ProIm Dienste des Landes
Mit der Wehrpflicht könnte die Bundeswehr nicht nur ihr Nachwuchsproblem lösen. Junge Menschen können so auch etwas für ihr Land tun.
Vor wenigen Tagen hat die Bundeswehr ihren Jahresbericht veröffentlicht. Fazit: Es sieht schlecht aus. Zu wenig Geld, veraltetes Material, Engpässe bei den Uniformen und zu wenig Personal. Viel zu wenig.
„2016 gab es die kleinste Bundeswehr aller Zeiten“, stellt der Wehrbeauftrage Hans-Peter Bartels von der SPD fest, der im Bundestag als Beschwerdeinstanz für Soldaten dient. Nur etwa 175.000 Soldaten waren laut offiziellen Statistiken im Dienst. Dabei brauche die Bundeswehr gerade jetzt viel Personal, weil es neue Aufgabenbereiche wie die Abwehr von Angriffen aus dem Internet, die Cyberabwehr, gebe.
In einigen Bereichen der Streitkräfte, so Bartels, seien nur 40 Prozent der Stellen besetzt. Auch deshalb diskutieren Politiker seit einigen Monaten über eine Wiedereinführung der Wehrpflicht. Deutschland braucht junge Menschen, die sich in den Dienst ihres Landes stellen.
Nachwuchsproblem Bundeswehr
Die Abschaffung der Wehrpflicht 2011 riss ein besonders großes Loch in die Personaldecke der Bundeswehr. Schließlich wurden in den Jahren zuvor jährlich zwischen 60.000 und 200.000 Männer und zuletzt auch Frauen eingezogen.
Die Armee schafft es seit dem Wegfall des Pflichtdienstes nicht, genügend Freiwillige anzuwerben. Zu abschreckend sind die Bilder und Gerüchte vom ruppigen Umgangston, dem Leben in der Kaserne und auch der Unterforderung in einigen Bereichen. Skandale wie der über sadistische Rituale einer Elite-Einheit in Baden-Württemberg befeuern das miserable Image: die Bundeswehr – eine männergeprägte Chauvinisten-Truppe.
Dem eigenen Land dienen
Die Bundeswehr hat ein Image-Problem. Um attraktiver zu sein, braucht sie gute PR. Ein Schritt in die richtige Richtung ist die Webserie „Die Rekruten“, die erfolgreich auf Youtube und einer eigenen Homepage1 läuft. Sie zeigt Wehrdienstleistende bei der Arbeit und im Kasernenalltag.
Sie beweist auch: Wehrdienst kann Spaß machen und trägt zum Allgemeinwohl bei. Nach vielen Jahren Schule oder Ausbildung sollten junge Menschen dem Staat ruhig etwas zurückgeben. Es schadet nicht, sich für ein paar Monate seines Lebens nicht nur um sich selbst zu kümmern. Ganz nebenher lernen Jugendliche in der Bundeswehr Werte wie Disziplin, Freundschaft, Teamgeist und Uneigennützigkeit. Viele sind sich dieser Vorzüge nicht bewusst. Daher ist die Wiedereinführung der Wehrpflicht eine gute Maßnahme.
Jedoch: Wer sich heute gegen den freiwilligen Dienst entscheidet, fängt später an zu studieren und kommt später auf den Arbeitsmarkt als seine Altersgenossen. Das hindert viele daran, zur Bundeswehr zu gehen. Würde man die Wehrpflicht wieder einführen – vielleicht sogar für Frauen – gäbe es diesen Wettkampf um die Zeit nicht. In Israel beispielsweise sind Männer drei und Frauen zwei Jahre bei der Armee. Dort ist es völlig normal, das Studium erst mit Mitte zwanzig zu beginnen, weil es alle tun.
Der alternative Dienst
Geht es darum, dass junge Menschen ihrem Land, ihrer Gesellschaft etwas zurückgeben, kommt natürlich nicht nur ein Wehrdienst in Frage. Genauso gut denkbar wäre eine Art Arbeits- oder Zivildienst, der von staatlichen Institutionen organisiert wird.
Kleiner Vorteil: Keiner hätte das Gefühl, zu spät auf den Arbeitsmarkt zu kommen. Das soziale Verständnis in unserer Gesellschaft würde sich verbessern und die Generationen kämen wieder besser miteinander in Kontakt – alle würden davon profitieren.
(https://www.bundeswehrkarriere.de/dierekruten/)
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