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ProMit Quote gegen das Genderproblem

Von Andrea Lindner / 3. März 2017
picture alliance / DocRB_PhotoDesign/Shotshop | DocRB PhotoDesign

Wir brauchen eine Frauenquote in allen Unternehmen. Sie ebnet den Weg für benachteiligte Frauen, die mindestens so qualifiziert sind wie Männer, und wirkt damit für mehr Gleichberechtigung.

Immerhin eine teilweise Frauenquote gibt es in Deutschland: In den Aufsichtsräten von mehr als 100 börsennotierten Unternehmen müssen zu 30 Prozent Frauen sitzen. Am 1. Mai 2015 trat das „Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen“ in Kraft. Das Gesetz, so erklärte Bundesfrauenministerin Manuela Schwesig damals, soll „den Anteil von Frauen in Führungspositionen signifikant erhöhen und einen Kulturwandel in den Unternehmen anstoßen“.

Dennoch kann diese Quotenregelung nicht das Maß aller Dinge sein. 30 Prozent sind schließlich immer noch recht wenig. Außerdem gilt die Quote bisher nur in einigen wenigen großen Konzernen. Was ist mit allen anderen Arbeitgebern in Deutschland? Neben den Aufsichtsräten gibt es zahlreiche andere Führungspositionen, darunter Geschäftsführung und mittleres Management, die noch männerdominiert sind. Laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung lag der Frauenanteil in den Vorständen der 200 größten Unternehmen Ende 2016 bei nur acht Prozent.

Unter Quotenregelungen fallen auch 3.500 mittelgroße Unternehmen. Diese können sie aber willkürlich setzen. „Der Versuch mit freiwilliger Selbstverpflichtung der Unternehmen hat nichts gebracht. Deshalb halte ich inzwischen eine Quote für notwendig“, schreibt Vera Gäde-Butzlaff, Vorstandsvorsitzende der GASAG im Tagesspiegel.

Die bisher bestehenden Quotenregelungen sind zwar ein Schritt in die richtige Richtung – mehr aber auch nicht. Letztlich sollte die Hälfte der Führungspositionen von Frauen besetzt werden – das entspräche zumindest dem Anteil der Frauen in der Gesellschaft.

Gleich und gleich gesellt sich gern

Facebook-Geschäftsführerin Sheryl Sandberg beschreibt die Genderproblematik im Job in ihrem Buch „Lean in“.

Sie zeigt: Der Weg zu mehr Gleichberechtigung ist steinig, denn oft kommt es unter den Männern zur Vetternwirtschaft. Das Problem: Gleich sucht gleich. Das bedeutet, dass Männer bevorzugt andere Männer fördern. So schaffen es Frauen kaum nach oben, weil viel zu viele Führungskräfte männlich sind, die wiederum bevorzugt Männer um sich scharen. Es ist schwierig, diesen Teufelskreis zu durchbrechen.

Es gibt nur wenige Vorzeigefrauen, die anderen Frauen zeigen, dass auch sie für höhere Positionen gemacht sind. Bestimmte Branchen werden von Frauen komplett gemieden.

Besonders offensichtlich ist das in der IT. Laut einer Untersuchung der Unternehmensberatung Accenture und der Initative „Girls Who Code“ wird 2025 nur einer von fünf IT-Jobs in den USA von Frauen besetzt sein. In Deutschland liegt der weibliche Anteil einer Bitkom-Umfrage zufolge bei 24 Prozent. Im Top-Management wird die Luft noch dünner: Dort sind es fünf Prozent.

Vorbilder fehlen

Unternehmen haben also keine Frauen an diesen Positionen, weil sie schlicht keine Erfahrungswerte haben. Und Frauen streben diese Positionen gar nicht an, weil sie zum Einen nicht wissen, ob sie es können und weil sie eh keine Chance haben. Die Folge: Viele Frauen fangen schon in der Schule an, sich hinten anzustellen – vor allem unbewusst. Das Interesse von Frauen an männerdominierten Fächern wie Mathematik, Informatik und Technik nimmt einer Microsoft-Studie zufolge ab dem Alter von 16 Jahren rapide ab. Verantwortlich dafür seien Ungleichbehandlung, fehlende Praxiserfahrungen und der Mangel an weiblichen Vorbildern. Viele Berufszweige werden erst gar nicht von Frauen besetzt – das war ja schon immer so.

