Vertrauen und Leadership
Was ist das Geheimnis starker, belastbarer Beziehungen? Die Antwort: Vertrauen.
Jede Beziehung gibt uns etwas, aber sie stellt uns auch vor Herausforderungen. Eine gesunde Beziehung muss gut für beide Partner_innen sein – und sie muss sich auf Vertrauen gründen. Nur mit Vertrauen wird das Unmögliche möglich. Mit Vertrauen lassen sich Kraft und Fähigkeiten bündeln, sodass Hindernisse leichter überwunden werden können.
Der Duden definiert Vertrauen als „festes Überzeugtsein von der Verlässlichkeit, Zuverlässigkeit einer Person, Sache“. Wir alle haben Menschen, denen wir vertrauen. Aber warum vertrauen wir ihnen? Verdienen sie es? Sind sie aufrichtig und zuverlässig? Und was, wenn es nicht irgendjemand ist, sondern ein Mensch, dem wir eine Führungsrolle anvertraut haben?
Jemandem zu vertrauen bedeutet, darauf zu bauen, dass die Person meine Bedürfnisse oder Erwartungen erfüllen kann. Wenn man aufwächst, ist da immer jemand, zu dem man aufschaut. Das können Eltern sein, führende Köpfe in der Gemeinde oder Religionsgemeinschaft – oder Staatschef_innen. Überall gibt es eine oder mehrere Personen, denen die Verantwortung anvertraut wird, Richtungen zu weisen und auf Ziele hinzuarbeiten. Um sich wirklich sicher zu fühlen, muss man an diese Menschen glauben können. Es kann aber auch bequem sein, ihnen die Führung zu überlassen.
Vertrauen als Frage von Macht
Warum ist es wichtig, Führungspersonen vertrauen zu können? Letztlich geht es ja um eine Machtbeziehung – oder? Ich glaube, jeder Mensch hat in seinem Leben mindestens einmal andere angeführt. Ja, du auch. Jetzt fragst du dich vielleicht, warum die Menschen, die du führen solltest, dich in deiner Rolle akzeptiert haben. Natürlich kann man einfach aus dem Grund in einer Führungsrolle landen, weil man es verdient hat. Aber was ist da noch? Warum sollte eine Gruppe Menschen mit unterschiedlichen Erfahrungen sich ausgerechnet auf dich verlassen? Die Antwort ist klar: Sie vertrauen dir. Vertrauen steht im Zentrum jeder Beziehung – sei es eine Freundschaft, eine Ehe oder eine Arbeitsbeziehung.
Klar, Führungspositionen bringen Privilegien mit sich, aber das Wichtigste ist: Es sind Machtpositionen. Macht bedeutet, andere beeinflussen oder wesentliche Entscheidungen treffen zu können. Der einfachste Weg, Vertrauen zu verspielen, ist, seine Macht als Führungsperson zu missbrauchen. Oder sogar Menschen einzuschüchtern, damit sie einem weiter folgen. Klar ist: Vertrauen geht oft verloren, wenn ein Mensch in einer Führungsposition die Stimmen der Menschen missachtet und dabei vergisst, dass diese Menschen ihn oder sie überhaupt erst an die Macht gebracht haben. In einer demokratischen Gesellschaft braucht eine Führungsperson nur ihre Anhänger_innen gegen sich aufzubringen, wenn sie ihre Führungsrolle verlieren will.
Wie Kinder glauben wir daran, dass unsere Eltern genau wissen, was wir wollen, und unsere Interessen gut vertreten. Ich habe gelernt, dass Vertrauen auch manchmal bedeutet, die Logik hintanzustellen und darauf zu bauen, dass die Person, die anführen soll, gut darüber informiert ist, was von ihr erwartet wird. Ich weiß noch, wie es war, als ich 2018 eine Jugendorganisation gründete. Hunderte junge Menschen unterstützten mich und glaubten daran, dass ich sie gut vertreten kann. Und das habe ich getan. Ich habe das Netzwerk der Organisation ausgebaut und Kontakt mit anderen Jugendgruppen im Land aufgenommen, die ähnliche Projekte verfolgten. Ich habe NGOs angesprochen und um Hilfe gebeten. Das war sehr erfolgreich.
Mich selbst sehe ich da nicht als „Sieger“. Vor allem wollte ich einfach alles für die Menschen geben, die hinter mir standen. Sie zu enttäuschen, war keine Option, denn ich wusste: Vertrauen ist wie ein Tongefäß. Wenn es einmal zerbrochen ist, kann man es nicht so leicht reparieren. Eine gute Führungsperson muss also alles geben, um die Menschen, die sie vertritt, nicht zu enttäuschen. Wenn sie das nicht schafft, gibt es Konflikte.
Wie man sich Vertrauen verdient
Es gibt einiges an Literatur darüber, wie man Vertrauen aufbauen kann. Die Motivationsexpertin Lolly Daskal formuliert es so: „Vertrauen wird im Lauf der Zeit durch kleine Taten aufgebaut und aufrechterhalten.“ Damit meint sie, dass es nicht reicht, einmal Vertrauen erworben zu haben. Man muss das Vertrauen auch wertschätzen. Hier in Afrika gibt es zahlreiche failed states. Dort wählen die Menschen zum Beispiel nach ethnischer Zugehörigkeit und vertrauen automatisch darauf, dass alles gut wird, wenn nur jemand aus ihrer eigenen Ethnie an der Macht ist. Diese traditionelle Denkweise hat schon so oft versagt.
Ich glaube, dass man für zwei Dinge bereit sein muss, wenn man Vertrauen gewinnen will: Bindungen einzugehen und Kritik zu akzeptieren. Schauen wir es uns am Beispiel einer Liebesbeziehung an. Es geht schnell, sich in jemanden zu verlieben. Wir alle kennen das. Das Wichtigste ist dann aber, das Vertrauen des Menschen zu gewinnen, in den man sich verliebt hat. Das ist keine einmalige Sache; so etwas wächst über die Zeit. Und wie schafft man das? Zunächst einmal, indem man willens ist, eine menschliche Bindung einzugehen.
Das gilt für jede Beziehung, aber ganz besonders für eine Paarbeziehung: Ohne die Bereitschaft, sich zu binden (und zwar in dem Sinne, dass einem wirklich an der anderen Person gelegen sein muss), geht es nicht. Gute Partner_innen sind deshalb auch offen für Kritik.
Natürlich gibt es keine Führung, ohne dass Fehler passieren. Wichtig ist, dass man dann in der Lage ist, den Fehler zuzugeben und Abhilfe zu schaffen. Anders gesagt: Für Vertrauen muss man etwas tun. Das ist die Voraussetzung. Vertrauen muss man wertschätzen, denn wenn man es einmal verloren hat, ist es schwer wieder zurückzugewinnen.
(Übersetzung von Bianca Walther, hier das englische Original dieses Beitrags)