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Drei Bier und ein bisschen Rassismus

Von Sagwas-Redaktion / 27. Januar 2012

Unser sagwas-User Marcus hat einen bunten Bekannten- und Freundeskreis. Ausländerfeindlich ist da keiner und auch gegen Juden und Schwule hat natürlich niemand etwas. Alle sind tolerant und liberal – bis zum dritten Bier. Marcus hat beobachtet, dass – besonders wenn durch den Alkohol die Hemmungen fallen – doch viele ihre Sündenböcke hervorziehen. Dann sind es […]

Unser sagwas-User Marcus hat einen bunten Bekannten- und Freundeskreis. Ausländerfeindlich ist da keiner und auch gegen Juden und Schwule hat natürlich niemand etwas. Alle sind tolerant und liberal – bis zum dritten Bier. Marcus hat beobachtet, dass – besonders wenn durch den Alkohol die Hemmungen fallen – doch viele ihre Sündenböcke hervorziehen. Dann sind es die Türken, die Araber, die Schwulen, die Juden oder eine andere Minderheit, die irgendwie doch Schuld haben und eigentlich weg müssen.

Marcus hat recht. Leider. Gerade rechtspopulistische Ansichten und Rassismus sind keine Randphänomene, sondern breiten sich in der Mitte unserer Gesellschaft zunehmend aus. Das bestätigen wissenschaftliche Studien immer wieder. Zuletzt die im Herbst 2011 veröffentlichten „Deutschen Zustände“ vom bekannten Soziologieprofessor Wilhelm Heitmeyer. Dort ist etwa zu lesen, dass jeder fünfte Deutsche (also 20 Prozent oder knapp 16,5 Millionen) meint, „wenn andere sich bei uns breitmachen, muss man ihnen unter Umständen unter Anwendung von Gewalt zeigen, wer Herr im Hause ist.“

Politik und Medien tun ihr möglichstes um diese belegten Tatsachen zu verschleiern. So werden zum Beispiel Rechtsterroristen wie Uwe Mundlos, Uwe Böhnhart und Beate Zäpsche als Einzelgänger und Außenseiter einer ansonsten humanen und toleranten Gesellschaft dargestellt. So nach dem Motto: „Wir haben damit nichts zu tun, diese versprengte Grüppchen Durchgeknallter“ ist allein verantwortlich.

Unser User Marcus hat mit seiner Frage also den Nerv der Zeit getroffen. Nun aber interessiert uns: Habt ihr auch schon erlebt, was Marcus berichtet? Was halten ihr von seinen Beobachtungen? Ausnahme oder Regel? Diskutiert mit!

9 Antworten auf „Drei Bier und ein bisschen Rassismus“

  1. Von melanzani am 2. Februar 2012

    Ich beobachte in meinem Verwandtenkreis ein ähnliches Phänomen.
    Meiner Meinung nach wollen solche Menschen nicht akzeptieren, dass sie selbst zumindest teilweise Schuld an den Problemen haben, die sie Randgruppen in die Schuhe schieben.
    Es könnte aber auch daran liegen, dass es den Menschen gefällt sich durch solche Anschuldigungen in gewisser Weise „über“ die angeblich Schuldigen zu stellen. Vielleicht ist es diese Überlegenheit, die solche Menschen zu diesen Anschuldigungen verleiten.

  2. Von Gast5 am 18. Februar 2012

    Wir Dir Deutschen sind in der Hinsicht übersensibel. Das ist zum einen in unserer Geschichte begründet, wird zum anderen aber ganz stark durch die Massenmedien befeuert. Immer, wenn wieder ein Skandal auf der Tagesordnung steht, geht die große Suche nach Rassisten, Extremisten und Intoleranten los. Natürlich sind die Taten des NSU schrecklich und müssen Konsequenzen haben. Aber die mediale Überzeichnung führt zu wilden Beschuldigungen, auch von eindeutig Unschuldigen (Hallervorden).

  3. Von Gast3 am 18. Februar 2012

    Vor allem hat Ausgrenzung doch etwas mit dem Punkt soziale Identität und Gruppenzugehörigkeit zu tun. Wenn wir uns auf dieser Welt alle miteinander bestens verstehen wollen/sollen müssten wir uns wohl gegen Ausserirdische abgrenzen …

  4. Von Gast3 am 18. Februar 2012

    Wer hat Schuld, die Henne oder das Ei? Zu einem Streit gehören immer zwei!

  5. Von Gast1 am 18. Februar 2012

    Genau so entsteht doch Alltagsrassismus.
    Ich suche mir den Feind, den ich nicht kenne.
    Schauen wir doch mal nach Sachsen und Mec-Pomm hohe Arbeitslosigkeit und wer ist schuld- im Zweifel die Juden oder die Ausländer, obwohl es die überhaupt nicht in den Regionen. Irgendjemand muss doch schuld sein an den Problemen und Ausländer nehmen doch die Arbeitsplätze weg… Das ist leider Alltagsrassismus…

  6. Von Gast2 am 18. Februar 2012

    Was soll diese ewige politische Korrektheit? Freie Rede, das ist das was zählt!

  7. Von Gast1 am 18. Februar 2012

    Manchmal ist politische Korrektheit wichtig. Scherze über andere ja, solange sie es verstehen. Gruppen anzugreifen nein, das ist verletzten und menschenverachtend…

  8. Von Gast2 am 18. Februar 2012

    Niemand redet davon jemanden anzugreifen. Berechtigte Kritik aber muss erlaubt sein – auch gegenüber einzelnen Gruppen, egal ob Minderheit oder Mehrheit.

  9. Von Gast5 am 18. Februar 2012

    @Gast2: Meine individuelle Freiheit geht immer soweit, wie ich die Freheit anderer nicht einschränke.
    Oft sind es die Menschen, die hier in Schubladen gesteckt werden, die selber gerne in Schubladen stecken.
    Wenn wir in D mit den Türken so umgehen würden, wie die mit ihren „Separatisten“ (Kurden, Aleviten etc.) würde denen das Lachen ganz schnell vergehen. Also mal ein bisschen mehr Dankbarkeit, bitte!

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