Frauen treten lieber gleich selbst zurück. Wahrscheinlich aus Selbstschutz. „Ich hab ja eh keine Chance und werde später einmal bei den Kindern bleiben“, denken viele schon in ihren 20-ern. Kein Wunder, dass dann ein 35-jähriger Mann schon zwei Beförderungen hinter sich hat und die Frau im gleichen Alter lieber auf ihrer Stelle bleibt und den Jobausstieg plant. Dieses Thema und die Problematik legt Sheryl Sandberg in ihrem Buch „Lean in“ da. Sie führt persönliche Beispiele und viele Studien an. Ein spannendes Buch für Frauen UND Männer.

Es liegt also nicht nur an den Männern, dass Frauen beim Aufstieg weniger Chancen haben, sondern auch an den Frauen selbst. „Sie trauen sich nicht genug. Deshalb sind Vorbilder so wichtig. Je mehr Frauen in einem Unternehmen Führungspositionen übernehmen, desto mehr fühlen sich andere Frauen ermutigt, es ihnen gleich zu tun. Es wird dann einfach selbstverständlicher“, schreibt Gäde-Butzlaff.

Eine Frauenquote ist essentiell für diese Selbstverständlichkeit. Auch sie bestätigt: Durch eine Quote würden werden Chefs gezwungen werden, ihr Beuteschema für die Besetzung einer Stelle zu erweitern. So nehmen sie auch Frauen als Kandidaten wahr und fangen an sie zu fördern. Eine umfassende Quote würde Frauen den Weg in Positionen ebnen, für die sie mindestens so geeignet sind wie Männer.

Freiwilligkeit hilft nicht

Leider haben die vergangenen Jahrzehnte gezeigt, dass Freiwilligkeit nicht hilft, um Diskriminierung zu bekämpfen. Es ist immer noch die Ausnahme, eine Frau als Vorgesetzte zu haben. Deshalb müssen gesetzliche Regelungen Abhilfe schaffen.Außerdem hilft eine Quote den Frauen, weil diese lernen, dass sie sehr wohl Chancen haben und etwas drauf haben. Männer schließlich lernen, dass sie trotzdem ihre Karriere vorantreiben können – auch mit weiblichen Kolleginnen in der oberen Führungsetage.Damit sie das lernen muss aber erst einmal Druck her! Man muss den Unternehmen zeigen, was sie selbst nicht schaffen und begreifen: Frauen sind gute Chefs und genauso wichtig für das Unternehmen wie die Männer.

Die Unternehmen müssen gewissermaßen zu ihrem Glück gezwungen werden. Denn viele Studien zeigen: Die Mischung macht’s. Führungsteams, die aus Männern UND und Frauen bestehen, sind effizienter und kreativer als rein männliche Führungsteams. Frauen bringen andere Perspektiven mit und, kommunizieren mehr im Team. und sind weniger riskant. Homogenität macht jedes Team langweilig. Außerdem schreckt es den Horizont ein. Eine Studie mit den 1.500 größten US-Unternehmen kam zu dem spannenden Ergebnis, dass Firmen mit vielen Frauen im Top-Management an der Börse mehr wert sind als Firmen, die ein eher männerlastiges Top-Management haben, wenn viele Frauen im Top-Management sitzen. Fazit: Mit Frauen im Team läuft’s also einfach besser!

Durch eine Quote könnte man frau es allen beweisen – Unternehmen, Männern und Frauen: Frauen haben es drauf. Wenn das irgendwann alle begriffen haben, wird die Quote zum Glück hinfällig.

 

Lies weiter bei…

Debatte | Wie steht es um die Frauenquote?

Contra | Eine Quote bekämpft nur die Symptome

 

 



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