Von (Un-)Worten und ihrer Macht
In der Sagwas-Redaktion gibt es regelmäßig lebhafte Gespräche über aktuelle Themen. Dabei geht es nicht in erster Linie um die eigene Meinung, von der man die andere Seite überzeugen will, sondern – ganz egal, wie lebhaft die Debatte sich entwickelt – vor allem darum, eine (auch gemeinsame) Haltung zu entwickeln, zu informieren und die Vielschichtigkeit […]
In der Sagwas-Redaktion gibt es regelmäßig lebhafte Gespräche über aktuelle Themen. Dabei geht es nicht in erster Linie um die eigene Meinung, von der man die andere Seite überzeugen will, sondern – ganz egal, wie lebhaft die Debatte sich entwickelt – vor allem darum, eine (auch gemeinsame) Haltung zu entwickeln, zu informieren und die Vielschichtigkeit eines Themas zu entdecken. Einige dieser Themen wollen wir unseren Sagwas-Leserinnen und Lesern nicht vorenthalten. Wir wollen zum Nachdenken animieren und viele Fragen aufwerfen, ohne den Anspruch zu haben, alle beantworten zu können.
Bobby Rafiq
Christian, es ist vollbracht! Das Unwort des Jahres 2012 lautet „Opfer-Abo“. Ich musste erstmal lachen, weil meine Assoziationen in eine völlig falsche Richtung gingen: kein Jugendslang aus Berlin-Neukölln oder Duisburg-Marxloh, wäre ja auch nicht zum Unwort gekürt worden, sondern eine schreckliche Formulierung der gefallenen Wetter-Gottheit Jörg Kachelmann. Er brachte den Ausdruck in mehreren Interviews nach seinem Freispruch ins Gespräch. Seiner Ansicht nach habe „die Frau“ ein Abo auf das Opfersein in gesellschaftlichen Zusammenhängen. Kanntest Du diesen Ausspruch von ihm?
Christian Stahl
Nein, ich hatte das Wort auch noch nie gehört. Ich glaube, es geht vielen so. Selbst der Präsident des Instituts der deutschen Sprache, Ludwig Eichinger, hatte vor der „Kür“ zum Unwort des Jahres noch nie etwas davon gehört. Jetzt ist das „Opfer-Abo“ in aller Munde. Und das ist genau mein Problem mit dieser Unwort-Wahl. Statt diskriminierende und menschenverachtende Begriffe unmöglich und unverwendbar zu machen, werden sie durch die Wahl unumgänglich. Noch deutlicher sieht man das am Unwort des Jahres 2011, „Döner-Morde“. Wird es seit seiner Wahl geächtet und verschwindet aus dem deutschen Sprachgebrauch? Eher im Gegenteil. Darum finde ich, gerade weil Sprache ein so hohes Gut ist und ich die Macht des Wortes bewundere und fürchte, sollten wir die „Deutschland sucht das Super-Unwort“-Show einfach abschaffen. Was meinst Du?
Bobby Rafiq
Schwierig! Du kennst mich, mein zweiter Name lautet Dialektik und mein dritter Ambivalenz. Okay, ich gebe zu, mein vierter Name lautet Entscheidungsneurose.
Ich glaube, die Nützlichkeit dieser Wahl ist sehr wortabhängig. Was die Kachelmannsche Wortschöpfung angeht – wobei er ja auf Twitter behauptet, der Erfinder sei eigentlich eine Erfinderin gewesen, nämlich seine Ehefrau – magst Du Recht haben. Aber das trifft aus meiner Sicht auf „Döner-Morde“ schon nicht mehr zu. Das Wort war bereits in aller Munde. Umso besser, dass dann im Nachhinein nochmals durch die „Kür“ zum Unwort des Jahres darüber berichtet wurde, dann aber eben ausschließlich der negativen Konnotationen wegen. Die waren in der Form vielen Leuten, vor allem aus der Mehrheitsgesellschaft, nicht so bewusst. Und für mich als phänotypisch potentiell Betroffener war es eine kleine Genugtuung.
