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Von Freunden und gefärbten Haaren

Von David Sahay / 6. Mai 2015
picture alliance/dpa | Jens Büttner

Politik ist, wenn Politiker reden, damit Journalisten etwas zu schreiben haben. Unser Autor hört nicht zu. Was zu schreiben hat er trotzdem. Zwischen Geheimdiensten, Mietpreisen und gefärbten Haaren behält er immer den Überblick.

In der vergangenen Woche hat sich einmal mehr gezeigt: schön, wenn man Freunde hat. Da kann man sich immer gegenseitig helfen. Wenn man eine Frage hat zum Beispiel. Oder mehr über 690.000 Telefonnummern wissen will.

Telefonnummern und Mails von französischen Diplomaten, EU-Institutionen und Mitarbeitern europäischer Regierungen – alles spannende Daten. Deshalb half der deutsche Bundesnachrichtendienst (BND) gerne, als der amerikanische Geheimdienst NSA zwischen 2002 und 2013 um Mitarbeit bat. Mit mindestens 12.000 Suchbegriffen konnte der BND aushelfen. Das war den Jungs, die gerne heimlich arbeiten, später etwas peinlich. Die Suchanfragen wurden gelöscht.

Jetzt will von allem natürlich wieder keiner etwas gewusst haben. Außer der Untersuchungsausschuss des Bundestags vielleicht; der hätte schon ganz gerne gewusst, wie sehr der BND der NSA geholfen hat. Um das herauszufinden, haben die Parlamentarier fast alle Akten von der Bundesregierung bekommen. Nur läppische 3.300 Seiten fehlen. Die gibt es erst, wenn Obama sein Okay gibt. Aber so gut befreundet sind alle dann wohl doch wieder nicht.

Gauck gibt sich als Gönner

Währenddessen gab sich Bundespräsident Joachim Gauck in der Griechenlandfrage als Gönner. In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung sprach er sich dafür aus, „Möglichkeiten von Wiedergutmachung auszuloten“. Sie erinnern sich: Vor rund einem Monat hat der griechische Zahlen-Zampano Dimitris Mardas den Taschenrechner gezückt und ein bisschen hin und her gerechnet. Als Entschädigung für die Verbrechen der Nazis im Zweiten Weltkrieg wollte er 279 Milliarden Euro von Deutschland.

Etwas weniger also als das deutsche Bundesministerium für Finanzen im Jahr 2015 auf den Kopf hauen wird. Die Bundesregierung wollte von Reparationszahlungen erst einmal nichts wissen. Dabei lieferten die Griechen gleich die Spitzenidee mit, statt lange auf Geldüberweisungen zu warten einfach deutsche Immobilien einzusacken!

Dass Joachim Gauck nun Möglichkeiten von Wiedergutmachung ausloten möchte, kann also nur eines bedeuten: Der Alte räumt die Bude, Schloss Bellevue geht an die Griechen! Noble Geste. Denn bei den stetig steigenden Immobilienpreisen in Berlin muss Dimitris Mardas nur ein wenig warten – schon sind die Reparationen geleistet.

Pärchen-Shoppen im Baumarkt

Zum Ende der Woche dann ein großes Missverständnis: Angeblich vereitelte die Polizei einen Terrorangriff. Sogar ein Radrennen wurde abgesagt. Bloß, weil sich ein vermeintliches Terror-Pärchen Wasserstoffperoxid im Baumarkt ergaunert hat, sollen sie gleich einen Anschlag geplant haben.

Sicher, mit Wasserstoffperoxid lassen sich Bomben bauen. In diesem Fall aber ist doch klar, was die beiden mit drei Litern Wasserstoffperoxid wochenlang planten: Das Große Haarefärben!

Ich vermute, das Ehepaar wurde aufgrund ihrer dunklen Haare ständig für Terroristen gehalten. Selbst beim Pärchen-Shoppen im Baumarkt wurden sie skeptisch beäugt und gleich der Polizei gemeldet. – Eine Tönung musste her.

Und um das Ergebnis gleich richtig zu feiern, werden sie allerhand Partykracher besorgt haben. So fand die Polizei neben dem Peroxid ein Übungsgeschoss für eine Panzerfaust, eine kleine Rohrbombe und Teile des Sturmgewehrs „G3“. Letzteres ist der Vorgänger des „G36“. Dem Gewehr, das die Bundeswehr nicht mehr haben will, weil es nie trifft, wo es soll. Insofern vielleicht doch ganz gut, dass die Polizei bei dem Ehepaar vorbeigeschaut hat. Nur um sicherzugehen, dass sich niemand verletzt.

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