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DebatteIst Wasser als Verkaufsgut geeignet?

Von Barbara Engels / 30. September 2019
Foto: Barbara Engels

Wasser ist eine knappe Ressource. Eine Bepreisung von Wasser könnte helfen, die Ressource besser zu verteilen. Auch andere Lösungsmöglichkeiten für dieses Problem kommen immer wieder auf den Tisch – während die Ärmsten weiter dürsten.

Der Asphalt brennt, das Thermometer steigt, der Brunnen sprudelt: Der Kölner Ebertplatz lockt besonders an heißen Tagen mit einer üppigen wasserkinetischen Plastik, die Jung und Alt Abkühlung bietet. Stündlich zirkulieren 18.000 Liter Wasser durch den neun Meter hohen und 18 Meter breiten Brunnen.

Das ist Luxus, wie Berichte über die Verfügbarkeit von sauberem Trinkwasser seit Jahren vor Augen halten. Auch im Jahr 2019 haben 2,1 Milliarden Menschen auf der Welt keinen Zugang zu sauberem und durchgängig verfügbarem Trinkwasser, bilanziert der UN-Weltwasserbericht. 844 Millionen Menschen müssen mindestens eine halbe Stunde täglich für die Wasserbeschaffung aufwenden.

„Sicheres Wasser und sichere sanitäre Einrichtungen sind Menschenrechte. Doch für Milliarden Menschen sind diese Rechte nicht verwirklicht“, sagt Ulla Burchardt, Vorstandsmitglied der Deutschen UNESCO-Kommission. „Das müssen wir ändern durch höhere und effektivere Investitionen in die Infrastruktur (…), gerechtere Gebühren sowie mehr Forschung und Innovation.“

Seit Jahrzehnten diskutieren Experten und Politiker darüber, wie Wasser in ausreichender Qualität allen Menschen zur Verfügung gestellt werden kann. Die Lage hat sich in der Tat verbessert: So wurde das für 2015 angestrebte Millenniumsziel, dass 88 Prozent der Menschheit täglich über sauberes Wasser verfügen, bereits 2012 erreicht.

Die Ungleichheit bleibt bestehen

Klar ist aber auch: Über die Jahre haben sich die Ungleichheiten manifestiert. Inga Winkler, eine Wasserexpertin, die an der Columbia University in New York lehrt, kritisierte bereits 2012 in einem Interview mit der Wochenzeitung Die Zeit, dass es rein zahlenmäßig möglich sei, das Entwicklungsziel zu erreichen, ohne die Versorgung der besonders Benachteiligten zu verbessern. „Aus menschenrechtlicher Sicht ist das problematisch“, so Winkler.

Auch 2019 gilt: Die Hälfte der Menschen, die einen unzureichenden Zugang zu Trinkwasser haben, lebt in Afrika. Und: Menschen, die aufgrund ihres Geschlechts, Alters, sozioökonomischen Status, ihrer ethnischen, religiösen oder sprachlichen Identität ohnehin diskriminiert werden, haben überhaupt seltener Zugang zu Wasser als andere. Laut den Autoren des „Weltwasserberichtes 2019“ gibt es außerdem erhebliche Unterschiede zwischen Armen und Reichen sowie Stadt und Land.

Unterschiedliche Preisschilder für Wasser

Eine vieldiskutierte Lösung der Wasserknappheit sind verschiedene Preismodelle für Wasser. Aus ökonomischer Sicht sollten Wasserpreise die ökonomische und ökologische Realität abbilden. Demnach braucht Wasser einen Preis, um die Versorgung nachhaltig zu gewährleisten und Anreize zur effizienten Nutzung zu setzen. Dieser kann je nach Verfügbarkeit variieren.

Aus menschenrechtlicher Sicht muss Wasser für diejenigen kostenlos sein, die nicht dafür bezahlen können. Ob dahinter ein privates Unternehmen oder ein öffentlicher Versorger steht, ist für die Menschenrechtler nicht relevant. Allein der Markt muss funktionieren und gutes Wasser muss für alle bezahlbar sein. Dennoch gehen die Meinungen in der Diskussion um den richtigen Preis für Wasser weit auseinander, was auch die Debattenbeiträge zeigen.

Verstecktes und sichtbares Wasser

Zentral ist auch der Preis für Trinkwasser, das nicht getrunken wird. Das meiste Wasser wird nicht direkt konsumiert, sondern geht als sogenanntes verstecktes oder virtuelles Wasser in die Produktion von Lebensmitteln und anderen Produkten ein. In einer Tasse Kaffee stecken durchschnittlich 140 Liter Wasser. 16.000 Liter Wasser braucht die Herstellung eines Kilogramms Rindfleisch. In diese Rechnung fließt neben dem Wasser zum Tränken der Tiere auch das Wasser ein, das beim Anbau der Futtermittel für die Rinder verbraucht wird.

Das virtuelle Wasser ist demnach ein wichtiger Faktor für Wasserverschwendung. Wird es mit einberechnet, verbraucht jeder Deutsche pro Tag knapp 4.000 Liter Wasser – statt 121 Litern sichtbarem Wasser. Insbesondere die Landwirtschaft ist wasserintensiv. Auf sie entfallen etwa 70 Prozent des globalen Wasserverbrauchs. Politische Anreize zum Wassersparen fehlen weitestgehend.

Wasser sparen oder nicht?

In den vergangenen Jahren wurde sogar vermehr diskutiert, ob es richtig sei, Wasser zu sparen – vor allem im trinkwasserreichen Deutschland. Ein Grund dafür: Eine geringere Wassernutzung kann zu Verstopfungen in den Rohrleitungen führen. „Dieses Problem sollten aber nicht die Haushalte lösen, indem sie mehr Wasser verbrauchen als nötig“, heißt es aus dem Umweltbundesamt. Die Wasserversorger seien kompetenter und könnten darauf reagieren.

Für die meisten Menschen in Deutschland ist Wassersparen selbstverständlich. Beim Zähneputzen stellen schon Kleinstkinder selbstständig das Wasser ab. Seit 1991 ist die Nutzung von sichtbarem Trinkwasser um 23 Liter pro Kopf und Tag gesunken. Umweltbewusstsein ist vermutlich eher ein zweitrangiger Grund dafür. Tatsächlich wollen viele Menschen Geld sparen, indem sie auf ihren Wasserverbrauch achten, denn die Wasserwerke stellen jeden Kubikmeter in Rechnung.



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