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Smart Farming: Per Digitalisierung gegen den Hunger

Von Milan Ziebula / 26. Februar 2018
picture alliance / Westend61 | Gerasimovi

Weil die Weltbevölkerung wächst, müssen immer mehr Nahrungsmittel auf immer weniger Raum angebaut werden. Es sei denn, Bauern könnten ihre Äcker effizienter nutzen und ihre Tiere noch besser kennen.

Roboter scannen das Land ab und ermitteln so, an welchen Stellen die Bauern düngen können – und demnächst düngen müssen. Sensoren an Kühen melden, wann die beste Zeit fürs Melken ist. Was nach Sci-Fi klingt, steht der Realität näher als manch einer denkt. Die Technologien, die dahinterstecken, lassen sich unter dem Begriff Smart Farming zusammenfassen: der Anwendung von modernen Informations- und Kommunikationstechnologien in der Landwirtschaft.

Aus einer repräsentativen Umfrage des Digitalverbands Bitkom aus dem Jahr 2015 geht hervor, dass jeder fünfte deutsche Betrieb zumindest teilweise Techniken der sogenannten Landwirtschaft 4.0 benutzt. Unter den großen Betrieben mit mehr als 100 Hektar Nutzfläche ist es sogar jeder dritte.

Ein weites digitales Feld

Benedikt Bösel, Landwirt aus Brandenburg, hat seinen Hof als Testgebiet für Start-ups zur Verfügung gestellt, die Technologien für das Smart Farming entwickeln. „Wenn die Technik noch ein wenig weiter vorangeschritten ist, können besonders wir Biobauern vom Smart Farming profitieren. Wir müssen dann weniger Düngemittel benutzen und das schont Boden und Pflanzen.“ Laut einer PricewaterhouseCoopers (PwC)-Studie aus dem Jahr 2016 berichtet knapp die Hälfte der befragten Landwirte, durch Smart Farming weniger Pestizide zu verwenden.

Smart Farming heißt in Bösels Fall, dass er mit einem Traktor über seine Äcker fährt, während an diesem Sensoren angebracht sind, die den Boden prüfen. Die so ermittelten und aufbereiteten Daten nimmt er anschließend mit in sein Büro. Sie geben ihm darüber Aufschluss, wo er im Frühjahr am besten anbauen kann.

Neben den Bodendaten umfasst die Smart-Farming-Technologie auch Daten von Satellitensystemen und Wetterinformationen. Daraus kann Biobauer Bösel zum Beispiel schließen, wo und wann die voraussichtlichen Wachstumsbedingungen für sein Getreide am besten sind. Damit die Getreideernte nicht nur höher, sondern auch qualitativ besser ausfällt.

Präzision und Nachhaltigkeit

Die Vorteile einer genau erfassten und analysierten Landwirtschaft liegen auch in der Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit des Systems. Wenn Bösel weiß, wo er überhaupt wie viel Dünger einsetzen muss, spart er auf Dauer nicht nur Geld, sondern auch Düngemittel und schadet der Umwelt damit etwas weniger.

Dank der Digitalisierung der Landwirtschaft hat in Zukunft also vielleicht das Gießkannenprinzip ausgedient, Präzision und Effizienz könnten die neuen Leitmotive darstellen. Der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC zufolge konnte fast die Hälfte der befragten Ackerbaubetriebe die Effizienz sämtlicher Betriebsprozesse durch Smart Farming um bis zu elf Prozent steigern.

Skepsis bei Bauern und Investoren

Nicht wenige Bauern scheuen sich jedoch, die neuen Technologien einzusetzen. Das liegt zum einen daran, dass diese teilweise noch nicht weit entwickelt sind und man sich nicht völlig unbesorgt auf sie verlassen kann.

Benedikt Bösel sagt dazu: „Die Landwirte vertrauen nur Produkten, die absolut zuverlässig sind. Sie können sich keine Fehler leisten und haben nicht viel Zeit, sich lange einzuarbeiten.“ Auch fühlen sich einige Bauern nicht kompetent genug, die Analysewerkzeuge richtig zu bedienen.

Investoren zeigen gegenüber Smart Farming skeptisch. In Deutschland gibt es viel Zurückhaltung, selbst bei einigen großen Playern wie Agrargenossenschaften. Bösel warnt jedoch: „Wenn die Investoren noch länger warten, könnte Deutschland einige Chancen auf dem internationalen Markt verspielen.“

Macht der Daten

Ein weiteres Problem mit dem Smart Farming besteht darin, dass kein absoluter Datenschutz für die erhobenen Messwerte gegeben ist. Eine klare rechtliche Grundlage zu den maschinenerstellten Daten existiert derzeit noch nicht. Die Landwirte geben betriebliche Informationen an Dienstleister weiter. Was diese damit machen dürfen, lässt sich nur bedingt einschränken. Hier betritt man gesetzliches Neuland. Im Zweifel können für Forschungszwecke erhobene Daten weitergegeben werden. Das ist besonders deshalb problematisch, weil es sich um sensibles Wissen handelt, das ohnehin nicht preisgegeben werden sollte, wenn man die Konkurrenz zu sehr fürchten muss.

Der Kampf um laufende Erkenntnisse aus Viehwirtschaft und Ackerbau ist aber längst ausgebrochen. Verschiedene Anbieter versuchen, Plattformen zu entwickeln, auf denen sie die Daten der digitalen Landwirtschaft zusammenführen. Konzerne wie Google haben dabei natürlich bessere Chancen sich durchzusetzen als kleine Start-ups. Ob diese Form der Digitalisierung langfristig helfen kann, den Hunger in der Welt zu besiegen, ist fraglich. Das Potenzial dazu hätte sie.

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