Wir beide machen das „Opfer-Abo“ ja auch ein stückweit prominenter, wir sprechen darüber und reproduzieren dadurch die gesamte Kommunikationskette. Andererseits behaupte ich mal als Advocatus Diaboli, dass aus Sicht nicht weniger Männer Kachelmann einen Nerv getroffen hat. Es gibt immer wieder Fälle, wenn auch wenige, in denen Frauen eigentlich „Täter“ sind. Und auch darüber hinaus wird es Fälle geben, in denen so etwas wie ein Opfer-Abo zur Geltung kommt. Davon kann bestimmt der ein oder andere Vater, in Zusammenhängen von juristisch ausgetragenen Familienstreitigkeiten, ein Liedchen trällern. Denen ist jede Diskussion darüber sehr willkommen.
Christian Stahl
Du sprichst das Dilemma selbst an. Indem wir Worte wählen, promoten wir sie. Auch wenn wir sie ablehnen. Oder innerhalb unseres Satzes sogar negieren. Wenn ich sage: „Ich bin doch gar kein Querulant!“, bleibt immer der Querulant hängen und produziert bei meinem Gegenüber Kopfkino. Willkommen im engmaschigen Netz der Kommunikation. Wir müssen viel behutsamer mit der uns verliehenen Macht des Wortes umgehen. Wir Medienmenschen sowieso. Von den geschätzten 500.000 Wörtern der deutschen Sprache benutzen auch wir im Alltag zwar meist nur armselige 1000, aber auch damit können wir großen Schaden anrichten.
Es existiert zwar kein Text ohne Kontext, aber genau das ist für mich das Problem. In unserer durchdigitalisierten Hochgeschwindigkeitsgesellschaft bleibt der Kontext auf der Strecke. Und der bloße Text ist schnell verseucht. Das können wir bis auf einzelne Silben herunter deklinieren. Die Endung -ant ist negativ konnotiert – Spekulant, Querulant, Dilettant usw. Wenn wir von Asyl-anten oder auch Migr-anten sprechen – egal, wie positiv – schwingt das mit. Und langatmige Erklärungen wie diese hier will niemand hören. Jeder kann den Selbsttest machen: Welche Bilder entstehen im Kopf, wenn ich sage: „Mein Kind geht in eine internationale Kita“ und wenn ich sage „Mein Kind geht in eine Kita mit 80 Prozent Ausländeranteil“? Wurde Konstantinopel 1453 von den Osmanen erobert oder wurde Istanbul 1453 befreit?
Je nach Wortwahl verändert sich die ganze Welt. Wir müssen höllisch aufpassen. Darum brauchen wir aus meiner Sicht keine Un-Worte mehr, sondern mehr Unterricht. Vor allem für uns Journalisten. Mehr Demut vor der Macht des Wortes, statt der ständigen Jagd nach der geilsten Schlagzeile. Dafür würde ich mich politisch engagieren!
Bobby Rafiq
Absolut!
Während des Arabischen Frühlings wurden die eben noch hofierten „Herren Präsidenten“ Ben Ali, Mubarak und Gaddafi plötzlich zu „Diktatoren“. Warum erst dann? Das Kritisieren des Heiligen Krieges der afghanischen Mujaheddin gegen die Sowjets in den Achtzigern war auch hier im Westen ein Sakrileg. Die Krieger galten als Freiheitskämpfer, heute sind sie Terroristen. Mal davon abgesehen, wie wohl die Definition ihres Freiheitsbegriffs ausgesehen hätte. An dieser Stelle: Grüße an Herrn Gauck, der seine ganz persönlichen (Un-)Worte besitzt.
In der Philosophie werden Begriffe als Werkzeuge des Denkens bezeichnet. Wie und was du denkst, ist also entscheidend von deinen Tools abhängig. Wenn Sprache ein Welterfassungsinstrument ist, dann bestimmt sie die Art und Weise, wie du die Welt erfasst. So wird die Wortwahl schnell zum Politikum und kann problemlos für manipulative Zwecke eingesetzt werden.
