4 für 2 – Vier Fragen an zwei Urgesteine
Auf dem Jugend-Kurzfilmfestival Jung & abgedreht in Hanau waren einige prominente Gesichter dabei. So auch Janine Dauterich und Dominic Raacke, die in der Filmwelt mehr als bekannt und beliebt sind.
Janine Dauterich ist bekannte Filmeditorin und im Bereich des Spiel-, Dokumentar-, Musik-, Tanz- und Kunstfilms unterwegs. Beim Festival war sie Teil der elfköpfigen Jury. Dominic Raacke als Schirmherr des Festivals war bereits zum dritten Mal dabei und hat selber als Schauspieler, Drehbuchautor und Synchron- sowie Hörspielsprecher Erfahrungen gesammelt.
4 Fragen an Janine Dauterich:
sagwas: Was verbindet Dich mit Jung & abgedreht?
Janine Dauterich: Ich komme hier aus der Gegend und wohne aktuell in Berlin. Als mich mein Kollege und der Jury-Vorsitzende des Festivals, Daniel Siebert, gefragt hat, ob ich als Jury-Mitglied dabei sein will, habe ich sofort zugesagt. Ich finde es toll, junge Filmbegeisterte zu treffen und die Filmergebnisse zu sehen sowie mir die Ideen dahinter anzuhören – und selber zu interpretieren, welche Geschichte wohl dahintersteckt. Mittlerweile bin ich seit 20 Jahren Filmeditorin, war an der Filmhochschule und habe 2020 den Deutschen Kamerapreis in der Kategorie „Schnitt Dokumentation“ gewonnen. Mir ist es wichtig, sich Zeit zu nehmen und offen für alles zu sein, was uns die Jugendlichen heute zeigen wollen.
Wie entscheidest Du als Jurorin, wer gewinnen soll?
Für mich zählt das Gesamtwerk und die verschiedenen Einflüsse. Meine Jury-Kolleg:innen sagen, dass ich manchmal etwas strenger bin, weil ich ab und zu weniger Punkte vergebe als sie. Aber ich achte auf das Paket von Drehbuch, Message und wie gut der Inhalt recherchiert ist. Die Technik ist zwar wichtig, muss aber dem Inhalt des Films entsprechen. Und auch die Umsetzung der Ideen tragen dann zu meiner Entscheidung bei. Vor allem die Ideen – denn darum geht’s – sind mir wichtig.
Welche Vorlieben hast Du beim Thema Film?
Keine Besonderen, die mich in meiner Entscheidung beeinflussen könnten. In Berlin haben wir noch einige Arthaus-Kinos, in die ich gern gehe, um mir jegliche Art von Film anzuschauen. Experimentalfilme finde ich toll. Zwei meiner Lieblingsfilme sind „Eine Frau ist eine Frau“ oder „The zone of interest“. Ich mag es, mich auf die Filmsprache einzulassen und bei Filmen etwas zu entdecken, das Altes neu zusammengesetzt hat.
Was wünschst Du Dir für die Zukunft?
Leider sprechen die Zahlen an Filmhochschulen dafür, dass sich immer weniger neue junge Menschen bewerben. Wir brauchen guten Nachwuchs – nicht nur im TV. Schauspieler:innen und Regisseur:innen sowie andere Filmmachende, die dafür brennen, in diesem Bereich zu arbeiten und das auch auf die Leinwände transportieren. Vielleicht hat das Festival das ja in dem/ der ein oder anderen ausgelöst.
4 Fragen an Dominic Raacke:
sagwas: Heute sind Sie zum dritten Mal dabei – wie geht es Ihnen damit?
Dominic Raacke: Mir geht es damit super! Ich bin Hanauer und habe schon in meiner Jugend Filme gedreht. Ein Festival wie dieses tut der Stadt sehr gut und bringt die Leute zusammen. Hanau braucht diese Kultur und einen Blick auf diese ganz andere Art, Themen zu behandeln: nämlich auf künstlerische Art und Weise. Ich mag es, dass wir beim Festival verschiedene Kategorien haben und Jugendlichen mit unterschiedlichen Begabungen die Bühne geben, ihre Geschichten auf die unterschiedlichsten Arten zu erzählen. Und immer wieder nehme ich Inspiration mit oder neue Ideen.
Wie sind Sie in die Filmwelt geraten?
Als Kind war ich ein „Nerd“. Ich habe schon damals viel Fernsehen geschaut und bin damit aufgewachsen. Später, als ich dann alt genug war, bin ich viel ins Kino gegangen. Das Fernsehen war für mich ein gutes Medium, um einen Blick in die weite Welt erlangen zu können und um zu träumen. Dieses Träumen ist meine Jugend und irgendwann wollte ich nicht mehr nur zusehen, sondern auch selber machen! Seinen Film auf der Kinoleinwand zu sehen, ist natürlich eine tolle Erfahrung für junge Filmmachende.
Wie ist Ihre Erfahrung aus den letzten zwei Jahren als Festival-Schirmherr: Kommen häufig Jugendliche auf Sie zu und zehren von Ihrer Erfahrung?
Auf der Bühne tausche ich mich mit den jungen Filmmachenden aus. Das gibt mir trotz meiner Erfahrung sehr viel. Bei den Filmen ist immer sehr viel Neues dabei, was mich immer wieder fasziniert und begeistert – auch für mich als alten Hasen des Filmgeschäfts. Dieses Jahr zum Beispiel der Film „Gesendet“ von Moritz Pähler, in dem ein Teenager-Paar beim Candlelight-Dinner sitzt und der Junge verzweifelt, weil seine Freundin nur am Handy ist. Diese für mich neue Perspektive wäre vor einigen Jahren noch gar nicht zur Sprache gekommen. Das finde ich toll.
Ein Beispiel für den Post-Festival-Effekt ist, dass mich zum Beispiel nach dem ersten Jahr ein junger Regisseur, der beim Filmfestival dabei war, angesprochen hat, ob wir nicht mal zusammen etwas drehen wollen, nämlich Sebastiano Trebastoni. Ich habe mit ihm geredet und mir angeschaut, was er bisher so gemacht hat. Er hat ein Genre-Faible, das mir sehr gut gefallen hat: ein bisschen Western, ein bisschen Krimi, ein bisschen absurd und ein bisschen seltsam. Diesen Stil und den Ansatz fand ich gut. Also hab‘ ich gesagt: „Klar mach ich mit!“, woraus der Kurzfilm „Death & Cigarettes“ entstanden ist, den wir als Opener heute gezeigt haben. Diese Projekte und die kleinen Gespräche am Festivaltag oder außerhalb schätze ich sehr.
Sind Sie nächstes Jahr wieder dabei?
Auf jeden Fall – ich mache mit, so lange bis ich nicht mehr gefragt werde!