Das vermisste Lächeln
Der Londoner Andy lebt seit beinah drei Jahren in Berlin. Spaziert er durch die Stadt fällt ihm eins immer wieder auf: Die finsteren Gesichter der Deutschen. Wird hier mal wieder das so oft gehörte Stereotyp des grimmigen Deutschen ausgepackt? Während also der Italiener mit einem fröhlichen Buongiorno auf den Lippen durch die Straßen flaniert und […]
Der Londoner Andy lebt seit beinah drei Jahren in Berlin. Spaziert er durch die Stadt fällt ihm eins immer wieder auf: Die finsteren Gesichter der Deutschen. Wird hier mal wieder das so oft gehörte Stereotyp des grimmigen Deutschen ausgepackt?
Während also der Italiener mit einem fröhlichen Buongiorno auf den Lippen durch die Straßen flaniert und der Franzose sich flirtend auf den Weg zur Arbeit macht, stoffelt der Deutsche sich durch den Tag? Aber wer, der schon einmal in der Berliner U-Bahn oder im Bus saß, möchte dem Briten widersprechen? Die eigentliche Frage ist doch: Warum ist das so?
Ich starte fröhlich in den Tag, pfeife ein Liedchen und freue mich umso mehr wenn meine S-Bahn wider Erwarten dennoch einfährt. Leider will mir dann im Zug niemand mehr zurücklächeln. Ich wette aber darauf, dass sich trotzdem jeder Berliner freut wenn die S-Bahn fährt. Wenn. (auch ein Grund für Miesepetrigkeit?)
@Sebastian: Du scheinst eine – löbliche – Ausnahme zu sein. Kann mich nicht erinnern, wann ich zum letzten Mal in der Berliner S-Bahn a) jemand pfeifen gehört habe und b) jemand gelächelt hätte. Nun mag das vielleicht an meinem Gesicht liegen – oder auch daran, dass die S-Bahn so selten fährt… Tatsächlich eine gute Frage: Sind alle Berliner Miesepeter?
Ich finde es echt übertrieben zu sagen, die Deutschen seien immer nur mufflig unterwegs! Ich sag euch, gerade wenn man mit Kleinkind on the road ist, bekommt man oft ein Lächeln!! Okay, wenns Kind dann quengelt, ist es dann relativ schnell wieder auf dem Rückzug. Aber immerhin war dann nen Ansatz links im Gesicht. Manno, ihr Lächler von Berlin, sagt doch auch mal was und rettet die Lächel-Ehre!!
Der deutsche Griesgram als Grundhaltung ist doch ne solide Basis. Lächeln sparsam dosiert — da freut man sich doch umso mehr, wenn’s mal dazu kommt.
Das kann und muss am „Berliner an sich“ liegen, der sich nicht einmal im Kollektiv über den (eher seltenen) Sieg seiner Hertha freuen kann.
Ich empfehle allen mal die Stille zu genießen, die am Olympiastadion nach einem 3:0 Sieg herrscht. Der Frage eines Gästefans, wo denn hier die Leidenschaft ihre Ventile findet, wurde mit einem „det is hier immer so“ begegnet.
traurig, traurig…
Aber in Moabit lachen die Gemüsekollegen immer, wenn sie morgens ihre Ware einräumen.
Ist es also am Ende nur der „deutsche Berliner an sich“? Man weeset nich….
Lieber Andy,
aus gegebenem Anlass empfehle ich Dir den Besuch eines Heimspieles im Köln Müngersdorf, wenn (ja WENN!) der FC dort wie am Sonntag gewinnt und König Lukas die Buden macht.
Da können die Italiener ihr Buongiorno, die Franzosen ihre Flirterei und wegen mir die Briten auch ihr mieses Bier vergessen: DAS ist Freude!
So. 🙂
Ich glaube der Andy hat das mit dem Lächeln nicht auf den Fussball bezogen gemeint. Dort geht man ja hin um gemeinsam zu lachen und zu weinen oder auch zu leiden.
Es geht ja eher darum das man das Lächeln auf den Straßen, vorallem in Berlin, immer seltener sieht. Ich glaub das liegt daran das wir es einfach verlernt haben auch auf Fremde Menschen zugehen zu können. Jeder ist nur für sich und will das auch bleiben. Geht mir nicht anders. Grund dafür sehe ich im Stress der von allen Seiten auf einen einprasselt und man deswegen die Schönheit des „einfach Lebens“ vergisst oder ignoriert..
Ich denke auch, dass Verkehrsmittel wie die S- oder U-Bahn eher Stress für den Menschen bedeuten und es eine allgemeine Anspannung gibt, die nicht mit einem Lächeln einhergeht. Ob es sich dabei wirklich nur um ein deutsches Phänomen handelt kann ich allerdings nicht sagen. Ich vermute eher, dass überfüllte Bahnen überall auf der Welt für Missmut sorgen.