Do widzenia, Warszawa!
Eine Woche Warschau liegt nun hinter mir. Ich habe viele Eindrücke gewonnen und konnte hinter die eine oder andere Kulisse blicken, um die polnische Sicht auf die Dinge zu erkunden. Ein Erfahrungsbericht.
Als ich in Warschau ankam, wurde ich von Hochhäusern und größtenteils unverständlichen Schildern begrüßt. In Warschau muss man ein bisschen suchen, bis man die schönen Plätze entdeckt.
Das neue Berlin zwischen Pierogi und Fastfood
Der erste Abend in Warschau sollte mit typisch polnischer Küche beginnen. Ich ging in eine Milchbar, eine Art Kantine, ein Überbleibsel aus kommunistischen Tagen. Übrigens: Ein weiteres Überbleibsel aus dieser Zeit ist eines der Wahrzeichen Warschaus, der Kulturpalast in Sowjetarchitektur. Eines der polnischen Nationalgerichte: Pierogi, auf Schwäbisch Maultaschen. Natürlich findet man viele polnische Restaurants in Warschau, aber auch die internationale Küche und Fastfood- sowie Supermarkt- und Textilhausketten sind hier sehr präsent.
Im Kino laufen die meisten Filme nur auf ihrer Originalsprache Englisch mit polnischen Untertiteln. Auch im Radio werden fast nur englische Songs und internationale Charts gespielt.
Die Infrastruktur und die kulturellen Angebote in Warschau sind sehr gut, es wird viel gebaut. Auch deshalb wird Warschau oft als das „neue Berlin“ bezeichnet. Das merkt man auch an den steigenden Mietpreisen. Warschau kommt sehr westlich, teilweise sehr amerikanisch daher; das mag auch an den besonderen Beziehungen zu den USA liegen. Hier trifft Ost auf West. Doch man ist auch stolz auf seine Nationalität. Es ist wenig direkter EU-Bezug zu sehen, dafür umso mehr Geschichtsbezug, was bei der polnischen Geschichte, die eng mit der europäischen Geschichte verbunden ist, nicht verwundert.
Gestern, auf dem Weg zum Bahnhof, querte ich eine Straße, ohne auf Ampeln und Zebrastreifen zu achten. Schwups saß ich auf der Rückbank eines Polizeiautos, beantwortete Fragen zur Flüchtlingssituation in Deutschland und hatte die Wahl: 50 Zloty bezahlen oder auf die Polizeiwache mitkommen und heute vor Gericht erscheinen. Ich entschied mich für die umgerechnet rund 12 Euro. Andere Länder, andere Sitten … In diesem Sinne: Do widzenia, Warszawa! Auf Wiedersehen, Warschau!