Sie kann verraten (struktureller Rassismus: „Dönermorde“, „SOKO Bosporus“) oder verschleiern (vom präsidialen Partner und Friedensgaranten zum Despoten, vom Freiheitskämpfer zum Terroristen); man beginnt, die eigenen Spuren der Zusammenarbeit mit den Diktaturen zu verwischen.
Zum Thema Text ohne Kontext muss ich an die Debatte um den Präsidentschaftskandidaten Gauck vor einem Jahr denken. Das Thema hatten wir ja auch hier bei uns auf Sagwas ausführlich besprochen. Damals zeigte sich sehr deutlich, wie sehr manche Medien kampagnenhaft positiv über Gauck berichteten und plötzlich anderen Personen Kontextlosigkeit vorwarfen. Ein schönes Beispiel dafür, dass selbst das Argument des Kontextes verkehrt werden kann: Medien und Blogger, die selbst immer wieder aus dem Zusammenhang gerissene O-Töne bringen, warfen Gauckkritikern vor, sie seien kontextlos, obwohl diese ganze Abschnitte von Gauckreden publizierten und nicht nur einzelne Sätze.
Ich glaube, Dein politisches Engagement in allen Ehren (Wie sähe das denn konkret aus?), völlig verhindern lassen sich diese – etwas euphemistisch ausgedrückt – Wortspielereien nicht. Sie sind und bleiben ein Teil menschlichen Denkens und Handelns. Konkret und fahrlässig, gar vorsätzlich, wird es aber immer wieder auf dem Feld der Politik und der Medien. Am 09. März 2011 sprach Horst Seehofer beim politischen Aschermittwoch davon, dass sich die CSU in der Koaltion „bis zur letzten Patrone“ gegen Einwanderung in die Sozialsysteme wehren werde. Bedenkt man, dass diese Parole ebenso am 09. März 1945 zur Verteidigung Berlins ausgerufen wurde (was Seehofer eigentlich hätte wissen müssen oder aber gewusst haben wird) und zeitgleich der NSU durch die Republik marodierte (Auch wenn deutsche Sicherheitsbeamte an Schredder-Tourette leiden, möchte ich dieses Wissen Seehofer dann doch nicht unterstellen, aber es macht die Sache im Nachhinein noch widerlicher), muss es in solchen Fällen einen Aufstand geben. Gleiches gilt für Medien: Wann sprechen sie von einem Ehrenmord und wann von einer Familientragödie? Warum bedurfte es erst der verbalen Intervention von den Neuen Deutschen Medienmachern und sogenannter Migrantenorganisationen, bis sich Medien der Mehrheitsgesellschaft kritisch mit dem Begriff der „Döner-Morde“ auseinandersetzten?
Christian Stahl
Vollkommen richtig. Mit allem einverstanden. Deine Fragen kann ich nicht beantworten, ich teile sie. Medien, zu denen wir ja auch gehören, gehen mit der ihnen verliehenen Macht – über die sinnstiftende Wortwahl – viel zu fahrlässig um. Aber Selbstkritik fehlt leider eh oft im Wortschatz von Journalisten. Es sind immer die Anderen.
Und es gibt aus meiner Sicht einen fatalen Hang zur Selbstgerechtigkeit.
Die aktuelle ZEIT diskutiert, wie wir hier gerade, in ihrer Titelgeschichte die Macht des Wortes. Es geht um Kinderbuch-Klassiker und die Frage, ob man menschenverachtende Begriffe wie „Neger“ aus neuen Ausgaben streichen soll oder nicht. Eine gute und schwierige Frage. Aber anstatt das offen und kontrovers zu diskutieren, wird mir als Leser schon beim Lesen der Schlagzeile die „richtige“ Meinung zum Thema buchstabiert. Die Headline lautet: „Kinder, das sind keine Neger!“ Die Foto-Montage zeigt die bekannten „Neger“-Darstellungen aus „Tim und Struppi“, „Struwwelpeter“, „Zehn kleine Negerlein“ und „Jim Knopf“. Bis auf Michael Endes Klassiker (1960), alles Kinderbücher von 1930 und früher. Die Unterzeile lautet dann: „Unsere liebsten Kinderbücher werden politisch korrekt umgeschrieben – ist das ein Fortschritt?“ Die nicht ausgesprochene Antwort auf diese rhetorische Frage lautet natürlich NEIN. A la „Man wird ja wohl noch mal Neger sagen dürfen!“ Nein. Darf man nicht. Und genau an dieser Stelle, Bobby, setzt mein „politisches“ Engagement ein. Wir müssen Tabus und heilige Kühe kontrovers diskutieren.
