Kinder haften für ihre Eltern?
Senior gibt es nicht mehr. Heute sind die Älteren die Generation 60+ oder Silver-Ager. Das schönste Image aber hilft nicht dagegen, dass auch der rüstigste Rentner irgendwann einmal auf Unterstützung angewiesen sein könnte. Die Palette reicht hier von Hilfe bei kleineren Alltagsproblemen bis hin zu aufwendigen Pflegeleistungen. Unsere Userin Annett beschäftigt dieses wichtige Thema und […]
Senior gibt es nicht mehr. Heute sind die Älteren die Generation 60+ oder Silver-Ager. Das schönste Image aber hilft nicht dagegen, dass auch der rüstigste Rentner irgendwann einmal auf Unterstützung angewiesen sein könnte. Die Palette reicht hier von Hilfe bei kleineren Alltagsproblemen bis hin zu aufwendigen Pflegeleistungen. Unsere Userin Annett beschäftigt dieses wichtige Thema und sie fragt sich: Sollten die Kinder sich um ihre Eltern kümmern? Wäre das nicht fair, nachdem die Eltern die Kinder groß gezogen haben? Aber was ist, wenn das selbstständige Leben des Kindes dadurch in Mitleidenschaft gezogen wird? Wo ist die Grenze von Familie und Verantwortung? Kein Thema, das einfach ist – aber eins, das uns alle auf die ein oder andere Weise betrifft. Uns interessiert Eure Meinung. Diskutiert mit!
FAZIT (redaktionell)
Die Kommentare auf das Statement unserer Userin Annett haben eine Hauptrichtung:
Wie den eigenen Eltern beiseite stehen, wenn das Verhältnis grundsätzlich nicht stimmt(e)?
So meint D. Mahler, dass die Pflege der eigenen Eltern nur Sinn mache, wenn diese sich auch tatsächlich zuvor um die Kinder gekümmert hätten. User Holly G. ist der Meinung, dass Annetts Standpunkt ja eine gute Einstellung sei, stellt aber zugleich die Frage in den Raum , was denn mit den eigenen Kindern sei, wenn man sich auch noch um die Eltern sorgen müsse. Und Charly erinnert an das alljährliche Ritual namens Weihnachten, wo viele mit großem Stöhnen und sehr widerwillig in das elterliche Haus zurückkehren, um die (dann eher vermeintliche) besinnliche Zeit gemeinsam zu verbringen.
Interessant und bemerkenswert ist der Einwand Molinaris, der darauf hinweist, dass in Zeiten maroder Gesundheits- und Pflegesysteme das soziale Netz namens Familie gefragter sei als in vergangenen Jahrzehnten. Vor dem Hintergrund von Skandalen, die leider wiederholt im Pflegebereich stattfinden, erscheint diese Perspektive besonders berücksichtigenswert. Denn trotz vieler Streitereien, familiärer Dispute und misslungener Beziehungen zwischen Eltern und Kindern: Will man seine Eltern wirklich in die Obhut eines Pflegesystems geben, in dem die Bilanz immer wichtiger erscheint als die eigentlichen pflegebedürftigen Personen?
Es erscheint wie ein Dilemma und eine endgültige Lösung, die auf alle übetragbar wäre, ist nicht in Sicht. So erscheint Annetts Aussage in neuem Licht: Welche und wieviel Verantwortung jeder für seine Eltern übernehmen möchte, muss man selbst entscheiden.
Annett hat recht, es wäre besser, wenn wir auf unsere Eltern eingehen und uns um sie kümmern würden. Aber das kann nur dann gelten, wenn die Eltern sich vorher auch um die Kinder gekümmert haben. Was wenn die sich selbst verwirklicht haben, während die Kinder klein waren. Haben dann die Kinder immer noch eine Verpflichtung sich um die Eltern zu kümmern?
Annett hat absolut recht. Familien müssen sich umeinander kümmern. Dazu sind sie da. Und das nicht nur in guten Zeiten, sondern auch in den schlechten. Und sicher ist das nicht immer einfach, aber dennoch muss man dann helfen. Ich glaube viele machen das ja auch. Wäre das nicht so, dann würden unsere Gesellschaft zusammenbrechen – das marode Gesundheits- und Pflegesystem jedenfalls kann nicht auffangen, was Familien leisten sollten.
Ich bin da zwiegespalten. Was ist denn mit dem eigenen Leben und den eigenen Kindern? Die sollen ja auch nicht zu kurz kommen. Denn sonst lässt man es an denen aus und das ist sicher nicht fair. Ich finde daher, dass jeder selber für seine Altersvorsorgung sorgen soll – und das rechtzeitig. Das ist jedermanns Verantwortung und sie sollte nicht auf die eigenen Kinder abgewälzt werden.
Das ist ein schöne Idee, so grundsätzlich. Aber die funktioniert nur da, wo auch Familie funktioniert. Und wenn ich mich so umsehe, dann muss ich leider feststellen, dass Familie nicht wirklich ein Erfolgsmodell ist. Gerade an Weihnachten war es wieder wunderbar zu beobachten. Das Stöhnen, weil sie wieder zu den Eltern oder Schwiegereltern müssen, das zählen der Stunden und bloss raus da. Und um die Menschen, die man nicht mal zwei Tage am Stück aushält soll man sich dann kümmern, wenn sie alt, vergesslich und pflegebedürftig sind? Das klappt nicht.
Ich finde Annett hat recht. Es ist einfach eine familiäre Pflicht sich umeinander zu kümmern. Das kann man nicht so einfach auf die Gesellschaft abwälzen und sagen, das geht mich nichts an. Natürlich wäre es am besten, wenn jeder selber für sein Alter vorsorgt – aber selbst wenn das kein Problem ist – das menschliche, die Zuwendung, das sollte von der Familie kommen. Dazu sind Familien ja schließlich auch da.
Ich stimme Ihnen zu, Annett!
Aber die meisten Verhältnisse sind doch so zerrüttet, wie soll sich da die Motivation für eine gemeinsame Zeit ergeben, die für die Eltern den Lebensabend bedeuten?