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Breitband fürs Land

Von Daniel Lehmann / 19. November 2015
picture alliance / photothek | Florian Gaertner

Wir befinden uns im Jahre 2015 nach Christus. Ganz Deutschland profitiert von den Vorzügen einer schnellen Internetverbindung. Ganz Deutschland? Nein! Die unbeugsamen „weißen DSL-Flecken“ im ländlichen Raum hören nicht auf, die armen Bewohner mit langen Ladezeiten und niedrigen Downloadraten zu quälen…

So oder so ähnlich könnte man anfangen, wollte man die Geschichte der Digitalisierung in der Bundesrepublik im Stile eines Asterix&Obelix-Comics erzählen. Mit dem Unterschied, dass René Goscinnys und Albert Uderzos Gallier die Guten darstellen, während der lückenhafte Breitbandanschluss nicht nur nervt, sondern der Bevölkerung und der Wirtschaft sogar schadet.

Das belegt die kürzlich veröffentlichte Studie „Monitoring-Report Wirtschaft Digital“ von TNS Infratest und dem ZEW Mannheim für das Bundeswirtschaftsministerium. Laut dieser liegt Deutschland im Ranking der zehn stärksten digitalen Wirtschaftsmächte nur auf Platz 6. Dabei gehört die digitale Wirtschaft laut Ministerium „neben den Branchen Maschinenbau, Automobilindustrie und Elektrotechnik-/Elektronikindustrie zu den größten“. Das zeigen der Umsatz von 221 Milliarden Euro und die mittlerweile mehr als eine Million Beschäftigten in dem Bereich.

Angeführt wird das Ranking von den USA, Südkorea, Großbritannien und China. Allein die Vereinigten Staaten stellen laut Statista mit Apple, Google, Facebook und Amazon gleich vier der fünf weltweit größten Internetunternehmen. Vergleichbare Firmen sucht man hierzulande vergeblich. Ursachen dafür liegen zum einen in der unzureichenden Förderung von Existenzgründern im digitalen Start-up-Bereich. Viel elementarer sind allerdings die Versäumnisse in infrastruktureller Hinsicht.

Südkorea hat das schnellste Netz

So wird im aktuellen „State of the Internet Report“ des Technologieunternehmens Akamai die durchschnittliche Internetgeschwindigkeit in Deutschland mit 10,7 Megabit pro Sekunde aufgeführt. Das genügt, um große Internetseiten schnell zu laden. Der Download eines hochauflösenden Kinofilms mit einer Größe von rund acht Gigabyte dauert hingegen schon mehr als anderthalb Stunden.

In Südkorea, das mit einer Geschwindigkeit von 23,1 Megabit pro Sekunde das schnellste Netz der Erde hat, wäre der Download in 45 Minuten erledigt. Selbst die schnellsten europäischen Länder Schweden (16,1 Mbit/s), Schweiz (15,6) und die Niederlande (15,2) liegen klar vor Deutschland.

Nach den Plänen der Bundesregierung soll daher der Breitbandausbau in den kommenden drei Jahren verstärkt vorangetrieben werden. „Mit dem Bundesförderprogramm für den Breitbandausbau schließen wir die weißen Flecken auf der Landkarte“, so Alexander Dobrindt, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur. „Insgesamt nehmen wir für die Förderung 2,7 Milliarden Euro in die Hand. Das Geld investieren wir gezielt in Regionen, in denen sich der Netzausbau wirtschaftlich alleine nicht rechnet.“ Damit würde die Grundlage dafür gelegt, bis 2018 schnelles Internet für alle Menschen in Deutschland zu schaffen.

Schnelles Internet“ heißt in dem Fall 50 Megabit pro Sekunde – fast das Fünffache der momentanen Durchschnittsgeschwindigkeit. Falls dieses ehrgeizige Vorhaben tatsächlich realisiert werden sollte, werden vor allem ländliche Gebiete eine deutliche Aufwertung erfahren.

Schließlich können dann in gleichem Maße wie in den Städten digitale Anwendungen und Informationen genutzt werden. Zur „Smart City“ kommt die „Smart Countryside“ – und damit das Ende der Landflucht?

Behördengänge und Arztbesuche digital abwickeln

Der Trend der Urbanisierung lässt sich wohl vorerst nicht aufhalten, aber zumindest würden mit dem schnellen Internet gerade für Jugendliche Anreize geschaffen werden, den Heimatort nicht zu verlassen. Großes Potenzial bietet zudem der Ausbau der elektronischen Verwaltung (E-Government).

In Wohnräumen fernab von öffentlichen Ballungszentren trägt die bequeme Abwicklung von behördlichen Angelegenheiten mit Hilfe von Online-Services zur Lebensqualität bei. Überhaupt muss der Ausbau der digitalen Infrastruktur nicht an die reine Internetnutzung gekoppelt sein.

Die Bundesregierung und Projekte wie „Smart Rural Areas“ vom Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering IESE beschäftigen sich mit der „Durchdringung und Nutzung digitaler Dienste“. Im medizinischen Bereich bedeutet das eine bessere Vernetzung der Ärzte eines Patienten, um beispielsweise Daten zur Krankengeschichte schnell anfordern zu können, ohne dass der Patient dafür vorstellig werden muss. Denkbar ist auch die Einrichtung einer zusätzlichen Kommunikationsmöglichkeit für den Notfall, sollte das Telefon nicht funktionieren oder außer Reichweite sein.

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