Aber das hohe Gut der Pressefreiheit bedeutet nicht nur die Macht über das Wort, sondern auch die Verantwortung für dessen Gebrauch. Und darum haben wir Medienmenschen eine doppelte Verantwortung. Für die, denen wir berichten und für die, von denen wir berichten. Ich möchte nicht wissen, wie sich afrodeutsche ZEIT-Abonnenten fühlen, wenn sie „ihre“ ZEIT aus dem Briefkasten nehmen und den Titel lesen. Ob sich Lorenzo und Co. darüber Gedanken gemacht haben, als sie getitelt haben?
Bobby Rafiq
Ein schönes Beispiel für den Umgang mit der eigenen Verantwortung. Und ein noch besseres Beispiel dafür, dass Migratonshintergrund (Giovanni di Lorenzo) nicht automatisch vor Fahrlässigkeiten bezüglich dieses und ähnlicher Themen schützt, wobei die Titelgeschichte u.a. von Ijoma Mangold geschrieben wurde, ein Deutscher, dessen Vater aus Nigeria stammt.
Sprache ist auch ein Instrument der Kategorisierung, sie soll die Dinge unterscheidbar machen. Anatol Stefanowitsch, streitbarer Sprachwissenschaftler an der FU Berlin, schreibt hierzu in seinem Aufsatz Sprache und Ungleichheit sehr aufschlussreich:
„(…) wer Sprache zweckmäßig einsetzt, kann gar nicht anders, als mit ihr zu diskriminieren.“
Er beschreibt die Entstehungsgeschichte des Wortes „diskriminieren“, wie wir es heute kennen und nutzen:
„Es stammt aus dem Lateinischen, wo es wertfrei »trennen« oder »unterscheiden« bedeutete. Mit dieser Bedeutung wurde es im 17. Jahrhundert ins Deutsche (und in andere europäische Sprachen) entlehnt; in einigen Sprachen (etwa im Englischen und Französischen) hat es diese Bedeutung neben anderen bis heute, und auch im Deutschen ist sie in Wörtern wie Diskriminante erhalten geblieben. Im Laufe des 19. Jahrhunderts kam die heutige Bedeutung »herabwürdigen«, »benachteiligen« hinzu, und diese Bedeutungsentwicklung ist nicht zufällig. Sie zeigt die innere Logik jeder diskriminierenden Handlung im modernen Wortsinne: Zunächst wird eine Unterscheidung getroffen, dann wird diese mit einer negativen Bewertung (Herabwürdigung) oder einer Ungleichbehandlung verknüpft. Interessanterweise finden sich die ersten Belege für die moderne Bedeutung von diskriminieren in Diskussionen um amerikanische Gesetze, die zwischen »Weißen« und »Schwarzen« unterschieden und damit die Grundlagen für eine Ungleichbehandlung schufen.“
Alles hat demnach einen sehr nachvollziehbaren und praktischen Ursprung, aber irgendwann kippt es und wird zum Teil eines Mechanismus‘, den beispielsweise Medien bedienen, um Auflagen oder Quoten zu erhöhen, den Politiker nutzen, um Stammtischbedürfnisse zu befriedigen und Stimmen zu fangen. Mit der Abbildung der Realität hat das in vielen Fällen dann schon lange nichts mehr zu tun. Aber die Rückkopplung auf die Realität kann sehr fatale Folgen haben. Womit sich für mich der Kreis schließt und wir wieder bei der Endung „-ant“ angekommen sind: Es kann kein Zufall sein, dass fast zeitgleich mit der Änderung des Artikel 16 GG (Politisch Verfolgte genießen Asyl), den dazu geführten öffentlichen Diskursen Anfang der Neunziger und dem inflationären Gebrauch des Wortes Asylant die Radikalisierung der späteren NSU-Mitglieder stattfand.
