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ContraScheine und Münzen werden uns noch lange begleiten

Von Sophia Förtsch / 31. Mai 2024
picture alliance / photothek | Ute Grabowsky

“Mit Karte bitte” ist wohl einer der häufigsten Sätze, die Kassierer:innen in Geschäften zu hören bekommen – auch ich bin chronische Kartenzahlerin. Und obwohl Kartenzahlung nicht zuletzt durch die Coronapandemie an Bedeutung gewonnen hat, bin ich der Überzeugung, dass Bargeld auch in Zukunft seine Daseinsberechtigung haben wird.

Kino und Streaming, Zeitung und Online, Einwegkamera und Smartphone – es gibt unzählige Beispiele, die beweisen, dass analog und digital nebeneinander existieren können. Natürlich leben wir im digitalen Zeitalter und Kartenzahlung ist durchaus bequemer, hygienischer und der Bezahlvorgang geht wesentlich schneller. Aber: Die Medaille hat immer zwei Seiten. Möglicherweise wird die Barzahlung limitiert, doch aussterben werden Münzen und Scheine vorerst nicht.

Die Möglichkeit, mit Banknoten zu bezahlen, wurde erstmals Mitte des 17. Jahrhunderts in Schweden eingeführt und von Deutschland übernommen. Zu der damaligen Zeit hatte das Bargeld natürlich noch einen anderen Stellenwert, jedoch zeigen sich heute im digitalen Zeitalter neben einigen Nachteilen auch weiterhin viele Vorteile von Cash. Anonymität und Datenschutz sind wohl die größten Pluspunkte beim Bezahlen mit Bargeld. Doch es gibt noch weitere Vorteile, die für das Bargeld und gegen „digital only“:

Einfachheit. Es benötigt kein Smartphone, keine funktionierende Internetverbindung oder ein Kartenlesegerät, um in Geschäften einzukaufen. Jede Transaktion kann vor Ort unkompliziert und ohne zusätzliche Technik getätigt werden.

Keine Extrakosten. Bei Cash-Zahlungen fallen keine Gebühren an. Wohingegen die Bezahlung per Karte oder kontaktloses Bezahlen oft mit zusätzlichen Transaktionskosten (für Verkäufer:innen) verbunden ist.

Keine Bürokratie. Bei einem Barkauf muss nicht nachträglich darauf geachtet werden, ob der richtige Betrag vom Konto abgezogen wurde oder ob es technische Probleme gab. Es gibt kein unnötiges Hinterherrennen.

Rabatt. Wer seine Rechnungen sofort und bar begleicht, erhält bei höheren Beträgen oftmals ein Skonto von bis zu zwei Prozent. Beispiel: Die Rechnung umfasst 1000 Euro. Bei sofortiger Bezahlung wären es demnach nur noch 980 Euro.

Es spricht also viel gegen die Abschaffung von Bargeld. Aber das ist nicht alles.

Best ager und Digitalisierung

Einen anderen guten Grund für das weitere Bestehen von Bargeld sehe ich in unserer Gesellschaft selbst. Es gibt ältere Generationen, die auf Bargeldzahlungen angewiesen sind. Nicht jeder Mensch Ü70 besitzt eine VISA-Karte oder ein Smartphone. Hinzu kommt, dass nicht jedes Geschäft Kartenzahlung ohne Mindestbetrag anbietet. Im Späti um die Ecke ist das oft erst ab einem Betrag von fünf oder zehn Euro möglich und dann auch nur mit EC-Karte. Und was ist, wenn das Kartenlesegerät mal nicht funktioniert oder der Magnetstreifen auf der Karte defekt ist? Nicht jeder Shop oder jedes Restaurant ist technisch in der Lage, Kartenzahlung anzubieten. Nicht nur in Großstädten gibt es Geschäfte und Restaurants, die nur Bargeldzahlung akzeptieren. Auch im ländlichen Raum gibt es Läden, die wieder ausschließlich auf Bargeld setzen, weil Abrechnungen per Karte mit zusätzlichen Kosten verbunden sind.

Angesichts dieser Argumente ist die Abschaffung von Bargeld meiner Meinung nach keine Option. Eine Grenze bei der Barzahlung scheint mir da wahrscheinlicher und auch sinnvoller: die Festlegung eines Maximalbetrages für Barzahlungen. Und nicht zuletzt: Mit Bargeld hat man seine Finanzen besser im Blick. 

Nur Bares ist Wahres?!

Im Jahr 2021 wurden sechs von zehn Transaktionen mit Bargeld getätigt – trotz damaliger Kontaktbeschränkungen. Zwar waren Bargeldzahlungen im Laufe der Pandemie rückläufig, die Befragten einer Studie der Deutschen Bundesbank stuften es dennoch als zuverlässig ein, schätzten den Schutz ihrer Privatsphäre und den guten Ausgabenüberblick. Insgesamt 58 Prozent der Bezahlvorgänge für Warenkäufe und Dienstleistungen wurden bar getätigt. 2017 waren es noch 74 Prozent. Ein Grund dafür dürfte die Zunahme von Einkäufen im Internet sein. Aber: „Weder Digitalisierung noch Pandemie konnten das Bargeld verdrängen. Wenn es ums Bezahlen geht, ist Bargeld in Deutschland nach wie vor mit Abstand am beliebtesten“, erläuterte Johannes Beermann von der Deutschen Bundesbank in einem Interview.

Eine friedliche Koexistenz von Cash und Karte verdeutlicht auch die weiteren Studienergebnisse: Bargeld ist nach wie vor das präferierte Zahlungsmittel. Nur vier von zehn Befragten nutzten die Zahlung mit Karte oder anderen bargeldlosen Zahlungsmittel. EC-Karten wurden mit 23 Prozent am zweithäufigsten verwendet, Kreditkarten kamen auf sechs Prozent. Vor allem größere Beträge wurden mit Karte bezahlt. Bei kleineren Geldbeträgen scheint Barzahlung bevorzugt zu werden. Die Studie der Deutschen Bank bestätigt meine Vermutung, wonach Privatpersonen durchschnittlich rund 100 Euro im Geldbeutel haben – fast genauso viel wie im Jahr 2017 (103 Euro). Zudem gaben 69 Prozent an, auch zukünftig dem Bargeld treu bleiben zu wollen. Münzen und Scheine ade? Wohl eher nicht!



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