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Sachsen, stirb nicht hier und heut

Von Jonas Pjetaš / 4. September 2024
picture alliance / imageBROKER/Sylvio Dittrich | imageBROKER/Sylvio Dittrich

Anfang September hat Sachsen einen neuen Landtag gewählt. Das Ergebnis verwandelt unseren inhaltlichen Ansatz: aus klassisch journalistischer Auseinandersetzung wird Lyrik.

Ist es die Wut, die mich frisst?
Ist es die Angst, die mich verzehrt?
Ist es die Verzweiflung, die mich will,
bis sich letztlich nichts mehr in mir wehrt?
Es ist mir alles so egal geworden. Wozu noch kämpfen?
Keine Kraft mehr, unter Lasten zu brechen.
Ich bin es leid, immer wieder zu sprechen,
über das, was längst an mir nagt,
um Worte zu ringen, um Gerechtigkeit zu bitten,
und doch im Kreis zu sitzen,
wo sich nichts bewegt und alles erstarrt.

Sachsen, wann bist du so gehässig geworden?
Wann haben sich die Stimmen in deinem Land verhärtet,
dass die Debatten mehr verletzen als erhellen?
Seit die Krisen kamen – Flüchtlingsströme, Pandemie –
scheint es, als bräche etwas in dir, als würde der Ton rauer,
die Gräben tiefer und die Herzen kalt.
Einst konnten wir miteinander reden,
doch nun zerrt jeder an seinem Standpunkt,
bis konstruktive Stimmen verstummen,
weil sie Hass und Härte nicht mehr ertragen.

Ja, du fühlst dich allein, verlassen,
von einer Politik, die fern, taub und träge,
die deine Sorgen nicht hört,
die leeren Straßen nicht sieht,
die geschlossenen Geschäfte,
die verlorenen Dorffeste, die einst das Leben prägten.

Doch Sachsen, was du vermisst, liegt in deinen Händen.
Demokratie ist mehr als Hoffen auf Wunder,
mehr als Warten auf die Lösung von außen.
Sie ist Eigenverantwortung, sie ist das Wir.
Die Politik kann Türen öffnen, Förderungen bereitstellen,
doch durch diese Türen müssen wir selbst gehen.
Wir müssen Feste organisieren, Gemeinschaft pflegen,
das Leben in Dörfer und Städte zurückbringen,
mit unseren eigenen Händen und Herzen.
Denn Kultur stirbt nur dann, wenn wir sie nicht nähren,
wenn wir Verantwortung abgeben,
statt sie zu teilen, uns gegenseitig zu unterstützen,
und das bewahren, was uns ausmacht.

Sachsen, du bist aufgewühlt und enttäuscht,
in der Bitterkeit, die Gefahr sich zeigt.
Die Demagogen, sie bieten dir einfache Lügen,
versprechen, dass du nichts musst, nur folgen und trügen.
Doch dieser Weg führt nur tiefer in den Abgrund,
zur Dunkelheit, wo wir den Ausweg nicht finden,
die Populisten haben sich tief eingenistet,
in dir Wurzeln geschlagen und so dich gefangen.

Es wird harte Arbeit sein, Schritt für Schritt,
Stein für Stein die Mauern abzutragen,
die uns trennen, uns lähmen und nicht weiterbringen,
doch wir müssen die Mauer die uns teilt besiegen.
Es ist nicht unmöglich, wenn wir gemeinsam stehen,
uns gegenseitig stärken, uns nicht verlieren,
wir brauchen Mut und Hoffnung in dieser Zeit,
das Miteinander bringt uns aus der Dunkelheit.

Es braucht ein Miteinander, es braucht neuen Mut,
wieder aufeinander zuzugehen, das tut uns gut.
Kultur stärken, die uns verbindet,
die Demokratie, die uns in Freiheit findet.
Wir müssen die Kulturschaffenden unterstützen,
die für Demokratie und Miteinander einstehen,
die das Licht zurückbringen in die Orte,
die du verloren glaubst, in dunklen Tagen.

Sachsen, es wird schwer, doch du bist nicht allein,
lass uns neue Pfade finden und uns vereinen.
Zurück in ein Land, wo man Lachen wieder sieht,
wo Feste glüh’n und das Leben wieder blüht.
Nur so wirst du den Frieden finden, den du suchst,
den du so lange ersehnt, so sehr erträumt.
Erst dann wirst du erkennen, was in dir steckt,
dass du mehr bist als das, was dich bedrückt.

Mehr als die Wut, die in dir lodert,
mehr als die Angst, die deine Seele trübt,
mehr als die Verzweiflung, die dich bindet,
Sachsen, du bist stark, und das wird dich finden.

Deine Stärke liegt nicht in der Härte,
sondern im Herzen, das vergibt und singt,
erinnere dich daran, bevor es zu spät,
bevor der Hass dich endgültig verschlingt.

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