Der Ausdruck von Sehnsucht
… nach Veränderung der Welt fällt einem beim Besuch des weltweit größten Graffiti-Festivals mitten in Deutschland sofort ins Auge.
Es startet jedes Jahr in Wiesbaden, dauert mehrere Tage und zieht anschließend um die Welt: das Meeting of Styles, das international größte Graffiti-Festival. Jeden Sommer kommen dabei in Hessens Landeshauptstadt über 100 Künstler und Künstlerinnen aus rund 30 Nationen zusammen und besprühen aus durchschnittlich 1.500 Dosen etwa 4.000 Quadratmeter Wandfläche. Das Thema in diesem Jahr: „Kritische Masse.“
Doch nicht das kritische Wall Street Journal, sondern das kreative „Wall Street Life“ steht Mitte 2023 in Wiesbaden im Mittelpunkt der alternativen Kunstszene. Seit 25 Jahren gibt es diese einzigartige Zusammenkunft von StreetArt-Kunstschaffenden mit ihren Fans. Ihr Fokus liegt dabei auf der Vielzahl von unterschiedlichen Künstlern und Künstlerinnen, die vor aller Augen neue Kunstwerke entstehen lassen.
Internationales Szenetreffen der Graffiti-Kunst
Ich bin hier wegen einer sehr guten Freundin, die Fotos machen wollte. Und aus Liebe zu Graffiti und HipHop. Ich bin gerade erst angekommen, doch die ersten Eindrücke der Gemälde sind voll nice! Ich werde ein paar Runden drehen, um zu sehen, wie die Graffiti final aussehen. Außerdem würde ich mir den Stand mit Spezialitäten aus Eritrea gönnen, der wie jedes Jahr sehr gut sein soll.
Kasimir Dyugerov (37), Besucher und Fan
Nur die besten an die Wand
Ich bin ein Berliner, der in Bayern lebt, in Augsburg. Das ist mein erstes Meeting. Ich wollte ein bisschen herumreisen zu den verschiedenen Meetings der Welt und habe mich zunächst in Wiesbaden beworben. Hier ist ein Kumpel von mir Sponsor. Ich habe viele nette Leute kennengelernt! Die Qualität der Bilder ist herausragend und alle sind saunett. Mein Motiv habe ich aus einer Filmszene aus „Fear and Laughing in Las Vegas“ gewählt, das vor 15 Jahren mein erstes Graffiti in Zwickau war. Ich habe bereits den ganzen Film durchgemalt. Dieser Ausschnitt hat für mich zum diesjährigen Thema „Kritische Masse“ gut gepasst: Diese Computer-Dystopie – und was dies eben bei dir anrichtet. Nach so einem Festival fühlst Du Dich auch so: Fear and Laughing in… Wiesbaden!
Robert Kempe aka Mr. Said (45), Künstler
Musik, Farbe, Leidenschaft und Diversität
Das ist das erste Mal, dass ich in Wiesbaden auf dem Meeting of Styles bin. Mein Freund Amon hatte mir davon erzählt und dass viele internationale Leute, auch aus Lateinamerika, dort sein werden. Er schwärmte, dass riesige Wände bemalt würden. Nun ist es genauso, wie ich es mir vorgestellt habe. Egal wo ich hinschaue: beeindruckende Graffitis! Überall spielt Musik, jede Crew hört etwas Unterschiedliches: Hip-Hop, Rap, Ska, Techno, Brasilianisch oder andere Musikrichtungen. Es ist einfach schön hier. Nebenan ist ein Jugendzentrum, das für die Crew offen ist, viele Künstler übernachten dort. Du kannst einfach reingehen, etwas trinken oder essen und dich unterhalten. Alles ist hier sehr frei und familiär. Mit dem Besuch des Festivals wird mein Gefühl bestätigt, dass Hip Hop eine schöne Sache ist. Ich habe dadurch die Liebe zum Hip Hop aufgetankt.
Winett Ardouin (30), Begleitung der Rapper
Atemberaubende Qualität der Kunstwerke
Ich bin für heute aus Leipzig angereist, um coole Kunstwerke bestaunen zu können. Ich bin Cinematographer und nutze die Gelegenheit, um Aufnahmen zu machen, einen eigenen Film zu schneiden und gegebenenfalls zu teilen. Dazu bin ich mit einer Panasonic S5 II X und einem Sigma 24-70mm f2.8 Objektiv ausgestattet. So bin ich möglichst flexibel und kann auch in dunklen Bereichen super filmen. Bisher waren ein paar sehr geile Bilder dabei! Die Fahrt hat sich schon jetzt gelohnt.
Dave Scholze (33), Besucher und Kreativschaffender
Starke Hände für internationale Strahlkraft
Das Meeting of Styles hat einmal mehr echte Festival-Atmosphäre an den Kasteler Brückenkopf gebracht. Dafür gebührt Manuel Gerullis und allen helfenden Händen ein großes Dankeschön! Wiesbaden hat als Hochburg für Graffiti-Kunst eine internationale Strahlkraft. Gleichzeitig ist das MOS auch sehr gut in der Stadt verankert. Beispielhaft hierfür ist der Workshop mit 40 Jugendlichen in Kooperation mit den städtischen Jugendzentren.
Christoph Manjura (41), Stadtrat Landeshauptstadt Wiesbaden
Voll aufgeladen für Liebe und Details
Als Teil der Crew bin ich jedes Jahr erneut fasziniert von der krassen Kontrolle der Artists über die Dose! Wie präzise sie die kleinsten Details an die Wand bringen – Wahnsinn! Die bunten Wände lassen mein Herz hüpfen! Ich bin Manuel Gerullis, dem Organisator, unglaublich dankbar, dass er dafür sorgt, dass jedes Jahr so viele Menschen aus unterschiedlichen Ländern zusammenkommen. Sie sind in der Lage, mit viel Liebe gemeinsam die Welt kritisch zu betrachten und dies in Kunst auszudrücken. Das macht mir Hoffnung und beruhigt mich. Begleitet wird das ganze Festival durch wundervolle Beats und krassen Rap – meine Energie ist wieder aufgeladen! Ich selbst arbeite am Stand für Merchandising und erlebe wie die Augen von Kindern und Erwachsenen zu leuchten beginnen. Das macht eine solche Arbeit zum Vergnügen. Als Crew blicken wir gemeinsam auf ereignisreiche Tage zurück. Wir haben zusammen gelacht, getanzt, geweint, die Herzen ausgeschüttet. Unser Zusammenhalt hat mir Freudentränen in die Augen getrieben. Ein wunderschönes Fest für wundervolle und einzigartige Menschen. Das MOS is‘ einfach ne subbä Sach!
Janine Mattner (37), Crew-Mitglied