsichtig an, dass man keine vergleichbaren Erhebungen hätte. In der täglichen Arbeit mit den Studentinnen und Studenten würde man auf einer Fall-zu-Fall-Basis arbeiten und könne keine Aussagen über etwaige Trends treffen.

Dennoch: die Ergebnisse sollten nicht unbeachtet bleiben. Cleo Faser sieht in ihrer Umgebung einen deutlichen Trend hin zum Staatsdienst. „Sogar unter meinen Kommilitonen im Managementstudium gibt es einige, die die private Wirtschaft als Arbeitgeber völlig ausschließen.“ Generell sei sie bezüglich ihrer Arbeitgeberwahl auf viel Verständnis gestoßen.

Ana-Cristina Grohnert, Mitglied der Geschäftsführung, Ernst & Young. (Foto: Ernst & Young GmbH)
Ana-Cristina Grohnert, Mitglied der Geschäftsführung, Ernst & Young. (Foto: Ernst & Young GmbH)

Privatwirtschaft zu unsicher

Ana-Cristina Grohnert, Partner bei EY, erklärt: „Manche Studenten haben offensichtlich eine gewisse Scheu vor der freien Wirtschaft – sie stellen sich einen Job in der Privatwirtschaft wohl als extrem zeitaufwendig, unsicher und mit privaten Belangen schwer vereinbar vor.“ 32 Prozent der befragten Studenten können sich gar nicht vorstellen, in der Privatwirtschaft zu arbeiten.

„Mir ist ein Job in der freien Wirtschaft zu unsicher“, sagt Cleo Faser. Gerade als Frau und künftige Mutter ist es in ihren Augen günstiger, dem Staat zu dienen. Sie habe während ihrer Praktika gemerkt, wie schwierig es immer noch für Frauen sei, sich eine Auszeit zur Kindererziehung zu nehmen und dann wieder voll in den Job einzusteigen. „In einem Unternehmen käme ich mir doch reichlich ungeschützt zu, auch wenn es diverse Regelungen zum Mutterschutz gibt. Viel sieht auf dem Papier ganz nett aus, ist aber in der Realität ganz anders.“ Laut der Umfrage wollen 36 Prozent der Frauen in den Staatsdienst.

Gesellschaftliches Umdenken nötig

Für Jobsicherheit und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist Faser auch bereit, weniger zu verdienen. Das durchschnittliche Einstiegsgehalt im öffentlichen Dienst liegt bei etwa 30.300 Euro im Jahr. Ein Banker kann mit knapp 43.000 Euro in seinem ersten Berufsjahr rechnen. Immerhin liegt ein gutes Gehalt mit 59 Prozent auf Platz zwei der wichtigsten Entscheidungskriterien für die Wahl des Arbeitsplatzes. Jobsicherheit ist mit 61 Prozent der wichtigste Faktor, Vereinbarkeit von Beruf und Familie wird in 57 Prozent der Fälle als wichtiges Kriterium genannt.

Wie können Unternehmen High Potentials wie Cleo Faser locken? „Ich glaube nicht, dass es in absehbarer Zeit arbeitnehmerfreundlichere Unternehmen geben wird“, sagt Faser. Zunächst müsse ein gesellschaftliches Umdenken stattfinden. „Ein hohes Gehalt ist eben kein Maß für die Zufriedenheit der Arbeitnehmer.“

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