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Sozialdemokratie und Kirche in Polen – ein Exkurs

Von Leonie Haueisen / 11. Oktober 2015
Foto: Leonie Haueisen

Beim Gespräch mit Bartosz Rydliński vom SLD (Bund der Demokratischen Linken)-nahen Ignacy-Daszyński-Zentrum habe ich ihn nach der polnischen Sozialdemokratie und der Rolle der Kirche in Polen gefragt.

In den Jahren 2003 und 2004 seien viele Probleme für die SLD, die bis zum EU-Beitritt Polens 2004 mitregierte, aufgetreten, meint Rydliński. Nur eines davon sei der Korruptionsskandal 2003 gewesen. „Die SLD bestand bis 2005 vor allem aus Post-Kommunisten und ehemaligen Solidarnosc-Mitgliedern, die SLD wurde und wird als post-kommunistische Partei wahrgenommen und teilweise missverstanden“, sagt Rydliński.

Die SLD versuchte, die positiveren Seiten des kommunistischen Systems aufzuzeigen. Es sei zwar nicht demokratisch gewesen, habe aber den Wohlfahrtsstaat eingeführt und beispielsweise die nach 1945 fast komplett zerstörte Warschauer Altstadt rekonstruiert. Nach der Wahl 2005 gab es zwei große Parteien, die PO und die PiS, liberal gegen konservativ, und die SLD spielte keine große Rolle mehr, wurde nicht mehr ernstgenommen.

Wie auch in Deutschland spielen die kleineren Parteien beispielsweise bei Fernsehdebatten keine Rolle. Für die bevorstehenden Wahlen rechnet Rydliński mit einem Ergebnis zwischen sechs und zwölf Prozent für die SLD. Die Hürde für Koalitionen, um ins Parlament einzuziehen, liegt bei acht Prozent. Rydliński ist davon überzeugt, dass man zuerst die Institutionen und die Erzählung ändern müsse, dann könne man die Wahlen wieder gewinnen.

Kirche Warschau
Eine der Kirchen in Warschau, nahe dem polnischen Gerichtshof und dem Denkmal des Warschauer Aufstandes. (Foto: Kevin Tiedgen)

In Polen sind 90 Prozent der Einwohner polnische Staatsbürger, 93 Prozent gehören der polnischen Kirche an. „Die polnische Kirche hat eine wichtige Rolle für die Unabhängigkeit in der polnischen Geschichte gespielt, vor allem Stefan Wyszyński und Papst Johannes Paul II.“, sagt Rydliński. Auch die Solidarnosc-Bewegung wurde von der Kirche massiv unterstützt. Heutzutage müsse Polen gegen nichts mehr kämpfen und solle den polnischen Frieden und die Freiheit feiern, so Rydliński.

Unterschiedliche Realitäten

Die polnische Sozialdemokratie und die polnische Kirche wollen nicht so richtig zusammenpassen. Die Kirche sei ein wichtiger Teil des polnischen Staates, der polnischen Regierung, aber sie solle nicht die Meinung vorgeben und das Gesetz schreiben. Die Realitäten und Ziele der Kirche und des Staates seien verschieden.

Die Kirche spielte und spielt vor allem in ländlichen Regionen eine große Rolle: Früher war der Geistliche vor Ort oft wichtiger als der Bürgermeister. Heute spielt die Kirche noch immer eine wichtige Rolle, wird aber manchmal auch als Propagandamittel in der Politik benutzt.

Weichsel
Blick auf die Weichsel und das Stadion der polnischen Nationalmannschaft. (Foto: Kevin Tiedgen)

Eine Antwort zu “Sozialdemokratie und Kirche in Polen – ein Exkurs”

  1. Von Anonymous am 12. Oktober 2015

    j

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