Wie Technologie dabei helfen kann, Alt und Jung zusammenzubringen
Stell dir vor, es gäbe keine Technologie, keine Smartphones und kein Internet. Wie würde man über große Entfernung mit Freund_innen und Familie in Kontakt bleiben? Technologische Innovationen helfen dabei, aber wir müssen auch dafür sorgen, dass alle Generationen sie nutzen und mit ihr umgehen können. Nur so können alle Menschen von ihnen profitieren – egal, wie alt sie sind.
Ich kommuniziere kaum noch mit den Menschen, die ich vor 13 Jahren in meiner Herkunftsregion Maheba in Sambia zurückgelassen habe. Als ich ging, hatten nur die führenden Persönlichkeiten und der einzige Laden im Ort ein Handy. Und jetzt? Jetzt ist die Technologie so weit fortgeschritten, dass viele Menschen in entlegenen Gebieten, sogar auf den Dörfern, Smartphones und Internetzugang haben. Trotzdem fühle ich mich immer noch von meinen Wurzeln abgeschnitten – und von den Menschen, die mir so viel bedeutet haben.
In den entlegenen Gebieten Afrikas, wo Traditionen tief verwurzelt sind und Geschichten über Generationen weitergegeben werden, hat das Aufkommen moderner Technologien sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich gebracht. Mit der steigenden Verbreitung von Smartphones, Sozialen Medien und dem Internet vertieft sich die Kluft zwischen der jüngeren und der älteren Generation. Das führt zu Missverständnissen und einem Gefühl der Entfremdung. Deshalb müssen wir uns auch mit den Auswirkungen des technologischen Fortschritts auf das Verhältnis zwischen den Generationen in ländlichen Gebieten Afrikas befassen. Dazu gehört, dass wir persönliche Erfahrungen und Beobachtungen austauschen und gemeinsam nach Lösungen suchen.
Die Auswirkungen von Technologie in entlegenen Gebieten
Eine der größten Herausforderungen für entlegene Gebiete in Afrika ist die digitale Kluft zwischen Jung und Alt. Während die jüngere Generation die Technologie als Mittel für Kommunikation, Bildung und sozialen Umgang nutzt, tut die ältere sich oft schwer, sich an diese neue digitale Landschaft anzupassen. In vielen Dörfern auf dem Land ist der Zugang zu zuverlässigem Internet nach wie vor begrenzt, was die Kluft zwischen den Generationen weiter vertieft.
Ich bin in Afrika aufgewachsen und habe die Auswirkungen der Technologie auf die Menschen um mich herum hautnah mitbekommen. Als Heranwachsender habe ich die Chancen, die die Technologie eröffnete, bereitwillig ergriffen. Über die Sozialen Medien habe ich mich mit Freund_innen und Verwandten auf der ganzen Welt vernetzt. Die Älteren im Dorf begegneten der neuen Technologie hingegen mit Skepsis und Misstrauen. Zum Beispiel habe ich immer wieder versucht, über die Sozialen Medien mit meinen Verwandten zu Hause in Kontakt zu bleiben, aber sie kommunizieren immer noch lieber von Angesicht zu Angesicht oder mit traditionellen Kommunikationsmitteln.
Ist Technik auch Kultur?
Ich bin fest davon überzeugt, dass das Festhalten an Bräuchen den technologischen Fortschritt hemmt. Eins der größten Dilemmata in ländlichen Gebieten Afrikas ist die Spannung zwischen der Wahrung kultureller Traditionen und der Akzeptanz technologischer Fortschritte. Während die ältere Generation mündlicher Überlieferung, traditioneller Musik und persönlichen Treffen großen Wert beimisst, tendiert meine Generation zu Smartphones, Videogames und virtueller Interaktion. Diese unterschiedlichen Werte führen in Familien und Gemeinschaften oft zu Missverständnissen und Konflikten. Mein Vater wurde sogar von seinen eigenen Urgroßeltern fallengelassen. Als Arzt hatte er so viele Verpflichtungen, dass er nicht oft Urlaub nehmen konnte. Nun gibt es in meiner Kultur jedes Jahr zur Jahresmitte eine große Stammesversammlung, und von allen wird erwartet, dass sie daran teilnehmen. Mein Vater kündigte an, dass er sich virtuell dazuschalten würde – was ihm prompt als respektloses Verhalten ausgelegt wurde. Später wurde er sogar aus dem Stamm ausgeschlossen.