Mir geht es allerdings nicht darum, dass man jedes, wirklich jedes Wort abwägt. Mir geht es auch nicht darum, in jedem Wort nach Fallstricken zu suchen und wo sie nicht vorhanden sind, welche zu konstruieren. Auch wir haben in unserem Gespräch sicherlich Begriffe genutzt, die für Dritte kontaminiert sind. Und wir haben sehr unterschiedliche Wort- und Sprachebenen angesprochen, von denen jede für sich eine eigene Debatte wert ist.
Sprache muss atmen können! Aber ich bin mir sicher, es wäre schon ein wichtiger Anfang, wenn man in Sachen „Neger“, „Migrant“, „Zigeuner“, „Schwuler“ etc. mal die Meinung der Betroffenen berücksichtigt sowie das gesellschaftliche Klima, in dem diese Begriffe gebraucht werden und ihre Wirkung entfalten, zur Kenntnis nimmt und in Sachen politische Diskurse sich der Gefahr ganz praktischer Konsequenzen bewusster wird. Dort, wo das Bewusstsein vorhanden ist und es dennoch gemacht wird, sollte man sich dann dementsprechend wehren – natürlich nur mit Worten!
Christian Stahl
Dann „diskriminiere“ ich mich zum Schluss bewusst von Dir, obwohl ich Dir in allen wesentlichen Punkten zustimme. Ich finde, anders als Du, dass wir jedes einzelne Wort abwägen müssen als Journalisten…
Bobby Rafiq
Da bin ich ganz bei Dir. Ich bezog es auf die Allgemeinheit.
Christian Stahl
Okay, habe ich missverstanden. Wir Medienmacher haben eine ganz besondere Verantwortung. Das ist unser Job! Wir sind die Machthaber des Wortes (theoretisch – zumindest – immer noch, praktisch ist es vermutlich Google …) und mit dieser Macht müssen wir sehr behutsam umgehen, auch wenn es nervt und nicht immer gelingen kann. Das muss es auch nicht. Es geht mir aber darum, dass wir uns immer und bei jedem einzelnen Wort, das wir benutzen, klar sein müssen, dass Worte und Zeichen keine Stellvertreter für Dinge sind, sondern selbständige Wesen. So wie es der französische Sprachphilosoph Jacques Derrida schon in den 70er Jahren mit seinem damals spektakulären System der „Dekonstruktion“ und dem Begriff der Différance formuliert hat.
„Da jeder Begriff in eine Kette oder in ein System eingeschrieben ist, in dem er »durch das systematische Spiel von Differenzen« auf andere Begriffe verweist, ist er »nie an sich gegenwärtig«.“
Klingt kompliziert, ist es aber nicht. Gemeint ist damit, dass wir keiner Wahrheit blind glauben sollten, auch nicht der eigenen. Und damit sind wir nach einem großen Bogen quer durch das bewegte Leben des Wortes wieder bei Sagwas gelandet. Letztendlich geht es immer um den Respekt vor dem Anderen und der Liebe zum Argument. Sag’, was auch immer du denkst. Aber denke daran, dass man es auch ganz anders sagen kann. Und verstehen.
Nun, wenn ich mir so die Medienlandschaft ansehe – und den damit gesellschaftlich hervorgerufenen Konsens, würde ich eher formulieren:
‚Abo-Opfer‘
Die (Wort-)Sprache, die, in Abhängigkeit von Konvention, Vermögen, Umwelt, Medium und Kontext, in der pragmatischen Dimension über ihren Gebrauch hinausweist, bildet – im wahrsten Wortsinn – eine Sphäre, deren Wirkkraft gesellschaftlich mehr Beachtung geschenkt werden sollte.
Maurice Merleau-Ponty sagt: „Das erste Wort fand seinen Sinn im Kontext von Verhaltensweisen, die bereits gemeinsam waren.“
Häufig wird übersehen, dass wir sprachlich handeln. Und das hat Konsequenzen. Welche Wirkung erstreben wir? Wie wär’s mit einem Aufmerksamkeits-Abo?