ContraEine Quote bekämpft nur die Symptome
Eine verbindliche Frauenquote schafft die Diskriminierung nicht aus der Welt. Stattdessen sorgt sie höchstens für noch mehr Ungleichheit.
Im Jahr 1980 verabschiedete die Generalversammlung der Vereinten Nationen einen Beschluss, der eigentlich schon damals – definitiv aber heute – hätte selbstverständlich sein müssen: „Die Unterzeichnungsländer müssen mit allen geeigneten Mitteln unverzüglich eine Politik zur Beseitigung der Diskriminierung der Frau verfolgen.“ Der Begriff der Quote kommt in dem Antrag nicht vor. Mit Recht – denn eine Frauenquote ist das falsche Werkzeug, um die Diskriminierung auf Basis des Geschlechts zu bekämpfen.
Freiwillige Auflagen in Politik und Wirtschaft
In Deutschland gibt es keine übergreifende Frauenquote, aber Selbstverpflichtungen zur Einstellung von Frauen. So besetzt die Linkspartei Ämter und Listen zu Parlamentswahlen paritätisch. Bei den Grünen soll die Hälfte aller Ämter von Frauen besetzt sein und auch die CSU sieht vor, dass Gremien zu 40 Prozent von Frauen geleitet werden. Ähnliche freiwillige Auflagen gibt es in der Wirtschaft. 14 Unternehmen, die ihren Sitz in Deutschland haben, haben sich medienwirksam zu mehr Frauen in Führungspositionen verpflichtet. Die unverbindliche Erklärung haben unter anderem KPMG, Siemens und die Allianz unterschrieben.
Seit 2016 gibt es außerdem eine verpflichtende Frauenquote für etwa hundert große Unternehmen in Deutschland. Sie sind angehalten, 30 Prozent der Stellen ihrer Aufsichtsräte mit Frauen zu besetzen. Genützt hat das bisher wenig: Die tatsächliche Quote der im Deutschen Aktienindex (DAX) vertretenen Unternehmen beträgt 21 Prozent. Das liegt auch daran, dass ein Verstoß gegen die Frauenquote qua Gesetz keine Sanktionen nach sich zieht. Eine Frauenquote, so ist offensichtlich, ist der falsche Weg, um mehr Gleichberechtigung im Beruf zu schaffen.
Fähigkeit geht vor Geschlechtszugehörigkeit
Menschen in Führungspositionen müssen in erster Linie fähig sein. Welches Geschlecht sie haben, ist nicht von Bedeutung. Die Zukunft vieler Arbeitnehmer hängt von den Entscheidungen einer Führungskraft ab – es wäre unverantwortlich, wenn andere Faktoren als die Qualifikation über Posten entscheiden würden. Mit einer Quote ist diese Selbstverständlichkeit obsolet. Qualifikation rückt in den Hintergrund, Leistung ist nicht mehr entscheidend.
Einer liberalen Gesellschaft, wie Deutschland sie ist, steht so eine Willkür schlecht. Eine Frauenquote würde Männer massiv benachteiligen. Eine Beispielrechnung zeigt, warum das so ist: 13,9 Prozent der Beschäftigten bei Daimler sind weiblich – ein durchschnittlicher Wert unter den 30 größten DAX-Unternehmen. Bei einer Frauenquote von 30 Prozent im Aufsichtsrat sind die Chancen auf den Aufsichtsratsposten alles andere als fair verteilt und Frauen würden bevorteilt. Männer wären im Rat, gemessen an der gesamten Belegschaft, unterproportional vertreten.
Von der Quote zu Opfern gemacht
Selbst unter Frauen wird die Frauenquote heftig diskutiert. Viele Frauen sind nicht auf eine Quote angewiesen, denn sie haben sich ihre Position auch ohne gesetzliche Flankierung hart erarbeitet. Ihnen würde eine Quote vermutlich sogar eher schaden. Sie könnten von Neidern als „Quotenfrau“ abgestempelt werden – ausgewählt wegen ihres Geschlechts, nicht wegen ihrer Qualifikation. Die Quote würde sie zu Opfern machen, die sie eigentlich nicht sind.
Denn Frauen sind auf dem Vormarsch. Mehr als die Hälfte der Hochschulabsolventen ist weiblich. Immer mehr Frauen werden in Zukunft von allein in die Spitzenpositionen drängen, für die heute noch eine Frauenquote vorgesehen ist. Nicht Quoten helfen Frauen auf der Karriereleiter, sondern Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Denn oft ist es die Familiengründung, die die Karriere der Frau beeinträchtigt – mit Lohn- und Positionsrückstufungen, von denen sich viele Frauen nie wieder erholen.
Ein gutes Mittel gegen Geschlechterdiskriminierung ist, die Rahmenbedingungen zu schaffen, die Frauen brauchen, um von selbst an die Spitze zu gelangen. Dazu zählen Betreuungsmöglichkeiten für Kinder, aber auch die kompromisslose Sanktionierung von Menschen, die Frauen tatsächlich diskriminieren. Quotenregelungen bekämpfen höchstens die Symptome der Diskriminierung, nicht aber die Ursachen.
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