DebatteFaszination Mars?
Seit jeher beflügelt der Mars die Fantasie der Menschen. Kleine grüne Männchen könnten dort leben – und in Zukunft vielleicht auch wir? Ein Überblick über den roten Planeten in Zahlen, Fakten und Mythen.
„Is there life on Mars?”, sang David Bowie 1971. Tim Burton ließ 1996 in seinem Film „Mars attacks!“ Aliens die Erde angreifen. 2015 kämpfte Matt Damon in „Der Marsianer“ auf dem roten Planet ums Überleben.
Viele Menschen machen sich gern Vorstellungen über den Mars. Schon die alten Römer haben den Nachbarplaneten der Erde wegen seiner rötlichen Farbe mit Blut in Verbindung gebracht. Seine Färbung ist wohl auch der Grund dafür, dass der Mars nach dem römischen Kriegsgott benannt wurde.
Die Farbe verdankt der Mars dem Eisenoxid-Staub – sprich Rost –, der sich auf seiner Oberfläche und in seiner Atmosphäre befindet. Anders als die Erde hat der Mars eine sehr dünne Atmosphäre: Gerade einmal 0,13 Prozent entfallen auf Sauerstoff, der Rest sind Argon mit 1,6 Prozent, Stickstoff mit 3 Prozent und Kohlenstoffdioxid mit mehr als 95 Prozent. Zum Vergleich: Die Erdatmosphäre besteht zu 78 Prozent aus Stickstoff, der Rest ist größtenteils Sauerstoff.
Eine karge und kalte Welt
Wegen der kaum vorhandenen Atmosphäre gibt es auf dem Mars keinen Treibhauseffekt. Folglich herrschen niedrige Temperaturen: 55 Grad Celsius unter Null sind es im Durchschnitt. Die Rotationsachse des roten Planeten ist aber wie die der Erde geneigt, wodurch es zu Jahreszeiten kommt. Im Sommer wird es auf der Marsoberfläche bis zu 20 Grad warm, im Winter sinkt die Temperatur dagegen bis auf minus 137 Grad.
Da der Mars kein Magnetfeld besitzt, trägt der Sonnenwind die oberste Atmosphärenschicht nach und nach ab. Flüssiges Wasser – eine Voraussetzung für Leben – kann es unter diesen Bedingungen nicht geben; es würde entweder gefrieren oder verdampfen. Wassereis befindet sich an den Polkappen und in den oberen Schichten des Mars.
Karg, frostig und zudem windig ist der rote Planet. Regelmäßig fegen Wirbel- und Staubstürme über seine Oberfläche. Letztere werden etwa drei Mal im Jahr so heftig, dass sie den Mars in eine rote Wolke hüllen.
Expeditionen schaffen Klarheit
Klingt nicht nach einer lebensfreundlichen Umgebung? Ist es auch nicht. Dennoch glaubten viele Astronomen bis Mitte des 20. Jahrhunderts, dass es auf dem Mars Pflanzen und sogar eine hoch entwickelte Zivilisation gäbe. Durch Teleskope hatten die Forscher dunkle Flächen auf dem Mars gesehen und für Meere gehalten. Hinter feinen Linien auf der Oberfläche vermuteten einige Beobachter künstlich angelegte Wasserkanäle.
Wo es Kanäle gibt, muss es auch Marsmenschen geben, dachten damals viele Schriftsteller und Comiczeichner. Sie malten sich das Marsleben mit Figuren wie den kleinen, grünen Männchen aus, die in der Gesellschaft rasch populär wurden. Der Mythos der intelligenten Bewohner auf dem Nachbarplaneten hielt sich lange – bis zum Jahr 1965. Dann stellte er sich durch Bilder, die die US-Raumsonde „Mariner 4“ vom Mars gemacht hatte, als Unsinn heraus. Auf den Aufnahmen waren lediglich Einschlagkrater zu sehen, die denen unseres Monds ähnelten.
Weitere Klarheit über das Aussehen der Marsoberfläche lieferte die Raumsonde „Mariner 9“. Zwischen 1971 und 1972 kartierte sie den Planeten vollständig: Es stellte sich heraus, dass es auf dem Mars Vulkane, Canyons und Täler gibt – aber kein Leben.
Trotz dieser Erkenntnisse hat sich das „Marsfieber“ nicht gelegt. Es hat sich nur auf die trockenen Täler verlagert, durch die einst Wasser geflossen sein könnte. Bis heute beschäftigt die Raumfahrtorganisationen ESA und NASA, ob es früher Flüsse und Seen auf dem Mars gegeben haben könnte. Die Raumsonde „Curiosity“ hat jüngst Schlammrisse entdeckt, die eine frühere Existenz von Wasser – und damit vielleicht von Leben – wahrscheinlich machen.
Wird der Mars zur zweiten Erde?
Forscher suchen jedoch nicht nur nach Spuren einstigen Lebens auf dem roten Planeten. Längst träumen manche von ihnen von einer Terraformierung des Mars. Laut Chris McKay von der NASA ließe sich der Planet vergleichsweise leicht erwärmen: Man müsste lediglich Treibhausgase in die Atmosphäre blasen. Die Wärme würde gebundenes CO2 und gefrorenes Wasser freisetzen. Pioniere könnten den Planeten anschließend bepflanzen.
Technisch sei eine Reise zum Mars bereits möglich, sagt Jürgen Herholz von der Mars Society Deutschland – einer Non-Profit-Organisation, die sich für die Erforschung und Besiedelung des roten Planeten einsetzt – im Interview mit der Zeitschrift Kulturschwarm. Die Erfahrungen mit der Internationalen Raumstation ISS haben immerhin gezeigt, dass Menschen im Weltall leben können.
Tatsächlich sei eine Reise zum Mars aber ungewisser als ein Aufenthalt auf einer Raumstation, da sich die Besatzung weit von der Erde entfernen würde, so Herholz weiter. Rund sieben Monate dauert ein Flug zum roten Planeten; mindestens zwei Jahre müssten die Astronauten auf dem Mars bleiben. Die Reise würde den Körper sehr belasten. Hinzu treten hohe Kosten und das Risiko technischer Pannen: Erst im vergangenen Jahr ist mit der Bruchlandung der Raumsonde „Schiaparelli“ eine Marsmission geplatzt.
Ob die Menschheit also tatsächlich irgendwann auf dem Mars landen wird, ist offen. Fakt ist: Sie wird weiter davon träumen.
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