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One-Night-Stands und ihre Risiken

Von John Kazadi / 22. August 2024
picture alliance / Zoonar | Natalia Ramenskaya

Sexuelle Begegnungen ohne Verpflichtungen liegen gerade bei jungen Menschen im Trend. Unverbindliche One-Night-Stands – oder sogenannte „Hook-Ups“ bergen aber erhebliche emotionale und körperliche Risiken. Heute möchte ich über die oft verschwiegenen Kosten unverbindlicher One-Night-Stands sprechen.

Es gibt so viele Dinge, die Anziehung auf junge Menschen ausüben – besonders in einer Welt, die immer digitaler wird und in der buchstäblich jeder Service mit einem Klick zu haben ist. Habt ihr schon mal von dem Phänomen der „Hook-Ups“ gehört? Insbesondere bei Menschen unter 25 ist das ein wahrer Trend. Wer sich nicht damit identifiziert oder nicht mindestens einmal in der Woche mitmacht, gilt als prüde und läuft Gefahr, vom Freundeskreis ausgeschlossen zu werden.

Die meisten Menschen unserer Generation sind Teil dieser Hook-Up-Kultur. Auf ihre Wahrnehmung von Sex hat das allerdings Auswirkungen, die keineswegs positiv sind. Es ist deshalb wichtig, dass wir verstehen, was eine solche Kultur der Unverbindlichkeit für junge Menschen bedeutet. Wir müssen uns ihrer Gefahren bewusst sein und einen Weg finden, mit ihr umzugehen.

Aber Vorsicht: Wenn man mit Menschen im Alter von 15 bis 20 Jahren darüber spricht, wird man merken, wie tief verwurzelt diese Kultur und Praxis bereits in dieser Generation ist. Zumindest war das meine Erfahrung, als ich es vor einer Weile versuchte.

Die Gefahren von Hook-Ups

Bevor wir zu den Schäden kommen, die diese Kultur anrichtet, lasst uns zunächst darüber reden, wie wichtig es ist, die Person zu kennen, mit der man gerne Sex haben möchte. Im Fall von Hook-Ups sprechen wir über Sex zwischen Menschen, die einander kaum oder gar nicht kennen. Für mich ist es unverzichtbar, einen Menschen zu kennen, mit dem man sexuell intim sein möchte. Nicht zuletzt, weil es einem ein Gefühl der Sicherheit gibt, wenn man zum Beispiel über eine gesundheitsbezogene Frage sprechen muss oder möchte.

Die Hook-Up-Kultur in ihrer derzeitigen Form ist eine Gefahr für viele junge Menschen, insbesondere, was sexuell übertragbare Krankheiten betrifft. Wie läuft ein Hook-Up normalerweise ab? Meistens passiert es auf Partys oder in Clubs. Alkohol spielt wegen seiner enthemmenden Wirkung oft eine Rolle. Viel zu viele Hook-Ups passieren unter Alkoholeinfluss. Später, wenn man wieder nüchtern ist, bereut man es oft – nicht zuletzt, weil man sich dem Risiko sexuell übertragbarer Krankheiten wie HIV oder Gonorrhoe ausgesetzt hat.

Aufklärung und Bewusstseinsbildung

Jede Person entdeckt ihre Sexualität und ihr Verhältnis zu Intimität auf ihre eigene Weise. Als jemand, der in einem ländlichen Gebiet in Afrika aufgewachsen ist, hatte ich nie die Gelegenheit, mit meinen Eltern über Themen rund um Sexualität zu sprechen. Das heißt nicht, dass ich keine guten Eltern habe. Die meisten afrikanischen Eltern sind einfach der Auffassung, dass man mit seinen Kindern nicht über Sexuelles spricht. Viele scheuen sich davor oder lenken ab, sobald die Sprache auf dieses wichtige Thema kommt. Das Ergebnis ist, dass wir Kinder auf anderen Wegen und unter ganz anderen Umständen mit Sexualität konfrontiert werden – ohne dass wir gleichzeitig lernen, welche ethischen Aspekte damit einhergehen.

Dieses Schweigen zum Thema Sex stellt ältere Kinder und Jugendliche vor Probleme. Mit dem Aufkommen neuer Technologien wird die jüngere Generation oft schon vor dem Teenageralter mit sexuellen Inhalten konfrontiert. Das ist auch in dem Land so, aus dem ich komme. Deshalb ist es umso wichtiger, Kindern das Thema Sexualität auf konstruktive Art näher zu bringen, um sie vor Gefahren zu schützen. Ich glaube, dass ein Mangel an Bildung und Wissen zum Thema Sexualität viele Leben gefährdet und oft sogar zu Todesfällen geführt hat. Viel zu viele Jugendliche treffen falsche, uninformierte Entscheidungen, weil sie zu wenig oder gar keine politische Bildung und sexuelle Aufklärung erhalten haben.

Zu schüchtern, um drüber zu sprechen?

Ich kann mich noch erinnern, wie es war, als ich zum ersten Mal mit Sex in Kontakt kam. Ich traute mich nicht, jemand Älterem meine Fragen zu stellen. Ich wusste nichts über die Gefahren von ungeschütztem Sex, und da es sich um ein Tabu handelte, wusste ich auch nichts von den vielen Varianten und Schattierungen dieses ach so verbotenen Akts. Ich wusste nur grob, wie es geht, und der Spaß war alles, was ich wollte. Damit setzte ich mich unbewusst großen Gefahren aus – bis ich im Alter von 16 Jahren in der Schule Sexualkundeunterricht hatte. Was für ein Glück! Aber was ist mit den tausenden Jugendlichen, die keinen Zugang zu diesem Unterricht haben? Wie können wir dafür sorgen, dass wir ihre sexuelle Aufklärung nicht einem digitalen Raum überlassen, der voller willkürlicher Fakten ist, aber so gut wie kein grundlegendes oder zuverlässiges Wissen vermittelt?

Sex ist für viele junge Menschen ein Schritt in die Welt des Erwachsenseins. Hook-ups ermöglichen spontanen, unkomplizierten Sex, den man anderweitig gewiss nicht so einfach haben könnte, und mit dem man angeben kann.

Deshalb möchte ich Eltern ermutigen, das Gespräch mit ihren Kindern, insbesondere Teenagern, zu suchen und die Ersten zu sein, die mit ihnen über Sex, seine Gefahren und seine ethischen Aspekte sprechen. Mit der Moralkeule erreicht man Jugendliche aber natürlich nicht. In vielen afrikanischen Gemeinschaften glauben Menschen immer noch, Sex mit Kondom sei eine Sünde. Diese Auffassung setzt Menschen der Gefahr sexuell übertragbarer Krankheiten aus, wird aber immer noch von Generation zu Generation weitergegeben.

Wenn wir sexuelle Aufklärung betreiben wollen, brauchen wir Strategien, die uns ermöglichen, auf der Grundlage von Respekt und Vertrauen miteinander über Sex zu sprechen. Ich glaube auch, dass Schulen altersgerechte Lehrpläne zu diesem Thema entwickeln können. Sexualkundeunterricht muss mehr sein als Fakten über Reproduktion und Verhütung zu vermitteln. Zum Beispiel muss über das Thema Konsens gesprochen werden, über die emotionale Seite von Sex und über Wege, Sex zu haben, ohne sich oder andere gesundheitlichen Risiken auszusetzen.  

(Übersetzung: Bianca Walther. The English version of this article can be found here./ Die englische Versions des Artikels gibt es hier.

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