Deshalb scheue ich mich jetzt davor, neue Technologien oder digitale Tools für mehr Effizienz oder bessere Kommunikation in meinem Dorf vorzuschlagen. Ich habe Angst, dass es Widerstand gegen diese Veränderungen geben wird, weil man vertraute und etablierte Methoden vorzieht. Aber muss es wirklich so sein? Gibt es vielleicht Alternativen oder Lösungen, wie man diese Mauer durchbrechen und eine Brücke bauen kann?
Eine Lösung, die ich mir vorstellen könnte, wären generationenübergreifende Lernprogramme, die Ältere und Jüngere zusammenbringen, damit sie ihr Wissen und ihre Erfahrungen miteinander teilen. Solche Programme würden Dialog und gegenseitigen Respekt fördern und damit einen Beitrag dazu leisten, Spaltungen zu überwinden und ein neues Gefühl der Einheit zu vermitteln.
Wie man Technologiebewusstsein fördern kann
Um diese Lösungen praktisch umzusetzen, müssen Menschen aus dem Bildungsbereich, führende Köpfe aus den Gemeinden und innovative Technologieunternehmen zusammenarbeiten. Es braucht Initiativen, die generationenübergreifende Kommunikation und Kooperation fördern. Lokale Schulen und Vereine könnten zum Beispiel Workshops veranstalten, in denen Schüler_innen der älteren Generation beibringen, wie man Smartphones und Computer nutzt. Die Älteren könnten gleichzeitig den Jüngeren ihre Geschichten erzählen und ihr Wissen vermitteln. Ich bin überzeugt, dass wir mit so einem Ansatz Räume für sinnvolle Kommunikation schaffen können, in denen sowohl die Möglichkeiten der Technologie zur Stärkung des familiären Zusammenhalts genutzt als auch kulturelle Traditionen bewahrt werden können. So können Missverständnisse ausgeräumt und Konflikte zwischen den Generationen gelöst werden.
Die Zurückhaltung, mit der die ältere Generation digitale Tools akzeptiert, und der Widerstand gegen Veränderungen stellen uns vor erhebliche Herausforderungen. Ältere Menschen sollten ein waches Interesse an Technologien pflegen, statt sich ihnen zu verweigern, denn die Welt wird immer digitaler. Mangelndes technologisches Wissen wird in Zukunft mit Sicherheit eine Barriere sein. Wenn ich daran zurückdenke, wie abgeschnitten ich mich von den vertrauten Gesichtern meines Dorfes fühlte und wie sehr ich mich nach ihnen sehnte, dann geht mir auf, wie tiefgreifend der technologische Fortschritt unser aller Leben verändert hat.
Indem wir anerkennen, dass es wichtig ist, Bräuche und Traditionen zu wahren und gleichzeitig technologischen Fortschritt anzunehmen, können wir ein Gleichgewicht schaffen, das Verbindungen und Verständnis zwischen Alt und Jung fördert. Durch persönliche Erfahrungen, Beobachtungen und proaktive Lösungen können wir den Weg für eine inklusivere und besser vernetzte Zukunft für alle Generationen in Afrika schaffen. Die Zeit sollte für die Älteren nicht stillstehen, während wir in eine sich immer schneller verändernde Welt geworfen werden, die sie noch nicht einmal ansatzweise verstehen.
(Übersetzung: Bianca Walther. The English version of this article can be found here./ Die englische Versions des Artikels gibt es hier.)