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ContraMit deutlichen Worten unterwegs

Von Nico Amiri / 29. Dezember 2021
picture alliance / PantherMedia | Andriy Popov

Der Mythos des Elfenbeinturms hält sich hartnäckig, wenn es um Wissenschaft und Forschung geht. Doch ohne Wissenschaft, die gut kommuniziert, wären wir sowohl in der Pandemie als auch gegen den Klimawandel machtlos. Aber soweit ist es nicht.

Lange sah es für viele Menschen nicht danach aus, dass die Wissenschaft den Kontakt und Austausch mit der Öffentlichkeit suchte. Vom Elfenbeinturm war die Rede. Doch ohne die öffentlichen Auftritte von Herrn Fauci in den USA und den Podcastvon Herrn Drosten (und Virologin Sandra Ciesek) hätten wir angesichts der neuen, unsichtbaren Gefahr blass ausgesehen: Dieses Coronavirus war für uns alle neu. Und es hat uns von Anfang an alle betroffen.

Gefühlt keine Talkshow fand indes ohne den auf Twitter populär gewordenen Politiker Karl Lauterbach (SPD) statt. Als Arzt und Forscher war er Dauergast in diversen Talkshows. Mit ihm ist nun jemand Bundesgesundheitsminister geworden, dessen Berufung von einer breiten Öffentlichkeit geradezu gewünscht wurde.

Der nicht nur von Lauterbach vertretene Wissenschaftszweig ist so aus seiner Nische in den Fokus der Öffentlichkeit geraten und seitdem ein allerorts diskutiertes Feld geblieben.

Fakten für Fridays for Future

Während politische Entscheidungsträger:innen in der Pandemie wegen immer neuer Varianten schnell handeln mussten, hatten es diese bei der Bekämpfung des Klimawandels trotz eindeutiger Faktenlage nicht immer eilig. Fernab der Biomedizin hat sich zum Beispiel mit der Klimaforschung eine weitere Gruppe an Wissenschaftler:innen darum bemüht, in unterschiedlichen Gesellschaftsstrukturen wahrgenommen und verstanden zu werden. Das Ergebnis: Mittlerweile werden die Erkenntnisse jahrzehntelanger Forschung umso ernster genommen und als Gegenstand für politische Entscheidungen herangezogen.

Angesichts der Wucht des Klimawandels haben viele Forschende auf diesem Gebiet den Dialog mit uns, der Zivilgesellschaft, fortwährend gesucht – und gefunden. Mit Fridays for Future ist der Protest auf den Straßen angekommen. Und es sind vor allem junge Menschen, die sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse beziehen und dafür demonstrieren, ihre aus diesen Fakten abgeleiteten Forderungen umzusetzen, um das Klima zu schützen. Das 1,5-Grad-Ziel nationaler Regierungen und Weltklimakonferenzen kommt nicht von ungefähr. Es ist das Ergebnis langjähriger, intensiver Forschungsarbeit, die kommunikativ wohl nicht weniger anspruchsvoll war als in der Sache selbst. Der künftige Ausstieg aus der Kohleverstromung ist sein solches Resultat faktenbasierter Arbeit und eines langen Atems.

Kommunikation ist das A und O

Bleiben wir beim Klimawandel. Dass der Mensch für die beschleunigte Erderwärmung Verantwortung trägt, ist seit Jahrzehnten wissenschaftlicher Konsens. Doch bedeutet ein wissenschaftlich eindeutiges Ergebnis nicht zwangsläufig, dass Politik und Wirtschaft auch alles in ihrer Macht Stehende tun, um die Erderwärmung zu begrenzen. Dass nun viele Menschen dieses drängende Thema als das wichtigste unserer Zeit begreifen, lässt sich mit der Hartnäckigkeit und guten Kommunikation der Forschenden erklären.

Wären die verschiedenen Disziplinen der Wissenschaft wirklich in einem Elfenbeinturm gefangen, dann würde wohl die Allgemeinheit die dringliche Problematik der Materie nicht verstehen – weder beim Coronavirus noch beim Klimawandel. Beide Themen eint, dass dieses zugrunde liegende Verständnis bei unterschiedlichen gesellschaftlichen Mehrheiten nun präsent ist und darum auch Aufmerksamkeit für die Maßnahmen schafft, die es zu ergreifen gilt, um ihnen Einhalt zu gebieten. Anders ausgedrückt: Seriös vermittelte Ergebnisse aus der Wissenschaft ermöglichen evidenzbasierte Lösungen. Beweisen also die Wissenschaftler:innen beider Disziplinen nicht gerade, dass es sehr wohl möglich ist, Wissenschaft verständlich zu kommunizieren?

Auf dem Weg zur aufgeklärten Gesellschaft

Dass Wissen, das noch mehr Wissen schafft, nun ernster genommen wird, ist, meines Erachtens, das Ergebnis transparenter und offener Kommunikation auf Augenhöhe. Und, das sollte noch erwähnt werden, daran haben auch Medienschaffende ihren Anteil. Es ist eine Kunst, komplexe Sachverhalte vereinfacht und verständlich zu kommunizieren; Infografiken und Podcasts sind niedrigschwellige Angebote und für viele Menschen zugänglich geworden.

Nur eine informierte, aufgeklärte Gesellschaft ist in der Lage, aus Wissen Handlungsmöglichkeiten abzuleiten, die Lösungen bieten für drängende Probleme. Für mich sieht es ganz danach aus, dass wir auf einem guten Weg sind, die Wissenschaft auch in Zukunft als unser Licht im Dunkel verwenden zu können.



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