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DebatteHintergrund: Analog trifft digital

Von Dorit Kristine Arndt / 9. Oktober 2014
picture alliance / Zoonar | Phongthorn Hiranlikhit

Trotz des Trends hin zum E-Book liegt das gedruckte Buch noch immer vielen am Herzen. Beide Versionen teilen sich den Lesermarkt. „Das Verlässlichste sind Naturschönheiten. Dann Bücher, dann Braten mit Sauerkraut“, sagte einst der Schriftsteller Arno Schmidt. Gemeint hat er natürlich das gedruckte, nicht das digitale Buch. Dennoch: Unser Lesen hat sich längst um die […]

Trotz des Trends hin zum E-Book liegt das gedruckte Buch noch immer vielen am Herzen. Beide Versionen teilen sich den Lesermarkt.

„Das Verlässlichste sind Naturschönheiten. Dann Bücher, dann Braten mit Sauerkraut“, sagte einst der Schriftsteller Arno Schmidt. Gemeint hat er natürlich das gedruckte, nicht das digitale Buch. Dennoch: Unser Lesen hat sich längst um die elektronische Version erweitert.

E-Books haben sich etabliert

Die Digitalisierung hat erst die Vertriebswege, dann die Bücher selbst erfasst. Vor ein paar Jahren erschienen die ersten E-Books. Damals stießen sie auf bescheidene Resonanz. Inzwischen ist ihre Beliebtheit deutlich gestiegen.

Laut einer Studie des Marktforschungsinstituts GfK ist der Umsatz digitaler Bücher 2013 im Vergleich zum Vorjahr um 60 Prozent auf 163 Millionen Euro gestiegen. Rund 22 Millionen E-Books wurden verkauft.

In den ersten sechs Monaten dieses Jahres ist der Umsatzanteil der E-Books auf dem deutschen Buchmarkt auf 4,9 Prozent angewachsen. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 4,2 Prozent. Der Umsatz wächst jedoch inzwischen langsamer, berichtet der Börsenverein des Deutschen Buchhandels. Die Steigerungsrate habe von Januar bis Juli nur noch knapp 13 Prozent betragen – im Vergleich zu 70 Prozent im Vorjahr.

E-Books sind unter anderem beliebt, weil sie sich einfach auf einem E-Book-Reader lesen lassen. E-Book-Reader sind leichte und handliche mobile Lesegeräte mit großem Bildschirm, die kaum Strom verbrauchen. Ihre Speicherkapazität ist enorm.

Damit ist das digitale Lesegerät eine Bibliothek, die bequem in die Gesäßtasche passt. Neun Prozent der Deutschen besitzen einen E-Book-Reader. Nur fünf Prozent sind jedoch E-Book-Käufer.

Ob man nun digital oder analog liest, ist oft von der Buchart abhängig. Bücher mit Unterhaltungswert werden oft in gedruckter Form gelesen. Sachbücher und Lexika sind zunehmend digital.

Der Eingang der Connewitzer Verlagsbuchhandlung in Leipzig. (Foto: Dorit Kristine Arndt)
Der Eingang der Connewitzer Verlagsbuchhandlung in Leipzig. (Foto: Dorit Kristine Arndt)

Das gedruckte Buch bleibt wichtig

„Wir haben in den letzten Jahren keine 20 Euro mit E-Books verdient“, sagt Peter Hinke von der Connewitzer Verlagsbuchhandlung in Leipzig. Die Nachfrage sei gering. „Wenn es ganz viele Leute gäbe, die E-Books wollten, würden wir die auch verstärkt anbieten.“

Aber wer in die Buchhandlung von Hinke kommt, sucht nichts Digitales. Die Holzdielen knarren, die Wände sind mit Einbauregalen bestückt. Sieben Reihen Bücher je Regal, davor eine Leiter zum Verschieben, damit man auch die Schmöker im obersten Fach erreichen kann. „Wir haben hier unsere eigene Welt“, erklärt Buchhändler Hinke. „Wir wollen Lieblingsbücher verkaufen.“

Diese Kaufentscheidung vor Ort mögen die Konsumenten. Der IT-Branchenverband Bitkom erfragte 2013 die Kaufpräferenzen von Lesern. Beim Erwerb eines neuen Buches entscheiden 44 Prozent der Befragten nach dem Stöbern im Buchladen, 29 Prozent vertrauen auf Empfehlungen von Buchhändlern. Auf automatisierte Buchtipps im Online-Shop achten rund 27 Prozent.

„Für Buchhandlungen unserer Art geht es um Inhalte“, sagt Buchverkäufer Hinke. „Wir wollen Inseln sein in diesen schnelllebigen Zeiten. Ich bin sicher, dass dieser Weg auch zukünftig möglich ist.“ Hinke hat sogar einen eigenen kleinen Verlag für Lyrik und Prosa mit schön illustrierten Titeln bekannter und unbekannter Autoren.

Auch Ulrich Greiner, Herausgeber des Magazins ZEITLiteratur, meint, dass gedruckte Bücher unverzichtbar sind. „Der Roman als Kunstwerk, als ästhetische Erscheinung braucht das Buch so wie der Schauspieler das Theater und der Komponist das Orchester“, äußerte er sich unlängst.

Buchwissenschaftlerin Elisabeth Böker sagt im Interview mit sagwas.net einen ähnlichen Trend voraus: „Es wird eine Ausdifferenzierung geben. Aber das gedruckte Buch ist auch nicht gestorben, als der Fernseher oder das Internet dazu kam.“

Laut Buchhändler Hinke ist die Arbeit mit dem Buch, ob nun digital oder analog, ein „täglich neuer Kampf“. „Man muss sich immer wieder neu erfinden und sich gleichzeitig treu bleiben“, sagt er.

Digitales Format als Chance und als Problem

Noch ist unklar, wie eine literarische Kultur im Zeitalter der elektronischen Verfügbarkeit konkret aussehen könnte. Google digitalisiert ganze Bibliotheken und macht sie global verfügbar.

Juristische und organisatorische Fragen müssen geklärt werden. Wie etwa wird es Verlagen gelingen, geistiges Eigentum zu schützen, herkömmliche Verwertungsmethoden anzupassen und der „Gratis-Kultur“ im Netz entgegenzuwirken ohne das Schicksal der Musikindustrie zu teilen?

E-Book animiert Nicht-Leser

Letztlich ist es vor allem auch wichtig, dass die Menschen überhaupt lesen. Manche scheinen das via Bildschirm öfter und lieber zu tun, ergibt die Umfrage des Marktforschungsinstituts GfK.

Durch das E-Book wurden rund zwölf Prozent neue Käufer zum Lesen animiert, die vor dem Wechsel zur Digitallektüre mindestens 18 Monate lang kein Buch erworben hatten.

 



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