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Contra„Einmal 14 Kippen zurück“

Von Yves Bellinghausen / 31. Juli 2019
picture alliance / imageBROKER | Michaela Begsteiger

Ein Pfand auf Zigaretten zu erheben, scheint eine naheliegende Lösung für zugemüllte Straßen zu sein. Aber Zigaretten eignen sich nicht für ein solches System. Und wie entscheiden wir überhaupt, wann der Einsatz von Pfand zulässig ist und wann nicht?

Ein gutes Argument gegen ein Kippenpfand liefern die Initiatoren einer vielfach beachteten Petition, Die Aufheber, eigentlich schon selbst: 200 Millionen Zigaretten würden in Deutschland pro Tag geraucht und die 200 Millionen Kippen müssten anschließend alle zurückgegeben werden – nämlich überall da, wo sie auch verkauft werden. Im Supermarkt müsste demnach neben dem Flaschen- und Dosenpfandautomaten noch ein Zigarettenpfandautomat stehen, jede Tankstelle bräuchte ein Gerät, wo die Zigarettenstummel abgezählt und geruchssicher verschwinden und auch jeder Kiosk im Land müsste die stinkenden Stummel annehmen, verwahren und selbst wieder irgendwie irgendwo loswerden.

„Eine Packung Marlboro Menthol und eine Mate, bitte. Und dann habe ich hier noch 14 Kippen, die ich gerne zurückgeben würde“, sagt die Kundin.

„Na gut, dann geben Sie mal her“, würde der Kioskbetreiber wohl antworten, sich die Einweghandschuhe überstreifen und die aufgerauchten Zigaretten zählen. Klingt das besonders praktisch oder hygienisch?

Ziemlich umständlich

Mit den Pfandflaschen funktioniert es doch auch, mag man jetzt entgegnen. Aber es gibt ein paar wesentliche Unterschiede zwischen Pfandflaschen und Zigarettenstummeln: Getränkedosen und -flaschen enthalten wesentlich größere Mengen an wertvollen Materialien – vor allem Plastik, Glas und Aluminium – als die wenigen Milligramm schweren Zigarettenfilter. 20 Cent Pfand auf eine Zigarette scheinen dabei unverhältnismäßig viel Geld, wenn man bedenkt, dass auf eine Bierflasche nur 8 Cent Pfand erhoben werden. Aluminium, Glas und Plastik sind außerdem Materialen, die sich besonders gut recyceln lassen. Würden sie einfach im Restmüll landen, dann verlöre man bei der Abfallverbrennung wertvolle Rohstoffe. Bei einem gebrauchten Zigarettenfilter hält sich der Rohstoffverlust sehr in Grenzen.

Flaschen und Dosen sind außerdem im Vergleich zu Zigaretten in der Regel eher ungiftig und man muss keinen extra Behälter mit sich herumführen, bis man mal wieder bei einer Annahmestelle angekommen ist, wo die Kippen aus dem mitgeführten Döschen herausgefummelt werden müssen. Um es kurz zu machen: Flaschen und Dosen eignen sich sehr gut für ein Recyclingsystem. Zigarettenstummel eher weniger. Sie sind dreckig, beinhalten weniger wertvolle Materialen und diese Materialien sind auch noch schwerer zu recyceln als etwa Aluminium.

Der Müll ist tot, es lebe das Pfand!?

Vor allem stellt sich aber die Frage, wo wir die Linie ziehen. Denn stört nicht eigentlich jeder Abfall? Wieso kein Pfand auf Einweggeschirr oder auf Strohhalme erheben? Warum kein Pfand auf Fast Food-Verpackungen draufschlagen? Jeder Müll nervt irgendwie. Und jeder Müll ist schlecht für die Umwelt, keine Frage. Pfand auf Zigaretten zu erheben, liegt nahe, aber lohnt es sich wirklich, für jedes einzelne Wegwerfprodukt eine eigene Pfandinfrastruktur aufzubauen?

Ich glaube, es wäre eine wesentlich elegantere Lösung, die Müllverursacher an den Kosten zu beteiligen. Warum nicht ein paar Cent „Umweltsteuer“ auf jede Packung Zigaretten erheben? Die könnten dann frei verwendet werden: Entweder könnten sie an die Stadtreinigung gehen, sie könnten in Kampagnen investiert werden, um Zigarettenraucher für das Problem mit den Kippen zu sensibilisieren. Oder sie könnten die weitere Erforschung der Auswirkungen von Zigarettenstummeln auf das Ökosystem finanzieren.

Positiver Nebeneffekt: Rauchen würde noch teurer, als es ohnehin schon ist. Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) hat eine Beteiligung der Tabakindustrie an den Entsorgungskosten im vergangenen Jahr schon ins Gespräch gebracht und will sich auf EU-Ebene dafür einsetzen. Und noch ein Pluspunkt: Die gleiche Idee ließe sich mühelos auf andere Einwegprodukte übertragen.



2 Antworten auf „„Einmal 14 Kippen zurück““

  1. Von Jens Wolf am 6. August 2019

    Weltretter ! Super
    Stellt Eure Auto s in die Ecke !!! Und helft richtig!!!!

    1. Von sagwas am 7. August 2019

      Um die Welt zu retten, bedarf es vielleicht kleiner und großer Schritte? Und vor allem auch eine Vielfalt an Ideen! Was meint Ihr?

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